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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Rituale.
    In ähnlicher Weise begann Nick, die Uhr in der Hand, an die Worte zu glauben, die ein Fremder ihm geschrieben hatte, obwohl er nicht einmal sagen konnte, in welcher Sprache der Nachsatz des Briefes verfasst war. Doch er war sicher, Julias Mörder aufhalten und sie retten zu können, wenn er nur entschlossen genug darum kämpfte. Und wenn er bis 21 Uhr aushielt, würde er wissen, ob diese Hoffnung nichtig und er dazu verurteilt war, die schreckliche Stunde im Verhörraum noch einmal zu durchleben. So albern, so undenkbar das klang – Nick hatte sonst nichts, woran er sich klammern konnte.
    Plötzlich ein Ziel vor Augen, eilte er aus der Bibliothek und durch das marmorne zweigeschossige Foyer zur Haustür und legte den Sperrriegel vor; dann rannte er zu den Glastüren im Ess- und im Wohnzimmer und verschloss sie ebenfalls. Er sperrte die Seiten- und die Garagentür ab, eilte zurück in die Bibliothek und schloss die Mahagonitür, die er ebenfalls verriegelte. Er war dankbar, dass Marcus einen Sperrriegel an der Tür der Bibliothek angebracht hatte, was bei einer Innentür eher selten war – oder doch nicht, wenn man überlegte, dass in dem Raum ein Gérôme und zwei Norman Rockwells hingen.
    Nick schaute erneut auf die Uhr: Es war zwei Minuten vor neun. Er hörte, wie sie kamen und gegen die verschlossene Haustür hämmerten.
    Nick ging ans Erkerfenster und schloss die Läden, sodass es keine Möglichkeit mehr gab, in die Bibliothek zu blicken.
    Mit lautem Krachen wurde die Haustür eingetreten und schlug mit einem ohrenbetäubenden Knall auf den Boden. Marcus’ empörte Stimme erfüllte das Marmorfoyer. Ohne Zweifel war er über den Schaden und die Situation verärgert.
     Es klopfte an der Bibliothekstür.
    »Nick«, drang Marcus’ Stimme gedämpft herein, »ich bin’s. Ich habe Mitch angerufen. Er trifft uns im Polizeirevier. Aber die Detectives wollen, dass du sie begleitest … und zwar jetzt.«
    Nick schwieg, starrte in den Raum und blickte auf die Uhr auf seinem Handteller. Es war eine Minute vor neun.
    »Hör zu, ich stehe hinter dir«, sagte Marcus in drängendem Tonfall. »Ich gebe dir mein Wort, wir bringen das alles in Ordnung!«
    Nick konzentrierte sich weiter auf die Uhr.
    »Nick!«, rief Marcus durch die Tür. »Ich weiß nicht, was los ist, aber ich glaube dir! Ich glaube dir wirklich …«
    »Das reicht jetzt«, unterbrach ihn Shannon. »Öffnen Sie auf der Stelle die Tür, Quinn!«
    Nick saß da und starrte auf die Taschenuhr. Der Sekundenzeiger kroch in einem Tempo voran, das unfassbar langsam erschien. Dreißig Sekunden waren verstrichen, dreißig musste er noch warten.
    »Nick, bitte, ich finde meine Schlüssel nicht, und diese beiden Typen haben schon meine Haustür zu Kleinholz verarbeitet.«
    Nick starrte weiter auf die Uhr, als könnte sie ihn erlösen, als wäre sie heilig und würde die Geheimnisse des Jenseits offenbaren.
    »Aus dem Weg, Bennett!«, brüllte Shannon. »Sie haben fünf Sekunden, Quinn!«
    Und während Nick sich weiter auf die tickende Uhr konzentrierte, flog die Tür krachend auf, als Shannon mit einem kräftigen Tritt das Schloss aus den Angeln riss und das Mahagoni bersten ließ. Er hatte die Waffe gezogen und kam als Erster in den Raum. Dance, ebenfalls mit gezogener Pistole, folgte ihm dichtauf.
     »Auf den Boden!«, brüllte der Detective.
    Nick steckte sich die Uhr in die Tasche, als Shannon ihn bei der Schulter packte und auf den persischen Teppich schleuderte.
    »Verdammt noch mal«, brüllte Marcus und riss Shannon von Nick weg. »Lassen Sie ihn in Ruhe!«
    Shannon fuhr herum und schmetterte Marcus die Faust ans Kinn. Ohne sich von dem Treffer beeindrucken zu lassen, schlug Marcus zurück und legte die ganze Wucht seiner zweihundertzwanzig Pfund in den Schlag. Seine Faust traf Shannons Nase und zerquetschte sie zu blutigem Brei.
    Nick achtete gar nicht auf die Männer. Er blendete alles aus, konzentrierte sich ganz auf die Uhr in seiner Tasche, während er stumm die Sekunden herunterzählte.
    Drei …
    Zwei …
    Eins …
     
     
     
     
    D iesmal fand Nick sich erheblich schneller zurecht. Er wusste, es lag daran, dass er das Phänomen akzeptierte, obwohl es ein Ding der Unmöglichkeit war. Erneut hatte er den metallischen Geschmack im Mund – wenn auch schwächer –, und von seiner Haut stieg wieder die bittere Kälte auf, doch alles in allem war er in guter Verfassung.
    Er saß vor Marcus’ Haus auf der Treppe. Die Vordertür hinter ihm war

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