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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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wundervollen Gravuren. Shamus’ Vater, Stephan Francis Hennicot, hatte einen etwas traditionelleren Sammlergeschmack: Malerei und Bildhauerkunst, Schmuck und Skulpturen …«
    »Und Shamus?«, fragte Nick.
    »Nun, er legt eine gewisse Großzügigkeit an den Tag. Er verleiht einzelne Exponate aus seinen Sammlungen an Museen auf der ganzen Welt, aber er hat sich stets geweigert, auch nur ein einziges Stück zu verkaufen. Du weißt ja, dass ich vor ein paar Jahren mit Shamus Hennicots Geschäftsangelegenheiten betraut wurde. Außerdem bin ich seine Ansprechpartnerin in Notfällen, und dazu gehört, dass ich jederzeit kontaktiert werden kann, wenn im Haus auf der Maple Avenue die Alarmanlage anspricht.«
    »Also wurdest du angepiept, während du auf den Abflug gewartet hast?«, fragte Nick.
    »Es ist schon ein bisschen mehr als bloß ein Anpiepen«, entgegnete Julia lächelnd. »Aber genau so war es. Ich bekam eine SMS.«
    »Was wurde gestohlen?«
    »Ein Samtbeutel mit mehr als zweihundert Brillanten, vier goldene Schwerter, zwei silberne Degen, drei Säbel, fünf juwelenbesetzte Dolche, drei mit Gold eingelegte Pistolen mitsamt Munition aus Silber. Alles in allem mehr als fünfundzwanzig Millionen Dollar wert.«
    Nick horchte auf. Er war überzeugt, dass Julias bevorstehender Tod mit dem zusammenhing, was sie ihm nun berichten würde.
    »Was hast du getan, nachdem du aus dem Flugzeug gestiegen bist?«, fragte er.
    »Ich bin direkt zu Hennicot gefahren. Ich war mir noch nicht sicher, ob es ein Einbruch gewesen war. Es hätte ja auch ein Fehlalarm sein können.«
    »Und die Polizei?«
    »Die Hennicots haben der Polizei nie besonders getraut. Der geplante Ablauf sieht vor, dass zuerst ich benachrichtigt werde. Bei jedem unangemeldeten Zugangsversuch zum Tresor werden automatisch eine E-Mail und eine SMS abgeschickt. Die Polizei rufen wir, wenn wir es für erforderlich halten. Hennicot war immer misstrauisch und sagte, niemand könne wissen, ob die Detectives bei den Ermittlungen etwas mitgehen ließen, um es dann den Dieben anzulasten.«
    »Ganz schön zynisch«, sagte Nick.
    »Hättest du Shamus Hennicot je kennengelernt, würdest du es anders sehen. Er ist einer der nettesten Männer, die ich kenne. Als ich ihm zugeteilt wurde, hat er mir einen freundlichen Brief geschickt. Seitdem hat er mich öfters zum Mittagessen eingeladen. Er ist charmant und klug und hat mir schon manchen Ratschlag für meine Laufbahn und für das Leben gegeben …«
    »Sollte ich mir Gedanken machen?«, witzelte Nick.
    »Nun, er ist vier Milliarden Dollar schwer. Und für einen Gentleman von neunzig Jahren könnte er nicht besser aussehen. Er reist nicht mehr viel und hat sein Sommerhaus in Neuengland schon über einen Monat nicht mehr verlassen. Jeder glaubt, dass er einer von diesen geheimnisvollen alten Milliardären ist, die riesige Summen an Wohltätigkeitsorganisationen spenden. Wenn eine große Spende gemacht wird, ohne dass jemand weiß, wer der Wohltäter gewesen ist, heißt es oft, dass Shamus Hennicot wieder mal einen Teil seines Vermögens losgeworden ist.«
    »Und? Haben die Leute recht?«
    »Wenn ich das wüsste, wäre es keine anonyme Spende mehr, oder?«, entgegnete Julia lächelnd.
    »Weiß er, dass er bestohlen wurde?«
    »Nachdem ich gesehen hatte, was gestohlen worden ist, habe ich ihn als Ersten angerufen. Ich habe mit seinem Privatsekretär gesprochen, der mir versprach, Hennicot zu benachrichtigen, der zurzeit mit sehr wichtigen Dingen beschäftigt sei.«
     »Du bist in der Villa gewesen?«, fragte Nick verwirrt. »Woher hast du gewusst, dass die Einbrecher schon fort waren?«
    »Nun, ich …« Sie verstummte verlegen.
    »Das gehört nicht zu den Aufgaben einer Anwältin, Julia«, sagte Nick mit einem Anflug von Zorn. »Du hast mir nie davon erzählt.«
    »Er zahlt unserer Kanzlei fünfundzwanzigtausend Dollar im Monat zusätzlich zu unseren Rechnungen, und das nur dafür, dass wir auf Abruf bereitstehen. Außerdem ist mir ja nichts passiert.«
    Nick schwieg. Er wusste nicht, was er erwidern sollte.
    »Mir geht es gut«, fuhr Julia fort. »Davon abgesehen ist dir ja der seltsame achteckige Schlüssel in meiner Handtasche aufgefallen. Und du hast die Magnetkarte gesehen. Ich habe dir gesagt, wozu diese Dinge da sind.«
    »Du hast gesagt, du kommst damit ins Haus eines Mandanten. Dass du die Nachtwächterin spielst, davon war nie die Rede.«
    »Anwaltsgeheimnis«, erwiderte Julia.
    Nick schüttelte den Kopf. »Wenn man nur

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