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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Menschen verliert, den man am meisten liebt.
    Er wünschte sich, er könnte es verhindern, könnte alles ungeschehen machen. Er wünschte sich, er hätte mehr als fünf Stunden. Wenn er zwölf Stunden brauchte, um ein Verbrechen aufzuklären und Julia zu retten, wie lange dauerte es dann, mehr als 200 Menschen vor dem Tod zu bewahren? Konnte er in der Zeit zurückreisen und jeden auf der Passagierliste warnen, an Bord zu gehen? Oder konnte er die Unfallursache herausfinden und den Absturz verhindern?
    Es brach ihm schier das Herz, dass er all diesem Leid kein Ende machen konnte.
    Und Dreyfus hatte kein neues Licht auf den Einbruch geworfen, ehe er von Dance abgeführt worden war. Der Mann suchte nach der Leiche seines Bruders.
    Aber Dance hatte gesagt: »Das ist nicht alles, wonach er sucht.«
    Was hatte er damit gemeint? Wonach konnte Dreyfus sonst noch suchen?
    Nick schüttelte diese Gedanken ab. Er musste handeln. Vielleicht konnte er die Passagiere nicht retten, aber Dreyfus konnte er möglicherweise vor dem Tod bewahren. Und vielleicht bekam er dabei sogar ein paar Antworten.
    Nick wusste, wohin die Polizisten fuhren.
     
Paul Dreyfus wurde auf die Rückbank eines grünen Ford Taurus gestoßen. Dann sprach Dance mit den uniformierten Polizisten und schickte sie weg.
    Der Detective setzte sich auf die Rückbank neben Dreyfus, zog die Waffe und drückte sie dem Mann in die Seite. »Wie fühlt man sich, wenn der eigene Bruder mehr als zweihundert Menschen ermordet hat?«
     Dreyfus starrte Dance schweigend an.
    »Er hat uns betrogen. War das von Anfang an euer Plan? Ich will wissen, wo der Kasten ist! Sofort!«
    Doch Dreyfus war fest entschlossen, keine Fragen zu beantworten. Niemand würde ihn zum Reden bringen, schon gar nicht dieser korrupte Bulle. Wollte der Kerl ihn einschüchtern? Lächerlich. Dreyfus hatte Schlimmeres hinter sich.
    1972 hatte er in Vietnam die kläglichen Reste von Lieutenant Reeses Zug verarztet und war dabei vom Vietcong gefangen genommen worden. Man hatte ihn in eine Grube geworfen und fünf Tage lang verhört. Er bekam nichts zu essen, nur brackiges Wasser. Die Vietcong prügelten ihm mit Gerten und Gewehrkolben den Rücken blutig, doch Dreyfus sagte kein Wort, nannte nicht einmal seinen Namen, seinen Dienstgrad oder seine Dienstnummer. Am sechsten Tag befreite ihn ein Trupp Navy Seals und brachte ihn zurück, doch vorher riss er einem toten Vietcong das Sturmgewehr aus den Händen und tötete seine Folterer einen nach dem anderen durch Kopfschuss.
    Als er 1975 in die USA zurückkehrte, gründete er seine Sicherheitsfirma. Zu Anfang war es nur eine Werkstatt gewesen. Auf Tür- und Fensteralarmanlagen für die Häuser von Freunden und Nachbarn folgten Videoüberwachungssysteme für kleine Läden; dann kamen die ersten Sicherheitslösungen für Firmen. Mit Glück und Fleiß hatte Dreyfus seine Firma schließlich zu einem der bekanntesten Unternehmen auf dem Gebiet der Sicherheitstechnik ausgebaut.
    Samuel Dreyfus war einen ganz anderen Weg gegangen als sein älterer Bruder. Während Paul, der Strebsame, das College besuchte, um eine medizinische Laufbahn einzuschlagen, brach Sam die Highschool ab, um sich mit Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll zu vergnügen, stets auf der Suche nach Erleuchtung und Wahrheit. Während Paul in die Army eintrat, ging Sam unter die Protestler. Als Paul nach Vietnam flog, flüchtete Sam nach Kanada.
    Nach dem Krieg befand Paul Dreyfus, er habe zu viele Wunden und zu viel Blut gesehen. Er führte sein Medizinstudium nicht weiter, sondern schlug eine Laufbahn ein, an die er nie gedacht hatte. Der Erfolg verschaffte ihm ein Landhaus im Kolonialstil in einer Vorstadt von Philadelphia, seinen beiden Töchtern ein Studium an Eliteuniversitäten und seiner Frau Susan, mit der er inzwischen fünfunddreißig Jahre verheiratet war, ein Leben in Luxus. Er legte sich ein Boot und ein Flugzeug zu. Das Fliegen liebte er seit seiner Kindheit; er war dreizehn oder vierzehn gewesen, als die Leidenschaft seines Vaters für die Fliegerei auf ihn übergesprungen war. Zweimal im Monat hatte sein Vater ihn und Sam bei Ausflügen über das Lehigh Valley mitgenommen und seine Söhne die Maschine fliegen lassen, womit er die Saat für eine lebenslange Leidenschaft gelegt und Paul und Sam vermittelt hatte, dass das Gefühl des Fliegens mit nichts zu vergleichen war.
    Nachdem Präsident Carter alle Wehrflüchtigen amnestiert hatte, kehrte Sam in die USA zurück und glaubte, die Welt

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