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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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durchschlagen, hatte er von sich gestreckt.
     Nick ging neben dem Mann in die Hocke, packte den Kragen seines Hemdes im Nacken und bekam ein Silberkettchen zu fassen. Er riss es ab. Von seiner geschlossenen Faust baumelte ein Christopherus-Anhänger.
    Mit einer Mischung aus Erleichterung und Wut starrte Nick auf den Mann. Er hatte den ersten Schritt getan, um Julia zu retten. Einen Augenblick lang stieg Hoffnung in ihm auf. Wider jede Vernunft wusste er, dass er Julia vielleicht wirklich retten könnte.
    Nick drehte den Kopf des Mannes zu sich, um endlich in das Gesicht des Killers zu blicken, der gerade seine Frau ermordet hatte.
    Doch ehe er das Gesicht sehen und Julias Mörder identifizieren konnte, umfing ihn undurchdringliche Schwärze.
     

 
     
     
    N ick stand in seiner Bibliothek. Sein Atem ging schwer, und er fuhr sich mit der Zunge durch den Mund, um den scheußlichen metallischen Geschmack zu vertreiben. Er war am ganzen Körper schweißnass und spürte die Kälte deshalb umso stärker. Seine Hose und sein Hemd waren vom Herumkriechen an der Unfallstelle schmutzig und zerrissen. Das Adrenalin, das noch immer in seinen Adern brodelte, ließ seine Hände zittern. Mit so festem Griff, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten, umkrampfte er noch immer die Pistole.
    In der anderen Hand hielt er den Christopherus-Anhänger, der mit ihm in der Zeit zurückgesprungen war. Nick hob ihn hoch, musterte die zerkratzte Oberfläche und las den Sinnspruch auf der Rückseite, der ihm seine Ironie geradezu ins Gesicht schrie:
     
Wunder gibt es wirklich
     
Flüchtig überlegte er, was aus Dance’ Pistole geworden war, die er bei seinem ersten Sprung in der Hand gehalten hatte. Er musste die Waffe mit in die Vergangenheit genommen haben, in Marcus’ Haus.
    Doch als er zu sich gekommen war, hielt er die Waffe nicht mehr in der Hand und hatte auch nicht mehr daran gedacht. Vielleicht hatte er sie in seiner Verwirrung nach dem Zeitsprung irgendwo abgelegt und vergessen.
    Ein Gefühl des Versagens überfiel Nick, als ihm klar wurde, wie nahe er der Lösung gekommen war. Er hatte Julias Mörder im wahrsten Sinne des Wortes in der Hand gehabt, doch durch sein Zögern war der Mann entkommen. Nick hatte sein Gesicht nicht gesehen und deshalb nicht erfahren, wer der Killer war.
    Immerhin, überlegte Nick, als er wieder das silberne Medaillon betrachtete, war ihm dieser Anhänger vom Mörder geblieben. Vor allem erinnerte er sich an das Nummernschild des Impala: Z8JP9.
    Nick blickte an sich hinunter, betrachtete seine Kleidung; dann betastete er sein Gesicht, das voller Prellungen und Schürfwunden war. Er verließ die Bibliothek und eilte durch Wohnzimmer und Foyer die Treppe hinauf. Julia durfte ihn so nicht sehen.
    »Nick?«, rief sie aus der Küche. »Bist du mit der Arbeit schon fertig?«
    »Nein, ich … äh, ich muss nur schnell duschen«, rief er, während er seine Flucht fortsetzte, glücklich, Julias Stimme noch einmal hören zu dürfen.
    »Warte! Ich habe dich den ganzen Tag noch nicht gesehen!«
    Ohne ihr eine Antwort zu geben, verschwand Nick im Bad und schloss die Tür hinter sich. Rasch streifte er die Kleidung ab und drehte das Wasser auf; zum Glück war heißes Wasser im Tank gewesen, ehe der Strom ausfiel. Er öffnete die Jalousien, damit mehr Licht ins Bad fiel, und schaute aus dem Fenster. Aller Logik zum Trotz entdeckte er Julias Lexus, mit dem er den blauen Chevy verfolgt und gerammt hatte, wobei die Fahrzeugfront zerstört worden war. Doch hier stand der Wagen auf der Auffahrt, und der glänzende schwarze Lack zeigte nicht den geringsten Kratzer.
    Leider galt das nicht für ihn, erkannte Nick, als er sich umdrehte und in den Spiegel blickte. Über der linken Augenbraue hatte er zwei kleine Abschürfungen, verursacht vom Airbag, sowie einen Schnitt auf der rechten Wange. Kratzer und blaue Flecken, Erde und Schmutz verliehen ihm ein Aussehen, als wäre er gerade von einem Schlachtfeld entkommen, und genau so fühlte er sich auch.
    Er versteckte die Pistole unter einem Stapel dunkelblauer Handtücher und stellte sich unter die Dusche. Als das heiße Wasser ihm auf die Haut prasselte, bemerkte er mit einem Mal, wie viele kleine Wunden er davongetragen hatte. Bei keinem seiner Eishockeymatches war er trotz der Bodychecks und der harten Zweikämpfe so übel zugerichtet worden.
    Nick seifte sich ein, spülte sich rasch ab und kam wieder aus der Dusche, ehe zwei Minuten vergangen waren. Ihm war klar, dass er

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