Die 13. Stunde
darunter auch Washington House.«
Shannon nahm Dreyfus’ Führerschein, betrachtete ihn und verglich das Foto mit Pauls Gesicht. Dann wandte er sich an den anderen Mann. »Und wer sind Sie?«
»Zachariah Nash. Ich bin Mr. Hennicots Privatsekretär und beaufsichtige seinen Besitz.«
»Und Sie?«, wandte Shannon sich schließlich an Nick. Je verworrener die Situation sich darstellte, desto ärgerlicher wurde der Detective.
Nick war sprachlos, als sich herausstellte, dass der Europäer, der sich Nash nannte und der ihm die Taschenuhr gegeben hatte, für Hennicot arbeitete.
Shannon wies auf Nick. »Kennt jemand von Ihnen diesen Mann?«, fragte er.
»Nein«, sagte Dreyfus.
Nash schüttelte den Kopf.
»Ich heiße Nicholas Quinn.« Nick erlangte die Fassung wieder und wandte sich Dreyfus zu. »In einer Stunde stiehlt Ihr Bruder die Waffen und Brillanten aus Shamus Hennicots Villa – und auch diesen Kasten.«
Dreyfus, Nash und Shannon tauschten Blicke, als wären sie im Traum eines Wahnsinnigen gefangen.
»Nicht diesen Kasten«, sagte Dreyfus leise und trat einen Schritt auf Nick zu.
»Natürlich! Das ist der Kasten, den Ihr Bruder aus Hennicots Safe stiehlt«, entgegnete Nick. »Ich bin ganz sicher.«
Dreyfus schüttelte den Kopf. »Der Kasten im Safe von Washington House ist ein Duplikat. Ein leerer Prototyp.«
»Was?« In Nicks Augen loderte Zorn auf.
»Mein Bruder wird diesen Kasten oder seinen Inhalt nicht in die Hände bekommen, das kann ich Ihnen versichern.«
»Warum sagen Sie ihm nicht einfach, dass Sie ihn bereits gestohlen haben?«, fragte Nick gepresst. Jetzt, eine Stunde vor dem Einbruch, ergab nichts, was er zu sagen hatte, einen Sinn.
»Wie bitte?«, fragte Dreyfus. »Ich habe den Kasten nicht gestohlen.«
»Der Kasten im Safe war also eine Attrappe?«, fragte Nick, obwohl er die Antwort bereits kannte.
»Wer sind Sie?« Dreyfus’ Gesicht zeigte Verwirrung.
Nick war am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Er hatte einen fast narrensicheren Plan geschmiedet, doch jetzt, wo sich herausstellte, dass Dreyfus und Nash zusammenarbeiteten und der Kasten im Safe eine Nachahmung gewesen war …
Nick hielt Dreyfus’ bohrendem Blick stand, ohne zu wissen, wie weit er gehen konnte, wie weit er die Frage vorantreiben konnte, ehe er den letzten Rest Glaubwürdigkeit verlor.
»Mehr als zweihundert Menschen werden heute Vormittag sterben!«, stieß Nick hervor. »Meine Frau ist unter den Toten. Sie stirbt in diesem Flugzeug wegen Ihres Bruders, Dreyfus, weil Ihr Bruder hinter dem Inhalt dieses Kastens her ist, was immer das sein mag.«
»Was reden Sie denn da?«, fragte Paul Dreyfus.
»Es tut mir leid«, sagte Shannon zu Dreyfus. Er blickte Nick an, als hätte er einen Verrückten vor sich, und ergriff Nicks Arm. »Würden Sie mich bitte begleiten, Mr. Quinn?«
»Ich bin nicht verrückt!«, rief Nick, riss sich von Shannon los und ging auf Dreyfus zu. »Hat schon mal jemand Hennicots Waffensammlung gesehen? Sie sind für die Sicherheit von Washington House verantwortlich! Sie haben das System entworfen, das dort alles schützt! Wurde jemals öffentlich gemacht, woraus seine Waffensammlung besteht?«
Dreyfus starrte ihn an. »Nein.«
»Ist die Alarmanlage, die Sie entworfen haben, jemals überwunden worden?«
»Nein«, antwortete Dreyfus.
»Also weiß niemand, dass Sultan Murads Sonderanfertigung eines Colt Peacemaker, bedeckt mit religiösen Sprüchen, in einem Schaukasten in Hennicots Kellerfestung liegt?«
Dreyfus starrte Nick an. Was er dachte, ließ sich unmöglich sagen.
»Sie waren doch eben noch dort, Paul«, sprach Nick ihn an, als wären sie alte Bekannte. »War die Vitrine unversehrt?«
Dreyfus nickte. »Worauf wollen Sie hinaus?«
»Die vierzehn verbleibenden Silberkugeln, Sonderanfertigungen, jede einzelne personalisiert, trugen einen arabischen Spruch …«
»Möge das Paradies dir verschlossen bleiben«, sagte Dreyfus langsam.
Nick griff in die Tasche, zog die Hand mit geballter Faust wieder hervor, hielt sie Dreyfus vors Gesicht und öffnete sie, sodass eine Handvoll Silberkugeln zum Vorschein kamen.
»Was soll das alles?«, fragte Shannon verwirrt.
»Sehen Sie mir in die Augen, Paul«, bat Nick inständig, ohne auf Shannon zu achten. »Ich bin nicht wahnsinnig. Ich vertraue Ihnen, und ich verstehe, wie sehr Sie sich von Ihrem Bruder verraten fühlen. Aber jemand muss ihn jetzt aufhalten, vor dem Einbruch. Er betrügt seine Komplizen, kommt hierher, stiehlt Ihr Flugzeug
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