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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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tatsächlich an der Hintertreppe ihres Hauses.
    Nick beschleunigte in der Kurve, den Impala rechts neben sich. Zu gern hätte er in den Wagen geschaut, um den Mann hinter dem Steuer zu sehen, konnte es aber nicht riskieren, den Blick auch nur für eine Sekunde von der Straße zu nehmen. Er schlug das Lenkrad ein und drängte den blauen Wagen an die Steinmauer, die auf der rechten Seite hinter einer Baumreihe die Straße begrenzte. Der Fahrer des Impala verlor die Gewalt über seinen Wagen, der mit hundertzwanzig Stundenkilometern dahinschoss. Das Heck brach aus, beide Hinterreifen platzten, und der Chevy geriet ins Schleudern, flog über den Randstein und prallte gegen einen Baum. Die vordere Hälfte des Wagens wickelte sich förmlich um den Stamm.
    Ohne nachzudenken und ohne einen Funken Bedauern trat Nick aufs Gas und rammte das Heck des Impala. Vor ihm explodierte der Airbag und presste ihn in den Sitz.
    Rasch schob er den wieder zusammenfallenden Sack beiseite und rollte sich aus dem Wagen auf den Boden, die entsicherte Pistole schussbereit, ohne auf die Prellungen und Abschürfungen in seinem Gesicht zu achten. Er kroch auf den Impala zu, der sich zwischen dem Baumstamm und der Mauer verkeilt hatte. Treibstoff lief aus, Kühlmittel zischte, Dampf quoll unter der Motorhaube hervor.
    Vom Boden aus konnte Nick in den Wagen blicken. Obwohl er den Fahrer am liebsten getötet hätte, indem er ihm die Pistolenmündung gegen den Kopf drückte und ihm die verbliebenen Patronen ins Hirn jagte, konzentrierte er sich auf das, was nun wichtig war: Er musste den Mann identifizieren, wenn er eine Chance haben wollte, ihn in der Vergangenheit aufzuhalten.
    Auf dem Bauch kroch Nick zur Beifahrertür vor der Steinmauer. Als er den Blick hob, sah er die aufgeblähten Airbags. Der Mann hing bewusstlos im Beifahrersitz. Nick stemmte sich langsam auf die Knie, blickte zum Lenkrad und sah den Fahrerairbag.
    Doch der Fahrersitz war leer.
    Ein Schuss peitschte.
    Die Kugel hackte in den Baumstamm. Nick duckte sich und machte einen Satz zum zerstörten vorderen Teil des Wagens, wo die aufsteigenden Dampfwolken ihm Deckung gaben.
    Kugeln pfiffen ihm um die Ohren, prallten von der Steinmauer ab und rissen Rinde vom Baum. Der Geschosshagel wanderte weiter, näherte sich Nicks Position. Nick saß in der Falle: Links war die zweieinhalb Meter hohe Mauer, hinter ihm der Baum. Einen Ausweg gab es nur über die Motorhaube des Wagens zu seiner Rechten oder zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. In beiden Fällen würde er sich vor den Lauf des Mörders begeben.
    Nick drückte sich tief in den aufgewühlten Boden und blickte unter dem Fahrzeug hindurch. Auf der anderen Seite, am linken Hinterrad, entdeckte er die schmutzigen Schuhe des Schützen. Ohne zu zögern, zielte Nick und feuerte dreimal. Er traf den Mörder ins Schienbein.
     Vor Schmerz aufbrüllend, stürzte der Mann zu Boden. Nick sprang auf, huschte aus seiner beengten Stellung und suchte hinter Julias Lexus Deckung.
    Der Mörder schoss planlos auf ihn, feuerte fünf Schüsse in rascher Folge ab. Dann hörte Nick ein verräterisches Klicken: Die Waffe war leer.
    Jetzt habe ich dich!
    Als Nick um den Wagen herumkam, sah er neben der Fahrertür eine kleine metallene Sperrpistole liegen, die zum Schlösserknacken diente und wie eine Kreuzung zwischen Elektrotacker und Zahnbürste aussah. Jetzt wusste er, wie der Mörder die verschlossene Tür zum Flur ohne Schlüssel hatte öffnen können.
    Neben der Sperrpistole lag der Colt Peacemaker. Aus den Kammern der Trommel stieg Rauch. Der Mörder hatte keine Zeit gehabt, Nick die Waffe unterzuschieben, als der ihn verjagt hatte.
    Der Anblick der verzierten Waffe ließ Wut in Nick auflodern. Dass dieser Hurensohn ausgerechnet ihm den Mord an seiner eigenen Frau anhängen wollte! Zugleich aber wurde ihm klar, dass die Zukunft sich bereits geändert hatte: In seinem Kofferraum würde kein Revolver liegen, der ihn mit dem Mord in Verbindung brachte … und schon bald gäbe es auch keinen Mord mehr.
    Nick näherte sich dem Mann. Er lag bäuchlings neben dem Wrack des Impala. Sein Rücken hob und senkte sich unter schweren Atemzügen, und sein dunkles Haar lugte blutgetränkt unter einer Baseballmütze der New York Mets hervor. Der linke Arm stand in merkwürdigem Winkel ab; vermutlich hatte der Mann ihn sich beim Aufprall gegen den Baum gebrochen. Er hielt eine 9-mm-Pistole in der rechten Hand. Das blutige linke Bein, von Nicks Kugel

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