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Die 2 Chance

Titel: Die 2 Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Andrew Gross
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als sie nach Hause gehen wollte. »Simone, ich brauche Sie. Sie müssen mir morgen früh eine Akte heraussuchen.«
    »Klar, von wem?«
    »Ein Polizist, der vor acht oder zehn Jahren in Pension gegangen ist. Er hieß Edward Chipman.«
    »Das ist schon ein Weilchen her. Die Akte dürfte draußen auf den Docks sein.« Die Abteilung lagerte alte Unterlagen bei einer Dokumenten-Lagerungsfirma. »Früher Nachmittag, okay?«
    »Selbstverständlich, Simone. Tun Sie, was Sie können.«
    Ich war immer noch voller nervöser Energie und legte noch einen Stapel von Kirkwoods Hass-Akten vor mich auf den Schreibtisch.
    Willkürlich schlug ich eine auf. Americans for Constitutional Action… Pflüge und Querpfeifen, noch so eine durchgeknallte Miliz-Gruppe. Diese Arschlöcher, was für ein Haufen rechtsradikaler Wichser. Verschwendete ich meine Zeit? Nichts sprang mir ins Auge. Nichts gab mir Hoffnung, auf der richtigen Spur zu sein.
    Geh heim, Lindsay
, drängte mich eine innere Stimme.
Vielleicht ergeben sich morgen neue Hinweise. Da ist der Van, Chipmans Akte… Mach Schluss für heute. Nimm Martha und jogge mit ihr.
    Geh heim…
    Ich stapelte die Akten und wollte gerade aufgeben, als die oberste meine Neugier erregte.
Die Templer
. Ein Ableger der Hell’s Angels draußen in Vallejo. Ursprünglich waren die Templer christliche Ritter aus der Zeit der Kreuzzüge. Ich schaute gleich nach der Einschätzung der Bedrohung durch das FBI:
Gefahr
 –
groß.
    Ich nahm die Akte vom Stapel und las sie durch. Ein FBI-Bericht über eine Reihe ungelöster Verbrechen, an denen die Templer mutmaßlich beteiligt waren: Bankraub, brutale Auftragsschläger gegen Latinos und afroamerikanische Gangs.
    Ich blätterte weiter. Polizeiberichte, Gefängnisunterlagen, Überwachungsfotos der Gruppe. Plötzlich entwich die Luft aus meiner Lunge.
    Meine Augen hingen wie gebannt an einem Foto: Ein Haufen muskelbepackter, mit Tätowierungen übersäter Biker hockte vor einer Bar in Vallejo, die sie als Hauptquartier benutzten. Einer hing über seiner Maschine und drehte der Kamera den Rücken zu. Er hatte den Kopf kahl rasiert, eine Bandana um die Stirn gewickelt und trug eine ärmellose Jeansjacke.
    Die Stickerei auf dem Rücken der Jacke war mir ins Auge gefallen.
    Ich starrte auf einen zweiköpfigen Löwen mit einem Schlangenschwanz.
    Südlich von der Market Street, in einer heruntergekommenen Gegend der Stadt mit vielen Lagerhäusern, schlich ein Mann in einer grünen Armeejacke im Schatten der Mauern entlang. Der Mörder.
    Um diese Zeit, nachts, und in dieser verkommenen Gegend war niemand außer ein paar Pennern da, die um ein Feuerchen in einer Mülltonne hockten. Verlassene Lagerhäuser, kleine Buden und Läden, deren Leuchtschilder flackerten: SOFORT BAR FÜR SCHECKS… METALLBEARBEITUNG… EARL KING, KAUTIONEN, DER MANN, DEM SIE IN DER STADT AM MEISTEN VERTRAUEN.
    Seine Blicke schweiften über die Straße zur Hausnummer 303 auf der Seventh hinüber, zu der halb verfallenen Pension, die er während der vergangenen drei Wochen sorgfältig ausspioniert hatte. Die Hälfte der Zimmer stand leer, die andere diente als Ruhestätte für Obdachlose, die nirgendwo anders hingehen konnten.
    Er spuckte auf einen Müllhaufen auf der Straße, warf eine schwarze Adidas-Sporttasche über die Schulter, bog um die Ecke und ging weiter in Richtung Sixth und Townsend. Er überquerte die schmutzige Straße vor einem mit Brettern vernagelten Lagerhaus, an dem nur ein verkratztes Schild hing: AGUELLO’S… COMIDAS ESPANOL.
    Der Mörder vergewisserte sich, dass er allein war, ehe er die Metalltür aufschob, von der die Farbe abblätterte. Dann ging er hinein. Sein Herz schlug ziemlich schnell. Tatsache war, dass er nach diesem Gefühl süchtig war.
    Fauliger Gestank drang ihm in die Nase. Vor einem Notausgang lagen alte Zeitungen und ölverschmierte Kartons. Er drückte die Tür auf und nahm die Treppe, wobei er hoffte, niemandem von diesem obdachlosen Abschaum zu begegnen, der in diesen Lagerhallen nächtigte.
    Er ging bis in den vierten Stock, dann schnell zum Ende des Korridors. Er öffnete eine Gittertür und trat auf die Feuerleiter hinaus. Von hier aus erreichte man problemlos das Dach.
    Dort oben versanken die tristen Straßen, man sah nur die leuchtende Silhouette der Stadt. Er befand sich im Schatten der Bay Bridge, die über ihm wie ein riesiges Schiff aufragte. Er legte die schwarze Sporttasche neben den Luftschacht der Klimaanlage, öffnete den

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