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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Quinn? Ich dachte, Sie wollten bei ihm bleiben. Scheiße.« Shannon hielt inne. Plötzlich wirkte er unruhig. »Gehört er zu den Typen, bei denen man damit rechnen muss, dass sie abhauen?«
    »Abhauen? Wovor sollte er denn fliehen? Seine Frau ist tot. Er kann sich kaum auf den Beinen halten.«
    Der Polizist hob einen Finger. »Wissen Sie was? Wo Sie schon hier sind, sollten wir uns mal unterhalten.«
    Shannon winkte Marcus, ihm zu folgen, und ging ins Wohnzimmer, als gehöre ihm das Haus. »Es dauert nicht lange.«
    Marcus nickte. »Wenn es hilft, den Kerl zu fangen, der das getan hat.« Er spürte, dass der andere Detective hinter ihm ins Zimmer kam, drehte sich aber nicht um.
    »Sie haben vorhin gesagt, Sie hätten der Verstorbenen und ihrem Ehemann sehr nahegestanden. Wie nahe?«
    »Sie waren meine besten Freunde. Beide«, antwortete Marcus.
    »Hatte einer von ihnen eine Affäre?«
    »Jetzt gehen Sie zu weit!« Marcus hätte den Mann für seine unverschämte Frage am liebsten erwürgt.
    »Wir müssen diese Frage stellen«, sagte Dance. »Wo waren Sie, als Mrs. Quinn erschossen wurde?«
    »Nebenan, in meiner Garage. Ich wollte gerade zum Abendessen fahren. Da habe ich den Knall gehört und bin hierhergerannt.«
    »War jemand bei Ihnen?«
    »Nein, aber ich hatte mit meiner Freundin telefoniert. Sie ist übers Wochenende in Kalifornien.«
    »Welche Art von Beziehung bestand zwischen Nicholas Quinn und der Toten?«, fragte Shannon.
    »Sie heißt Julia«, erwiderte Marcus und versuchte dabei, seine Wut im Zaum zu halten. »Sie standen einander so nahe, wie es zwischen zwei Menschen nur möglich ist. Ihr Liebe war stärker als an dem Tag, an dem sie geheiratet haben.«
    »Neigte einer von ihnen zu Gefühlsausbrüchen?«
    »Eigentlich nicht. Beide sind ziemlich ausgeglichen.« Marcus brachte es nicht über sich, in der Vergangenheitsform von Julia zu sprechen; er konnte sich nicht an den Gedanken gewöhnen, Julias Stimme nie wieder zu hören.
    »Welchen Grund könnte er dann gehabt haben, sie zu töten? Fällt Ihnen etwas ein? Geld? Eifersucht?«
    »Begreifen Sie denn nicht? Nick hat sie auf keinen Fall ermordet!«, stieß Marcus hervor. »Er würde niemals die Hand gegen Julia erheben und schon gar nicht auf sie schießen!«
    »Meinen Sie? Es spricht aber einiges dagegen«, entgegnete Dance und hielt einen durchsichtigen Plastikbeutel hoch. Darin befand sich ein großer, reich verzierter Colt Peacemaker, der aussah, als gehörte er einem König oder einem Scheich. Auf beiden Seiten des Griffs befand sich eine Plakette aus gehämmertem Gold. Der Griff bestand aus Elfenbein, in das Edelsteine eingelegt waren. »Haben Sie eine Erklärung dafür, weshalb er solch eine kostbare Waffe im Kofferraum seines Wagens aufbewahrt?«
    Marcus starrte verdutzt auf den Revolver. Seines Wissens besaß Nick keine solche Waffe. »Der kann unmöglich ihm gehören.«
     Wortlos legte Dance den Colt in eine Schachtel.
    »Und wenn Sie noch so sehr zweifeln«, sagte Shannon, »ich glaube, er war es. Wenn er einen Anwalt hat, sollten Sie ihn jetzt gleich anrufen, denn ich werde mir den Kerl so gründlich vornehmen, bis er gesteht. Und glauben Sie mir – nach einem Tag wie heute habe ich keine Geduld mit Lügnern.«
    Marcus starrte den bulligen Detective in dem zu engen schwarzen Hemd und der ausgeblichenen Jeans zornig an. Der Kerl war wirklich ein ausgemachtes Arschloch. Marcus warf einen Blick auf die rechte Hand des Mannes, sah dort aber fünf vollständige Finger.
    »Sie sind Detective Dance, nicht wahr?«, fragte Marcus.
    »Nein, ich bin Robert Shannon. Er ist Dance.« Shannon zeigte auf seinen Partner, während sie in die Küche gingen.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Marcus zu Dance, »haben wir uns nicht an der Küste von Jersey gesehen?«
    Dance funkelte ihn warnend an. »Nein«, erwiderte er misstrauisch, »wieso?«
    »Ich dachte nur.«
    »Da haben Sie falsch gedacht. Ich hasse die Küste von Jersey.« Dance ging weiter in den Flur.
    Marcus beobachtete, wie Dance zu Julias Leiche ging. Er zog die Latexhandschuhe aus, bückte sich und half Shannon und dem weißhaarigen Gerichtsmediziner, den schwarzen Sack auf die Bahre zu hieven.
    Abermals musterte er Shannons und Dance’ Kleidung. Es war unfassbar, doch Nick hatte sie haargenau beschrieben. Aber Nick hatte die Männer womöglich durchs Fenster beobachtet und es dann vergessen. Wer konnte bei seinem Geisteszustand schon sagen, ob sein Verstand sich nicht in seine eigene Wirklichkeit

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