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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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bei dem beide die eigene Erfüllung um des Partners willen hinauszögerten und die Lust des anderen über die eigene stellten.
    Als sie später nebeneinanderlagen, die zerknüllte Bettdecke zu ihren Füßen, verloren beide das Gefühl für Zeit und Ort. Erst als das Sonnenlicht auf den weißen Kissen tanzte, stand Nick auf, reckte seinen durchtrainierten Körper und entdeckte den kleinen Tisch auf dem Balkon.
    Trotz Überstunden im Büro war Julia früh aufgestanden, hatte Frühstück gemacht und den schmiedeeisernen Tisch auf dem Balkon des Obergeschosses vor dem Wohnzimmer gedeckt. Es gab Pfannkuchen mit gebratenem Speck und Rührei, dazu frisch gepressten Orangensaft. Julia hatte alles aus der Küche geholt, während Nick geschlafen hatte.
    Nur in Unterwäsche und T-Shirts frühstückten sie, während die Sonne in den Sommermorgenhimmel stieg.
    »Gibt es einen besonderen Grund dafür?«, fragte Nick und zeigte auf den gedeckten Tisch.
    »Ein kleiner Willkommensgruß.«
    Nick lächelte. »Nach dem ersten Gang im Bett hätte ein trockenes Brötchen vollkommen gereicht.«
    Julia erwiderte sein Lächeln. Es war warm und voller Zärtlichkeit, doch es lag noch etwas anderes darin. In ihren Augen bemerkte er ein Zögern.
    »Was ist?«, fragte Nick.
    »Wieso? Nichts«, erwiderte Julia, doch ihre Stimme verriet etwas anderes.
    »Julia …«
    »Wir sind heute mit den Millers zum Abendessen im Valhalla verabredet«, sagte sie. »Oder weißt du das nicht mehr?«
    Nick hielt beim Kauen inne. »Wir hatten doch abgesprochen, dass wir heute zu Hause bleiben!«
    »Ach, komm schon, so schlimm sind die Millers gar nicht.« Julia lächelte entwaffnend. »Ich mag Fran. Und Tom ist kein schlechter Kerl.«
    »Vielleicht, wenn er endlich damit aufhören würde, immer nur über sich selbst zu reden. Wenn ich noch ein Wort darüber höre, wie viel er verdient oder welchen Wagen er sich gerade gekauft hat, ziehe ich ihm dem Stuhl unterm Hintern weg.«
    »Tom ist nur unsicher. Betrachte es als Kompliment, dass er sich dir anvertraut.«
    »Ich soll die Angeberei dieses Blödmanns als Kompliment auffassen? Wie stellst du dir das vor?«
    »Er versucht doch nur, dir zu imponieren. Deine Meinung ist ihm wichtig.«
    »Nur er selbst ist ihm wichtig.« Nick leerte seinen Teller und stellte ihn aufs Serviertablett. »Ich dachte, wenn wir Pläne machen, dann nur für uns beide, nicht für Fremde.«
    »Du bist heute Morgen unausstehlich, Nick.« Julia verzog das Gesicht, nahm das Tablett auf und ging zur Tür.
    Nick starrte ihr wütend hinterher, folgte ihr dann ins Haus, verschwand im Bad, schloss hinter sich die Tür und drehte die Dusche auf. Er hoffte, das kalte Wasser würde seine schlechte Laune vertreiben, doch seine Hoffnung erfüllte sich nicht.
    Fünfzehn Minuten später kam er in seiner Lieblings-Levi’s und einem Polohemd wieder ins Wohnzimmer, wo er Julia vorfand, die sich ebenfalls angezogen hatte. Sie hatte sich von einer verführerischen Ehefrau in eine nüchterne Geschäftsfrau in schwarzem Rock und weißer Seidenbluse verwandelt. Sie nahm ihre Handtasche, schlang sie über die Schulter und schaute Nick erwartungsvoll an.
    »Ich finde wirklich, wir sollten das Abendessen absagen«, sagte Nick. Er hasste es, Zeit mit flüchtigen Bekanntschaften zu verbringen, mit denen ihn außer der Speisekarte nichts verband. »Ich möchte den Abend lieber in Ruhe zu Hause verbringen.«
    »Aber du bist den ganzen Tag zu Hause.«
    »Ja, in der Bibliothek, wo ich mir den Hintern abschufte, um den Bericht fertig zu bekommen«, entgegnete Nick.
     »Ach, komm schon, Nick, ich möchte heute Abend so gerne ausgehen! Es ist doch nur für zwei Stunden. Wir können das Dessert ja auslassen.«
    »Dadurch würde es auch nicht erträglicher.« Sein Tonfall war abweisend.
    »Tu es für mich«, sagte Julia und ging zu Tür. »Wer weiß, vielleicht lohnt es sich für dich ja auch.«
    Nick seufzte.
    »Neun Uhr«, sagte sie.
    »Ich will nicht.«
    »Du musst aber. Neun Uhr.« In ihrer Stimme lag Verärgerung, als sie aus dem Haus ging. »Ich muss los, sonst komme ich zu spät zur Arbeit.«
    »Na und?«, rief Nick wütend. Seine Stimme hallte durchs Zimmer bis in den Flur.
    Julias Antwort kam Sekunden später: Sie knallte die Hintertür so fest zu, dass es sich wie ein Kanonenschuss anhörte.
    Zum ersten Mal seit Monaten endete ein Morgen im Streit.
    Kaum war Julia verschwunden, bereute Nick seinen Wutausbruch. Dass sie sich wegen etwas so Banalem wie einer Verabredung

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