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Die 2 Chance

Titel: Die 2 Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Andrew Gross
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ungenannte Kontakt. Die Quelle aus dem Umkreis ist Jacobi.«
    »O Scheiße.« Ich lachte.
    »Ich bin froh, dass du noch deinen Sinn für Humor hast. Hör zu, ich habe etwas Wichtiges, was ich dir zeigen muss. Gehst du zu Tasha Catchings Beerdigung?«
    Ich schaute auf die Uhr. Mir blieb weniger als eine Stunde. »Ja, ich komme.«
    »Halt nach mir Ausschau«, sagte Cindy.
    Ein ekelhafter Nieselregen setzte ein, als ich bei der La-Salle-Heights-Kirche eintraf.
    Hunderte schwarz gekleideter Trauergäste drängten sich in der von Einschusslöchern verunstalteten Kirche. Über das gähnende Loch, wo früher das bunte Glasfenster gewesen war, hatte man ein Tuch gehängt, das wie eine Trauerfahne im Wind wehte.
    Sogar Bürgermeister Fernandez war, neben anderen Würdenträgern der Stadt, anwesend. Vernon Jones, der Aktivist, stand in Armeslänge von der Familie entfernt. Auch Chief Mercer war da. Dieses kleine Mädchen bekam die größte Beerdigung, die ich seit Jahren in der Stadt erlebt hatte. Dadurch wurde Tashas Tod noch trauriger.
    Ich entdeckte Cindy, die im kurzen schwarzen Kostüm hinten in der Kirche stand. Wir nickten einander zu, als sich unsere Blicke trafen.
    Ich setzte mich neben Mercer zu der Abordnung unserer Abteilung. Bald begann der berühmte La-Salle-Heights-Chor mit einer tief bewegenden Wiedergabe von »I’ll Fly Away«. Nichts rührt die Herzen mehr als eine Hymne in einer vollen Kirche. Ich habe mein privates Glaubensbekenntnis, und das beginnt nicht unweit von dem, was ich auf den Straßen gesehen habe. Nichts im Leben ist einfach nur gut oder böse, Erlösung oder Verurteilung. Doch als die Stimmen in der Kirche emporstiegen, schien es nicht falsch zu sein, dafür zu beten, dass Gottes Güte und Milde auf diese unschuldige Seele scheinen möge.
    Nachdem der Chor verstummt war, trat Aaron Winslow ans Mikrofon. In dem schwarzen Anzug sah er sehr elegant aus. Er sprach über Tasha Catchings, wie es nur jemand konnte, der sie fast ihr gesamtes Leben gekannt hatte. Ihr Kleines-Mädchen-Kichern; wie sie auftrat, obgleich sie die Jüngste im Chor war; dass sie eine Diva werden wollte oder eine Architektin, die dieses Viertel umbauen würde; und dass jetzt die Engel ihre wunderschöne Stimme hören würden.
    Er sprach nicht wie ein Geistlicher, der die Gemeinde aufforderte, auch die andere Wange hinzuhalten. Seine Rede war hoffnungsvoll, sehr emotional, aber auch sehr realistisch. »Nur Heilige fällen kein Urteil«, sagte er. »Und glaubt mir, ich bin kein Heiliger. Ich bin einer von euch, jemand, der es satt hat, sich mit Ungerechtigkeit abzufinden.« Er blickte Chief Mercer an. »Finden Sie den Mörder. Dann möge das Gericht über ihn urteilen. Es geht nicht um Politik, Religion oder Rasse. Es geht um das Recht, frei von Hass zu leben. Ich bin überzeugt, dass die Welt selbst angesichts des schrecklichsten Verbrechens nicht zerbricht. Die Welt heilt sich selbst.«
    Die Menschen erhoben sich, klatschten und weinten. Ich stand unter ihnen. Auch meine Augen waren feucht. Aaron Winslow brachte Würde in diese Trauerfeier. Sie war nach einer Stunde vorüber. Keine Feuer spuckende Predigt, nur ein stilles Amen. Aber die Trauer würde keiner von uns je vergessen.
    Tashas Mutter wirkte ungemein stark, als sie hinter dem Sarg herschritt, der ihre kleine Tochter beherbergte.
    Ich ging hinaus, als der Chor »Will the Circle Be Unbroken« sang. Ich fühlte mich wie betäubt.
    Draußen vor der Kirche wartete ich auf Cindy. Ich beobachtete Aaron Winslow, wie er sich zwischen den Trauergästen und weinenden Schulkindern bewegte. Er hatte etwas an sich, das mir gefiel. Er war authentisch und liebte seine Arbeit und diese Menschen hier wirklich.
    »Also das wäre ein Mann, mit dem ich gern ein Schützenloch teilen würde«, meinte Cindy und trat neben mich.
    »Und wie meinst du das?«, fragte ich.
    »Ich bin nicht sicher… Ich kann nur sagen, dass ich gestern hierher gekommen bin, um mit ihm zu reden. Und als ich gegangen bin, standen sämtliche Haare auf meinen Armen zu Berge. Ich hatte das Gefühl, ich hätte Denzel Washington interviewt oder vielleicht den neuen Typen in
NYPD Blue

    »Du weißt, dass er Pastor, aber kein Priester ist?«, sagte ich.
    »Und was soll das heißen?«
    »Das heißt, dass es okay ist, mit so einem in ein Schützenloch zu steigen. Selbstverständlich nur, um sich aus der Schusslinie zu bringen.«
    »Selbstverständlich.« Sie nickte.
    »Er ist beeindruckend. Seine Rede hat mich zum

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