Die 13. Stunde
und verursacht das hier.«
Nick zog Marcus’ Brief aus der Tasche, holte die Seite des Wall Street Journal aus dem Kuvert und hielt sie Dreyfus vors Gesicht.
Dreyfus nahm den Ausdruck und verlor sich in dem schrecklichen Anblick des verbrannten Feldes und dem deutlich sichtbaren Heckteil des brennenden Flugzeugwracks. Er ließ den Blick über die anderen Nachrichten schweifen, schaute kurz auf die Börsennotierungen und starrte schließlich auf Datum und Uhrzeit des Ausdrucks: 28. Juli, 16.58 Uhr. Er nahm den Blick nicht von den Ziffern, als könnten sie sich auf geheimnisvolle Weise noch ändern.
»Haben Sie es gesehen?«, fragte Nick.
»Die Uhrzeit?«, erwiderte Paul bedächtig, als versuchte er, das Unbegreifliche zu verstehen.
»Nein«, entgegnete Nick und zeigte über das Vorfeld auf die Maschine der North East Air, die am Flugsteig stand und für den Start vorbereitet wurde. »Das Heck. Die N-Nummer.«
Dreyfus blickte zu dem A 300 hinüber, auf das große, rotblaue Firmenemblem am weißen Seitenleitwerk. Sein Blick glitt zu der Registriernummer, die der eindeutigen Identifikation einer Maschine diente und auf sämtlichen Flugzeugen zu sehen sein musste. Sie lautete N95301.
Dreyfus benötigte einen Augenblick; dann blickte er wieder auf den Zeitungsausdruck, auf das Bild des geschwärzten Wracks, an dessen weißem Heck deutlich das Emblem und die N-Nummer zu erkennen waren: N95301.
»Ihr Bruder stiehlt den Kasten, den er für echt hält, aus Hennicots Safe. Er fährt hierher, um Sie zu sprechen, stiehlt Ihr Flugzeug und verursacht diese Katastrophe«, sagte Nick und zeigte auf das Bild der Absturzstelle. »Dabei findet auch er den Tod.«
»Was ist das?«, fragte Shannon und zeigte auf den Ausdruck.
Doch Dreyfus antwortete nicht. Sein Blick huschte zwischen dem Foto und dem Flugzeug vor dem Hauptterminal hin und her. Schließlich schaute er Nick an und gab ihm wortlos das Blatt Papier zurück.
Nick steckte es sich in die Tasche. Er wusste, er hatte einen Verbündeten gewonnen.
»Ihr Bruder ist vor Kurzem mit der Maschine aus Philadelphia angekommen«, sagte Nick. »Man holt ihn gerade ab.«
Nick wandte sich an Shannon. »Ihr Partner Ethan Dance hat vor, gemeinsam mit Sam Dreyfus, Brinehart, Randall und einem weiteren Detective namens Arilio in Washington House einzubrechen. Er ermordet meine Frau …« Nick hielt inne und holte tief Luft, ehe er Shannon seine Zukunft enthüllte. »Und er wird auch Sie ermorden.«
»Das reicht jetzt!« Shannon packte Nick und riss ihn herum. Mit einer blitzschnellen Bewegung legte er ihm Handschellen an; dann drehte er ihn zurück und starrte ihm in die Augen. »Sie reden wie ein Irrer.«
»Ich bin nicht verrückt!«, rief Nick.
»Ach ja? Woher haben Sie die Fotos, die Sie mir aufs Handy geschickt haben?«
»Die Fotos haben einen Datumsstempel. Eine Stunde und fünfzehn Minuten von jetzt an. Dance schießt Sie zweimal in den Bauch und setzt Sie auf den Rücksitz des Wagens, wo Sie sterben werden.«
»Detective …?«, versuchte Dreyfus sich einzumischen.
»Woher wollen Sie das wissen?«, brüllte Shannon Nick an, ohne auf Dreyfus zu achten.
»Ich habe es erfahren. Auf die gleiche Weise, wie ich erfahren habe, dass Dance ein dreckiger Mistkerl ist oder dass Sie in Ihrer Tasche einen Christopherus-Anhänger haben«, sagte Nick. »Sie und Dance haben beide die St. Christopher’s High School in Brooklyn besucht. Sie sind Vettern, und Dance hat Ihnen Ihren Job verschafft.«
»Woher, zum Teufel …« Shannon starrte Nick an.
»Haben Sie sich den Zeitstempel der Fotos angeschaut?«
Shannon dachte einen Augenblick nach, dann griff er in die Tasche, holte sein Handy heraus, klappte es auf und rief das erste Foto auf.
Schließlich blickte er Nick an. »Wie ist das möglich?«
Nick wandte sich mit bittenden Augen an Paul. »Sie wissen, was Ihr Bruder vorhat. Deshalb haben Sie den Kasten ausgetauscht. Sie haben gesehen, was passiert. Sie haben das Flugzeugheck gesehen! Sagen Sie es ihm, verdammt noch mal!«
Dreyfus blickte Nick an, Bestürzung in den Augen. Dann schaute er zu Nash, der zustimmend nickte, worauf Dreyfus sich Shannon zuwandte. »Mein Bruder trifft in diesem Augenblick mit einer Maschine aus Philadelphia ein …«
»Und Ihr Partner«, unterbrach Nick ihn, »holt ihn ab.«
In Shannons Augen spiegelte sich Verwirrung. Schließlich griff er widerstrebend in seinen Wagen und schaltete das Walkie-Talkie ein.
»Lena?«, sagte er.
»Auch dir einen
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