Die 13. Stunde
riss überrascht den Kopf zu Nick herum.
Der Kofferraumdeckel hob sich langsam und gewährte den Blick auf zwei Sporttaschen und Eisenplatten. Nick öffnete den Reißverschluss einer der Taschen. Im Innern schimmerte es golden. Dolche kamen zum Vorschein, Schwerter, drei kostbar verzierte Schusswaffen und schließlich ein schwarzer Samtbeutel, aus dem beim Öffnen funkelnde Brillanten rollten.
»Mistkerl«, sagte McManus und drückte die Gewehrmündung gegen Dance’ Kopf. »An den Wagen!«
Dance gehorchte widerstrebend.
Während McManus ihn mit vorgehaltener Waffe in Schach hielt, nahm Nick Dance die Pistole, die Handschellen und die Autoschlüssel ab. Als er ihn abtastete, fand er einen kleinen Revolver in einem Fußknöchelholster. Er fesselte Dance die Hände mit Handschellen vor dem Bauch. Dann ging er zu seinem Audi, öffnete die Tür und warf die Waffen des Detectives auf den Sitz. Dance’ Blick folgte jeder seiner Bewegungen.
»Sie wissen nicht, was Sie tun«, sagte er zu Nick. Seine Augen brannten, als er ihn anstarrte. »Wir finden Sie! Und glauben Sie mir, ich hole Sie mir persönlich! Ich schneide Ihnen das Herz aus der Brust!«
Der Gewehrkolben traf Dance in den Bauch, und er klappte zusammen. »Schnauze.« McManus holte erneut mit der Waffe aus, besann sich dann aber eines Besseren und schob Dance in den Wagen. »Rein da. Für jemanden, der in den Knast geht, haben Sie eine verdammt große Klappe.«
Dance rollte sich auf die Rückbank seines Wagens und stöhnte vor Schmerz.
»Haben Sie die Schlüssel dafür?«, wandte McManus sich an Nick und wies auf Dance’ Handschellen.
Nick reichte sie dem Corporal, der sie sich in die Tasche steckte. »Das stand nicht in der Broschüre der Nationalgarde, als ich mich gemeldet habe.«
»Was tun Sie im wirklichen Leben?«, fragte Nick.
»Ich habe gerade meinen MBA gemacht, aber dank der Wirtschaftskrise ist der nicht viel wert. Ich brate immer noch Hamburger.«
»Hören Sie zu.« Nick musste das Gespräch beschleunigen. »Ich bringe ihn lieber zu einem Arzt«, log er und zeigte auf Dreyfus. »Sie sind ein guter Mann, und ich bin dankbar für Ihre Hilfe. Wenn Sie mal etwas brauchen …«
»Klar«, sagte McManus mit spöttischem Lächeln. »Ich verstehe schon.«
»Das ist mein Ernst«, beharrte Nick, als er den Zweifel im Blick des Corporals sah. »Geben Sie mir Ihre Handynummer.«
McManus nannte sie ihm.
Nick gab sie in sein Handy ein. »Ich verspreche Ihnen, ich verschaffe Ihnen einen Job.«
McManus lächelte. Er wollte an den Hoffnungsschimmer glauben.
»Sie müssen Leute von Ihrer Einheit herrufen«, sagte Dreyfus und wischte sich das Blut vom Mund. »Rufen Sie bloß nicht Dance’ Polizeikumpel. Die halten zusammen wie Pech und Schwefel. Sie werden behaupten, dass er unschuldig ist.«
»Ich verständige Colonel Wells, meinen Kommandeur«, sagte McManus. »Soll er sich darum kümmern.« Er blickte prüfend in Dreyfus’ blutiges Gesicht. »Alles okay?«
Dreyfus nickte bloß.
Nick lenkte seinen Audi über die Route 22. Neben ihm auf dem Beifahrersitz saß Dreyfus, im Schoß den Aktenkoffer, den er aus dem Kofferraum des blauen Leihwagens genommen hatte, der noch immer auf der Zufahrtsstraße parkte.
»Ich danke Ihnen«, sagte Dreyfus. »Wahrscheinlich schulde ich Ihnen mein Leben.«
»Gern geschehen.« Nick brach ein Eispack aus dem Erste-Hilfe-Kasten des Wagens auf und reichte ihn Dreyfus. »Tut mir wirklich leid, dass Sie Ihren Bruder verloren haben.«
»Sie wussten genau, was dieser Dance mir antun würde. Wie kommt das?«
»So macht er es fast immer.« Nick betastete seine geschwollene Lippe und hoffte, weitere Fragen zu seinem Vorwissen verhindern zu können. »Hören Sie, ich habe nicht viel Zeit, aber ich muss erfahren, was vor sich geht. Wissen Sie irgendetwas über den Einbruch?«
Dreyfus drückte sich das Eispack aufs Auge. »Mein Bruder war für den Einbruch verantwortlich. Er hat alle nötigen Informationen aus unseren Firmenakten gestohlen. Er war der Kopf von allem, was geschah. Ich habe erst heute Morgen herausgefunden, was er vorhatte. Er hat ein Flugzeug genommen und kam um Viertel nach zehn hier an. Dance holte ihn vom Flughafen ab. Dann fuhren sie zu Hennicots Villa und raubten sie aus. Ich bin hierhergeflogen, weil ich gehofft hatte, ihn aufhalten zu können, ehe er den schlimmsten Fehler seines Lebens beging.«
»Das tut mir leid.« Nick konnte nachempfinden, dass Dreyfus sich verraten und verkauft
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