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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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über den Helm um den Hals und riss so kräftig, dass er dem Corporal die Luftröhre zudrückte.
    McManus ließ das Handy fallen. Die M16 fiel herunter. Die Hände des jungen Mannes fuhren an seine Kehle. Er war im Kampf mit dem Sturmgewehr ausgebildet worden, hatte als Nationalgardist aber nie etwas gesehen oder erlebt, das einem Krieg auch nur nahekam. Nicht einmal bei einer Kneipenschlägerei war er dabei gewesen.
    Dance beugte sich mit seinen ganzen neunzig Kilo nach hinten und zog die Handschellenkette in McManus’ gequetschte Kehle, trieb den gebrochenen Knorpel seiner Luftröhre ins weiche Fleisch und schnitt gleichzeitig den Blutzufluss zum Kopf seines Opfers ab.
    Er ließ sich in den Taurus zurückfallen, riss dabei McManus von den Füßen und zerrte ihn mit sich in den Wagen. Die Hände des jungen Mannes rissen verzweifelt an der Kette, die ihm die Kehle zuschnürte, und er trat Halt suchend mit den Beinen, während ihm ein grässlicher Gurgellaut über die blau angelaufenen Lippen kam.
    Endlich ließen McManus’ Zuckungen nach. Seine Arme sanken schlaff herab, und ein Krampf ließ sein rechtes Bein zittern.
    Dann starb er.
    Dance griff dem toten Nationalgardisten in die Tasche, zog die Handschellenschlüssel heraus und befreite sich.
    Nachdem er die Leiche auf die Rückbank gelegt hatte, holte er Wagenheber und Ersatzrad aus dem Kofferraum und wechselte den Reifen so schnell, als gehörte er zur Boxenmannschaft eines Formel-1-Teams. Zwei Minuten später hob er McManus’ M16 und das Handy auf und warf beides in den Wagen. Dann sprang er auf den Fahrersitz, ließ den Motor an und jagte davon; Wagenheber und Rad ließ er mitten auf der Straße zurück. McManus’ Leiche würde er im Stausee versenken, wenn er die Zeit fand, doch im Augenblick gab es Dringenderes zu tun.
    Nachdem er losgefahren war, klappte er die Tastatur des Polizeicomputers herunter und gab das Nummernschild ein, das er sich eingeprägt hatte. Der Halter des blauen A8 erschien auf dem Display: Nicholas Quinn, Townsend Court, Byram Hills. Das Foto passte genau zu dem Mann, der vorhin aus dem Wald hervorgerannt war, um ihn aufzuhalten, der ihm Handschellen angelegt und zurückgelassen hatte, damit man ihn ins Gefängnis schaffte. Der Mann, der aus irgendeinem Grund genau wusste, was Dance in seinem Kofferraum transportierte.
    Dance las die Adresse auf dem Klebezettel an seinem Armaturenbrett. Es war die Anschrift von Hennicots Anwältin, in deren Büro sich das Überwachungsvideo befand, das die Frau wahrscheinlich gesehen hatte. Dance hatte schon mit ihr gesprochen.
    Nicholas Quinns Frau vertraute ihm bereits. Nick folgte der Route 22. Als er auf der Brücke die Interstate 684 überquerte, sah er unter sich den fließenden Verkehr. Ihm war, als blickte er in eine andere Welt: die Straßen voller Autos, deren Insassen miteinander redeten, ohne an das Unglück zu denken, das sich nur eine Meile abseits des Highways ereignet hatte. Fast schien es, als wäre Byram Hills eine Geisterstadt unter Quarantäne, während die Welt ringsum die Katastrophe bereits vergessen hatte.
    Nick gelangte in die verlassene Stadt und fuhr auf den leeren Parkplatz des Valhalla – das Restaurant, in dem Julia und er am Abend mit den Mullers verabredet waren.
    »Sind Sie sicher, dass Sie nicht ins Krankenhaus wollen?«, fragte Nick, als er den Wagen abstellte.
    »Ich bin okay«, antwortete Dreyfus. »Ich bin beim Football schon übler zugerichtet worden.«
    »Wohin soll ich Sie dann bringen?«, fragte Nick und blickte auf die Uhr am Armaturenbrett seines Wagens. »Um drei habe ich einen Termin.«
    »Zum Flugplatz kann ich noch nicht zurück«, sagte Dreyfus.
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagte Nick. »Setzen Sie mich bei mir zu Hause ab. Sie können meinen Wagen nehmen.«
    Dreyfus schüttelte den Kopf. »Das geht nicht.«
    »Doch, sicher. Sie behalten den Wagen ja nicht. Rufen Sie mich an, wenn Sie ihn nicht mehr brauchen. Sie haben Ihren Bruder verloren. Und bei dem, was jetzt noch geschieht, brauchen Sie den Wagen dringender als ich.«
    Dreyfus nickte. »In Ordnung. Danke.«
    »Außerdem steht in zehn Minuten genau der gleiche Wagen wieder bei mir vor der Tür«, fuhr Nick mit einer Ironie fort, die niemand je begreifen konnte.
    »Ich danke Ihnen sehr.«
    »Aber dafür müssen Sie mir helfen.« Nick sah Dreyfus an. »Einer von Dances Männern wird versuchen, meine Frau umzubringen. Ich weiß nur nicht, wieso.«
    »Wissen Sie, ich hatte nicht verstanden

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