Die 2 Chance
Weinen gebracht. Wolltest du mir das zeigen?«
»Nein.« Sie seufzte und holte aus ihrer schwarzen Schultertasche ein zusammengefaltetes Blatt Papier. »Ich weiß, du hast gesagt, ich soll mich nicht einmischen… aber ich schätze, ich habe es mir einfach angewöhnt, deinen Arsch zu retten.«
»Stimmt«, meinte ich. »Und was hast du für mich? Wir sind ein Team, richtig?«
Ich faltete das Papier auseinander. Schockiert starrte ich auf dasselbe Bild von Löwe, Ziege und Schlange, das ich gerade Kirkwood zur Identifizierung gegeben hatte. Meine Augen wurden groß, obwohl ich als Polizistin schon viel gesehen hatte. »Woher hast du das?«
»Ist dir klar, was du da anschaust, Lindsay?«
»Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich nicht um das neueste Kinderspielzeug handelt?«
Cindy lachte nicht. »Es ist das Symbol einer Hass-Gruppe. Steht für Überlegenheit der weißen Rasse. Ein Kollege bei der Zeitung hat über diese Gruppen recherchiert. Nach unserem Gespräch neulich abends habe ich mir seine Ergebnisse mal näher angesehen. Das war früher eine kleine elitäre Gruppe. Deshalb war es so schwierig, irgendwas herauszufinden.«
Ich starrte auf das Bild, das ich mir immer wieder angesehen hatte, seit Tasha Catchings ermordet worden war. »Dieses Ding hat einen Namen, oder?«
»Man nennt es Chimäre, Lindsay. Aus der griechischen Mythologie. Vorn Löwe, in der Mitte Ziege, hinten Schlange. Laut meiner Quelle bedeutet der Löwe Mut, die Ziege Zähigkeit und Willensstärke und der Schlangenschwanz Verschlagenheit und List. Und ganz gleich, was du tust, um das Ungeheuer zu vernichten – es wird immer überleben.«
Ich starrte das Symbol, diese Chimäre, an. Mir stieg die Galle hoch. »Dieses Mal nicht.«
»Ich bin damit nicht hausieren gegangen«, fuhr Cindy fort. »Alle glauben, dass diese Morde miteinander verknüpft sind. Das Symbol ist der Schlüssel, richtig? Ich sage dir jetzt noch eine Definition, die ich gefunden habe:
›Ein groteskes Produkt der Fantasie‹
. Das passt, nicht wahr?«
Ich nickte unwillkürlich.
Zurück zum Anfang auf Spielfeld Eins. Hass-Gruppen.
Vielleicht sogar die Templer. Sobald Mercer informiert war, würden wir bei jeder Hass-Gruppe, die wir finden konnten, die Türen eintreten. Aber wieso konnte der Mörder schwarz sein? Das ergab für mich keinen Sinn.
»Du bist mir doch nicht böse, oder?«, fragte Cindy.
Ich schüttelte den Kopf. »Selbstverständlich nicht. Hat deine Quelle dir auch erzählt, wie sie damals diese Chimäre umgebracht haben?«
»Ja, so ein großer Held auf einem geflügelten Ross hat ihm den Kopf abgeschlagen. Schön, solche Helden oder Heldinnen zu haben, wenn man in der Klemme sitzt.« Sie schaute mich ernst an. »Hast du ein solches Ross, Lindsay?«
»Nein.« Wieder schüttelte ich den Kopf. »Ich habe einen Border-Collie.«
Claire begegnete mir im Eingangsbereich des Präsidiums, als ich mit einer Plastikbox mit Salat zurückkam. »Wohin willst du?«, fragte ich.
Sie trug ein attraktives purpurrotes Mantelkleid und eine Aktentasche von Tumi über der Schulter. Sie lächelte verschmitzt. »Eigentlich wollte ich zu dir.«
Ich kannte den Ausdruck auf Claires Gesicht, und man konnte ihn nicht als Selbstzufriedenheit bezeichnen. Das lag Claire ganz und gar nicht. Es war eher ein
Zwinkern
, das bedeutete:
Ich habe etwas gefunden
. Oder noch besser:
Manchmal verblüffe ich mich selbst
.
»Hast du schon zu Mittag gegessen?«, fragte ich.
Sie lachte. »Gegessen? Wer hat Zeit für ein Mittagessen? Seit halb elf sitze ich auf der anderen Seite der Bucht hinter dem Mikroskop und schufte für dich.« Sie warf einen Blick auf meinen Curry-Hühner-Salat. »Das sieht verführerisch aus.«
Ich hielt die Salatbox fest. »Kommt darauf an, was du gefunden hast.«
Sie schob mich in den Aufzug.
»Ich musste Teitleman Logensitze im Parterre für das nächste Symphoniekonzert versprechen, um ihn zu beschwichtigen«, sagte Claire, als wir zu meinem Büro gingen. »Dafür kannst du dich bei Edmund bedanken.« Edmund war ihr Mann, der seit sechs Jahren für das San Francisco Symphonieorchester Kesselpauke spielte.
»Ich schicke ihm einen Dankesbrief«, sagte ich, als wir uns an meinen Schreibtisch setzten. »Vielleicht kann ich Karten für die Giants besorgen.« Dann stellte ich meine Lunchtüte ab.
»Darf ich?«, fragte Claire und hielt eine Plastikgabel über den Salat. »Deinen Arsch zu retten ist ein Scheißjob.«
Ich zog den Behälter weg. »Ich habe gesagt,
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