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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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fühlte.
    »Sie waren zu fünft. Sie sind mühelos hineingekommen und haben sich genommen, was sie wollten. Aber dann entwickelte sich das Ganze zu einer Katastrophe. Dance und seine Leute glaubten, mein Bruder wollte sie übers Ohr hauen, und mein Bruder wiederum beschuldigte sie, undankbar zu sein. Ein Zusammenstoß von Machtstreben und Habgier wie aus dem Bilderbuch.«
    »Es ging um Hunderte von Millionen«, sagte Nick.
    »Ja. Und das war niemandem klar außer Hennicot, seinen Anwälten, mir und leider auch meinem Bruder. Die Leute, die ihm geholfen haben – dieser Dance und die anderen –, würden solche Kostbarkeiten nicht mal erkennen, wenn man sie ihnen ins Gesicht schlägt.«
    »Warum sollte Ihr Bruder andere mit hineinziehen, wenn er die Schlüssel zum Haus hatte?«
    »Es gibt immer eine Ersatzsicherung. Leider war mein Bruder ein Dummkopf. Er glaubte, dass im Polizeirevier eine Alarmglocke klingelt, und sagte sich, dass er dort Kontakte braucht, wenn er die Sache durchziehen lässt, also ließ er Dance ein Team zusammenstellen. Sie beobachteten das Haus, stellten fest, wer aus und ein geht, standen Schmiere und holten das Zeug schließlich raus. Mein Bruder versprach ihnen … nein, er lockte sie mit Gold und Brillanten. Er hat ihnen nie gesagt, worauf er es abgesehen hatte, weil er der Meinung war, es ginge sie nichts an. Er ließ Dance und seinen Leuten die Schwerter und Dolche, während er an den Safe ging.«
    »Konnten sie nicht einfach den Monet von der Wand nehmen? Der ist mehr wert als alles andere.«
    »Schön, dass wenigstens einer sich mit Kunst auskennt. Diese Idioten glaubten wahrscheinlich, den Monet hätte jemand mit Fingerfarben gemalt. Mein Bruder wusste genau, was es war, aber er wollte mehr.«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Nick.
    »Außer den Brillanten war noch etwas im Safe …« Dreyfus hielt inne.
    »Und was?«
    »Hennicots Mahagonikasten.«
    »Was für ein Kasten?«
    »Mein Bruder wusste nicht mal, was drin ist. Er hatte nur Gerüchte gehört, glaubte aber, es sei das Risiko wert.«
    »Er wollte mehr als den Monet, das Gold und die Brillanten?«, fragte Nick ungläubig. »Was war denn in diesem Kasten?«
     »Haben Sie je vom Konzept der Wahrnehmung des Wertes gehört?«
    »Nein«, sagte Nick.
    »Wenn ich eine Schachtel in der Hand hätte, von der ich mich auf keinen Fall trennen wollte, wären Sie neugierig, was da darin ist, nicht wahr? Und wenn ich Ihnen die Kiste nicht mal für eine Million Dollar verkaufen würde, hätten Sie die Bestätigung, dass sie sehr viel wert ist. Aber dieser Wert besteht nur in meinen Augen. Vielleicht liegt die Asche meines Vaters in der Schachtel … Staub, den der Wind verwehen würde. Für Sie wäre er völlig wertlos. Aber für mich wäre es alles, was ich von meinem Vater noch hätte, und deshalb unbezahlbar.«
    Dreyfus wandte sich von Nick ab, schob beide Hände in die Taschen, zog sie wieder hervor und hielt sie Nick hin. Die eine Hand war zur Faust geballt, die andere war offen; auf der Handfläche lag ein Vierteldollar.
    »Sehen Sie sich meine Hände an«, sagte Dreyfus. »Entscheiden Sie sich für eine.«
    Nick betrachtete den Vierteldollar und blickte dann auf Dreyfus’ geschlossene Hand, ehe er sie berührte.
    »Sehen Sie? Was Sie gerade getan haben, tun neun von zehn Menschen. Sie entscheiden sich für das Unbekannte. Warum?«, fragte Dreyfus rhetorisch. »Nun, aus einer Reihe von Gründen. Einmal, um zu erfahren, was darin ist, weil die meisten Leute das Unbekannte für wertvoller halten als das Bekannte. Wie viele Menschen leben im Augenblick? Wie viele Menschen leben für das Morgen und opfern dafür das Heute?« Dreyfus öffnete die Faust. Sie war leer. »Obwohl das Morgen niemals etwas garantiert. So ist es auch mit dem Mahagonikasten. Seinetwegen ist mein Bruder tot, und seinetwegen werden diese Leute auch mich töten, wenn ich ihnen nicht helfe, das Ding zu finden. Und Ihre Frau ermorden sie, um ihre Spuren zu verwischen. Und dabei wissen sie nicht mal, was in dem Kasten ist!«
    »Dance hatte einen Kofferraum voll Gold, und trotzdem war er versessen auf einen Holzkasten, von dem er nicht einmal wusste, was er enthält?«
    »Ja. Die ganze Sache ging schief. Dance und seine Männer stürzten sich auf die Antiquitäten und die Brillanten, und beides hätte sie glücklich gemacht. Dann sahen sie den Kasten. Sie wussten nicht, was darin ist, bemerkten aber, wie versessen mein Bruder darauf war. Sie schlossen daraus, dass sein Wert

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