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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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im wahrsten Sinne des Wortes keine Zeit zu verschwenden hatte; ihm blieben nur noch acht Stunden, um eine Möglichkeit zu finden, Julias Mörder aufzuhalten, und da gab es nur einen Weg: Er musste herausfinden, warum der Killer es überhaupt auf sie abgesehen hatte.
    »Was ist denn das?« Julia stand in der offenen Tür und zeigte auf die blutbefleckten, verschmutzten Kleidungsstücke am Boden.
    Nick schlang sich ein weißes Badetuch um die Hüften.
    »Meine Güte, was ist denn mit dir passiert?«, fragte sie, als sie die Schürfwunden und den Schnitt auf seiner Wange sah.
    »Nicht der Rede wert«, versuchte Nick abzuwiegeln.
    »Nicht der Rede wert? Dein Gesicht erzählt aber eine ganz andere Geschichte.«
    »Na ja … ich hatte einen kleinen Unfall.«
    »Einen Unfall? Mit dem Wagen?«
    Nick wusste nicht, was er antworten sollte, als Julia aus dem Fenster auf ihren Lexus schaute. Das Leben lief rückwärts, und alles kehrte zeitlich in den Ausgangszustand zurück, doch der Schmerz, den er bei jeder Bewegung spürte, erinnerte Nick daran, dass er die große Ausnahme bildete.
    »Ich habe angehalten, um jemandem zu helfen, der seinen Wagen in einen Graben gefahren hatte. Dabei bin ich ausgerutscht.«
    Julia blickte ihn durchdringend an. Nick wusste, sie glaubte ihm kein Wort.
    Rasch ging er an ihr vorbei zu seinem Kleiderschrank. »Wieso warst du nicht in dem Flugzeug?«, fragte er. »Erzähl es mir noch mal.«
    »Lenk nicht vom Thema ab.«
    Nick warf sein Handtuch ab und zog eine Unterhose und eine Jeans über. Zu seinem Erstaunen fand er seine Brieftasche auf dem Toilettentisch. Um neun Uhr abends hatte die Polizei sie ihm abgenommen, doch jetzt, vier Stunden früher, lag sie hier, wo sie den größten Teil des Tages gelegen hatte, bis er sie sich gegen halb sechs nahm, als er eine Kreditkartennummer benötigte. Er schüttelte das eigentümliche Gefühl des Déjà-vu ab und schaute Julia mit seiner auf richtigsten Miene an. »Julia, ich muss wissen, wieso du aus der Maschine gestiegen bist.«
    Julia blickte ihn seltsam an. Als sie schließlich antwortete, war ihre Stimme leise und bedrückt. »Ich sollte zu einem Meeting nach Boston. Ich saß schon auf meinem Platz und habe mich mit einer netten alten Dame unterhalten …« Julia stockte, als ihre Stimme schwankte. »Sie hieß Katherine und wollte ihren kranken Mann besuchen. Sie hat es zwar nicht gesagt, aber ich glaube, er lag im Sterben. Trotz dieser Belastung, trotz ihrer Trauer hat sie sich mit ehrlichem Interesse erkundigt, wie es mir geht …«
    Julia verstummte. Tränen liefen ihr über die Wangen. Nick berührte sie sanft im Gesicht, strich ihr über den Scheitel und zog sie in seine Arme.
     »Die vielen Leute im Flugzeug …«, sagte Julia schluchzend. »Sie hatten niemandem etwas getan. Sie wollten zu Freunden, Familienangehörigen, Geschäftspartnern … keiner von ihnen hat sich vorgestellt, dass sie alle ein paar Minuten später …« Sie verstummte.
    »Julia«, sagte Nick sanft, um sie in die Gegenwart zurückzuholen. »Warum bist du aus dem Flugzeug gestiegen?«
    »Es gab einen Einbruch.« Sie hob den Blick, schaute ihn an.
    »Einen Einbruch? Was für einen Einbruch?«
    Sie löste sich von Nick, ging ins Bad und kam mit einem Papiertaschentuch wieder, mit dem sie sich die Augen abtupfte.
    »Du kennst doch das Anwesen an der Maple Avenue, das Washington House. Es gehört Shamus Hennicot, einem unserer Mandanten. Es ist seit drei Generationen im Besitz der Familie. Shamus ist mindestens neunzig; du kannst dir also vorstellen, dass das Haus ziemlich alt ist …«
    »Ich kenne das Haus«, sagte Nick ungeduldig.
    »Es ist mehr als nur ein Überbleibsel aus einem anderen Zeitalter. Das Innere der Villa wurde modernisiert und mit Beton und Stahl verstärkt. Shamus wohnt zwar dort und hat dort auch sein Büro, aber es gibt außerdem große Lager- und Ausstellungsräume im Erdgeschoss.«
    »Und was wird dort gelagert?«
    »Die Hennicots sind seit 1886 Mandanten von Aitkens, Lerner und Isles. Shamus’ Großvater, Ian Hennicot, war ein reicher irischer Landbaron und Whiskeyfabrikant. Außerdem handelte er mit Antiquitäten. Er besaß eine Sammlung exotischer Waffen aus der ganzen Welt … juwelenbesetzte Dolche von Sri Lanka, mit Brillanten verzierte Krummsäbel aus der Türkei, Katanas aus der japanischen Feudalzeit, chinesische Lanzen, englische und spanische Schwerter aus der Ritterzeit. Außerdem hatte er eine Sammlung von Pistolen und Gewehren mit

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