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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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diesen Schlüssel und die Karte braucht, um eine solche Schatzkammer zu betreten, warum trägst du sie dann so lässig mit dir herum?«
    »Der Schlüssel ist mit acht Buchstaben markiert, von denen jeder zu einem bestimmten Datum gehört. Heute ist zufällig so ein Tag X. Und wenn du nicht weißt, wie der Schlüssel benutzt werden muss, hast du selbst an einem solchen Tag nur eine Chance von eins zu sieben. Außerdem brauchst du die Magnetkarte, die dreimal durch das Lesegerät gezogen werden muss. Und dann musst du noch deine Sozialversicherungsnummer eingeben. Für sich genommen ist der Schlüssel kaum etwas wert.«
    »Aber du hast gesagt, es ist ein Reserveschlüssel für ein Wohnhaus, nicht für einen Lagerraum voller Waffen.«
    »Es sind keine Waffen, es sind kostbare Sammlerstücke. Niemand würde mit einer solchen Waffe töten. Das könnte ein Mörder einfacher haben.«
    Nick wagte nicht, ihr zu widersprechen. »Bei all diesen Sicherheitsmaßnahmen – wie sind die Einbrecher ins Haus gekommen?«
    »Das steht noch nicht fest, aber sie wussten genau Bescheid und kannten sich mit der Alarmanlage aus. Sie haben den Server zerstört, und zwar gründlich. Aber eines haben sie vergessen: Wir haben eine zweite Firma mit einem Remote-Backup beauftragt.«
    »Und was genau bedeutet das?«
    »Wenn es um Sicherheitsfragen geht, sollte man sich mehrfach absichern, sonst hängt man von der Integrität eines einzigen Beschützers ab. Zwei verschiedene Firmen für zwei verschiedene Aspekte. Der Überwachungsserver in Hennicots Anwesen speichert eine Sicherheitskopie auf den Computer in meinem Büro. Jedes Mal, wenn das Überwachungssystem anspricht, schickt er aus genau diesem Grund sämtliche Dateien an meinen Computer.«
    »Dann sind Bilder von den Einbrechern auf dem Computer in deinem Büro?«
    »Ja. Und auch hier.« Julia hielt ihren Palm Pilot hoch, den sie stets in der Handtasche bei sich trug. Der PDA speicherte weit mehr als nur ihre Adressen, Termine und E-Mails; seine Speicherkapazität übertraf Blackberry und Smartphone bei Weitem. »Bei einem Stromausfall springen Notversorgungen ein, sodass unsere Computer sämtliche Daten abspeichern, ehe sie herunterfahren. Auf diese Weise geht nichts verloren. Als das Flugzeug abstürzte und die Lichter erloschen, wurde eine Sicherheitskopie angefertigt und das System heruntergefahren.«
    »Und?«
    »Als Vorsichtsmaßnahme werden mir sensible Dateien auf den PDA gemailt, damit ich nicht an wichtiger Arbeit gehindert werde. Sämtliche Überwachungsdaten aus den zwei Stunden vor der Notabschaltung habe ich hier.«
    »Kann ich sie sehen?«
    »Wieso?«, fragte Julia verwirrt. »Die Polizei wird sich damit befassen, wenn sie mit dem Flugzeugabsturz fertig ist.«
    »Ich möchte nur mal einen Blick darauf werfen.«
    »Tja, dazu bräuchte ich einen Computer, und wir haben keinen Strom. Es sei denn, dein Notebook-Akku ist noch geladen.«
    Nick schüttelte den Kopf.
    »Auf dem Palm lässt die Datei sich nicht anschauen. Es ist ein Wust von Video- und verschlüsselten Datendateien.«
    »Ich kann es nicht fassen, dass du dich einem solchen Risiko aussetzt.« Wieder schüttelte Nick den Kopf.
    »Aber wenn du es recht bedenkst«, erwiderte Julia, »hat der Einbruch mir das Leben gerettet.«
    Sie hatte recht. Doch es war nur eine zeitweilige Rettung gewesen, die sie letztendlich doch mit dem Leben bezahlen musste. Nick kam der beängstigende Gedanke, dass das Schicksal ihm Julia auf jeden Fall nehmen würde – ganz gleich, was er tat.
    Er zog ein hellblaues Oberhemd über. Dann ergriff er Julias Hand. »Julia, hör genau zu, was ich jetzt sage. Hör mir zu, ohne mich zu unterbrechen.«
    »Du machst mir Angst«, sagte Julia.
    »Das ist nicht meine Absicht.«
    »Dann mach es nicht so dramatisch«, sagte sie mit einem Lächeln.
    Nick atmete tief durch. »Es ist keine Polizei in der Nähe. Die gesamte Polizeitruppe ist an der Absturzstelle.«
    »Ja, aber …« Julia verstummte, als Nick die Hand hob.
    »Wer immer die Einbrecher waren – sie versuchen, ihre Spuren zu verwischen.«
     Julia blickte ihm in die Augen, in denen sich Besorgnis spiegelte, und schaute auf den Palm Pilot in ihrer Hand.
    Und dann, mit einem Mal, begriff sie.
     
Noch immer stiegen weiße Rauchfahnen von der Absturzstelle auf. Den ganzen Tag war eine Schlacht ohne Sieger geführt worden, aber mit zahllosen Opfern. Zwar näherte der Kampf um die Eindämmung des Feuers sich seinem Ende, doch das emotionale Gefecht würde

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