Die 2 Chance
mich an Sie. Sie haben mich damals interviewt.«
Jemand rief aus der Kirche heraus Winslows Namen. Eine Frau trat durch die Tür und erinnerte ihn daran, dass er um elf Uhr eine Besprechung hätte.
»So, haben Sie alles gesehen, was Sie sehen wollten, Ms Thomas? Dürfen wir Sie dann in einigen Jahren wieder hier erwarten?«
»Nein. Ich möchte wissen, wie Sie mit allem fertig werden. Diese Gewalt angesichts von all dem, was Sie hier geschafft haben. Und wie man in der Nachbarschaft darüber denkt.«
Winslow lächelte. »Ich gebe Ihnen einen kleinen Tipp. Ich bin kein Unschuldslamm. Ich habe zu viel Zeit in der realen Welt verbracht.«
Sie erinnerte sich daran, dass Aaron Winslows Glaube nicht durch ein abgeschiedenes Leben geformt worden war. Er kam von der Straße. Er war Feldkaplan gewesen. Erst vor wenigen Tagen hatte er sich in die Schusslinie geworfen und möglicherweise Leben gerettet.
»Sie sind hergekommen, um herauszufinden, wie diese Nachbarschaft auf den Angriff reagiert? Kommen Sie und sehen Sie selbst, wie. Morgen halten wir den Gedenkgottesdienst für Tasha Catchings ab.«
Vandervelles verblüffende Eröffnung ging mir den ganzen Tag über nicht aus dem Kopf.
Beide Mordopfer waren mit Polizisten aus San Francisco verwandt.
Es musste nicht unbedingt etwas bedeuten. Es war durchaus möglich, dass die Opfer rein zufällig ausgewählt waren und kein Zusammenhang zwischen ihnen bestand. Menschen in verschiedenen Städten, getrennt durch sechzig Jahre.
Oder es war der entscheidende Hinweis.
Ich griff zum Telefon und rief Claire an. »Du musst mir einen Riesengefallen tun«, sagte ich.
»Wie riesig?« Ich spürte, wie sie grinste.
»Du musst dir den Obduktionsbericht der Frau ansehen, die in Oakland erhängt wurde.«
»Kann ich machen. Schick ihn mir rüber. Dann werfe ich einen Blick darauf.«
»Jetzt kommt die Riesenbitte, Claire. Der Bericht liegt noch bei der Gerichtsmedizin in Oakland und ist noch nicht freigegeben.«
Ich wartete auf ihren Seufzer. »Das ist nicht dein Ernst, Lindsay. Ich soll meine Nase in eine Untersuchung stecken, die noch nicht abgeschlossen ist?«
»Hör zu, Claire. Ich weiß, dass es nicht dem Procedere entspricht, aber sie haben einige ziemlich wichtige Mutmaßungen angestellt, die für diesen Fall entscheidend sein könnten.«
»Kannst du mir sagen, wegen welcher Mutmaßung ich einem respektierten Kollegen auf die Zehen treten soll?«
»Claire, es gibt einen Zusammenhang zwischen diesen Fällen. Es gibt ein Muster. Estelle Chipman war mit einem Polizisten verheiratet. Tasha Catchings Onkel war ebenfalls Bulle. Meine ganze Ermittlung hängt davon ab, ob wir es mit einem einzigen Mörder zu tun haben oder nicht. Oakland glaubt, dass ein Afroamerikaner beteiligt ist.«
»Ein Schwarzer?« Sie rang nach Luft. »Warum sollte ein Schwarzer etwas Derartiges tun?«
»Ich weiß es nicht. Aber es gibt verblüffend viele Indizien, die beide Verbrechen verbinden. Ich muss es wissen.«
Claire zögerte. »Und wonach, zum Teufel, soll ich suchen?«
Ich berichtete ihr von den Hautproben, die sie unter den Fingernägeln des Opfers gefunden hatten, und von der Schlussfolgerung des Pathologen.
»Teitleman ist ein guter Mann«, sagte Claire. »Ich traue seinen Ergebnissen wie meinen eigenen.«
»Ich weiß, Claire, aber er ist nicht du. Bitte. Es ist wichtig.«
»Eines kann ich dir sagen«, erklärte sie. »Wenn Art Teitleman seine Nase in meine vorläufigen Untersuchungen stecken würde, würde ich dafür sorgen, dass sein Parkschein gestempelt wird. Aber dann würde ich ihn höflich auffordern, sich wieder auf seine Seite der Bucht zu begeben. Ich würde das für niemand anderen tun, Lindsay.«
»Das weiß ich, Claire«, sagte ich dankbar. »Weshalb hätte ich mich sonst all die Jahre um deine Freundschaft bemüht?«
Am späten Nachmittag saß ich an meinem Schreibtisch, als sich von meinen Leuten einer nach dem anderen verabschiedete und nach Hause ging.
Ich konnte noch nicht gehen.
Ich zermarterte mir immer wieder den Kopf, um die Teile zusammenzufügen. Alles, was ich hatte, beruhte auf Vermutungen. War der Mörder schwarz oder weiß? Hatte Claire Recht, dass Tasha Catchings absichtlich getötet worden war? Aber das Löwensymbol war eindeutig da gewesen.
Verknüpfe die Opfer
, sagte mir mein Instinkt.
Es gibt eine Verbindung. Aber welche, verdammt noch mal?
Ich warf einen Blick auf die Uhr und rief Simone Clark in der Personalabteilung an. Ich erwischte sie gerade,
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