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Die 2 Chance

Titel: Die 2 Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Andrew Gross
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Irgendeine Chance…?«
    Ryan schüttelte den Kopf. »
Chance?
Man hat ihn hergelockt, Lindsay. Gewehrschuss in den Kopf. Ein einziger Schuss, glauben wir. Man hat ihn bereits für tot erklärt.«
    Ich stand da. In meinem Kopf wirbelte ein ständig lauter werdender Klageschrei, als offenbarte sich nur mir allein ein unbekannter Angstschrei. Es war sicher, dass
er
es gewesen war: Chimäre. Mord Nummer drei. Diesmal brauchte er nur einen einzigen Schuss.
    Ich hielt meine Marke dem uniformierten Polizisten am Eingang unter die Nase und hastete in das Gebäude. Einige Mitarbeiter des Notarztteams kamen die Treppe herunter. Ich ging an ihnen vorbei. Meine Beine waren schwer wie Blei, und ich konnte kaum atmen.
    Auf dem Treppenabsatz im zweiten Stock rannte ein Polizist an mir vorbei und brüllte: »Wir kommen runter. Macht den Weg frei!«
    Zwei Sanitäter erschienen – und zwei Polizisten. Sie trugen eine Bahre. Ich konnte den Kopf nicht abwenden. »Einen Moment mal«, sagte ich.
    Es war Davidson. Seine Augen waren noch offen. Ein karmesinrotes Loch, so groß wie eine Münze, war über dem rechten Auge. Ich hatte das Gefühl, als erschlaffe jeder Nerv in meinem Körper. Ich erinnerte mich, dass er Kinder hatte.
Spielten Kinder bei diesen Morden eine Rolle?
    »O mein Gott, Art«, flüsterte ich. Dann zwang ich mich, die Leiche genau anzuschauen, vor allem die Wunde. Schließlich streichelte ich ihm die Schläfe. »Sie können ihn jetzt runterbringen«, sagte ich.
Verflucht!
    Irgendwie schaffte ich es zum nächsten Stockwerk. Vor einem offenen Mini-Appartement standen etliche verärgerte Zivilbeamte. Ich sah Pete Starcher, einen ehemaligen Detective von der Mordkommission, der jetzt beim IAB, der Dienststelle für Korruption innerhalb der Polizei, arbeitete.
    Ich ging zu ihm. »Pete, was, zum Teufel, ist vorgefallen?«
    Starcher war einer dieser Zyniker und hatte mir gegenüber immer den Überlegenen gespielt. »Sind Sie dienstlich hier, Lieutenant?«
    »Ich kannte Art Davidson. Wir sind zusammen auf die Akademie gegangen.« Ich wollte ihm keinen Hinweis geben, weshalb ich eigentlich hier war.
    Starcher verzog das Gesicht, aber er schilderte mir kurz den Sachverhalt. Die beiden Streifenpolizisten hatten auf einen Notruf reagiert, aber im Gebäude nur das Tonbandgerät vorgefunden. Alles eine Falle, genau geplant. »Man hat ihn verarscht. Irgendein Hurensohn wollte einen Polizisten ermorden.«
    Ich hatte das Gefühl, völlig betäubt zu sein. Mit Sicherheit war
er
es. »Ich möchte mich mal umsehen.«
    Drinnen fand ich alles so vor, wie Starcher es geschildert hatte. Unheimlich, abartig, irreal. Das Zimmer war leer. Keine Farbe an den Wänden, überall Risse. Eine große Blutlache auf dem Boden und Blutspritzer an der Wand, wo sich die Kugel hineingebohrt hatte.
Armer Davidson
. Ein tragbares Tonbandgerät mit riesigem Lautsprecher stand auf einem Metallstuhl in der Raummitte.
    Ich blickte zum Fenster, zur zersplitterten Scheibe.
    Plötzlich war mir alles klar. In meiner Brust spürte ich einen Eisklumpen.
    Ich ging zum offenen Fenster, beugte mich hinaus und blickte über die Straße. Kein Zeichen von Chimäre oder von sonst jemandem. Aber ich wusste es… ich wusste es, weil er es mir gesagt hatte – der Schuss, das Opfer.
    Er wollte, dass wir wussten, dass er es getan hatte.
    »Das war er, Lindsay, nicht wahr?«
    Cindy war am Telefon. Es war nach elf Uhr. Ich bemühte mich am Ende eines entsetzlichen, grauenvollen Abends, meine Gedanken zu ordnen. Gerade war ich von einem langen Spaziergang mit Martha zurückgekommen und wollte nur noch heiß duschen und das Bild des toten Art Davidson aus meinem Kopf spülen.
    »Du
musst
es mir sagen. Es war derselbe Dreckskerl,
Chimäre
. Richtig?«
    Ich warf mich aufs Bett. »Das wissen wir nicht. Am Tatort gab es keinerlei Hinweise dafür.«
    »Aber du weißt es, Lindsay. Da bin ich absolut sicher. Wir wissen beide, dass er es war.«
    Ich wollte nur meine Ruhe und mich auf dem Bett zusammenrollen. »Ich weiß es nicht«, meinte ich müde. »Möglich wär’s.«
    »Welches Kaliber hatte die Waffe? Dasselbe wie bei Catchings?«
    »Bitte, Cindy, spiel bei mir nicht Detektiv. Ich habe den Mann gekannt. Sein Partner hat mir erzählt, dass sein Kind heute den siebten Geburtstag feiern wollte. Er hatte fünf Kinder.«
    »Tut mir Leid, Lindsay«, sagte Cindy mit leiser und verständnisvoller Stimme. »Es ist nur, weil es genau wie beim ersten Mord ist, Lindsay. Der Schuss, den kein anderer

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