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Die 2 Chance

Titel: Die 2 Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Andrew Gross
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hatte das meiste, was wir besaßen, verspielt. Ich hatte Riesenschulden, habe mir auf der Straße Geld geliehen. Das ist für einen Polizisten nicht gerade koscher. Ich habe viel getan, worauf ich nicht stolz bin… als Mann und als Polizist.«
    Ich sah, dass seine Hände zitterten. »Du weißt schon… manchmal begeht jemand ein Verbrechen nur aus dem Grund, weil seine Lebenssituation sich nach und nach so verschlechtert hat, dass er keinen Ausweg mehr sieht. Und so war’s bei mir. Die Schulden, die Schwierigkeiten bei der Arbeit… ich sah keine Alternative. Ich bin einfach abgehauen. Ich weiß, dass es jetzt etwas spät ist zu sagen, dass ich es jeden Tag meines Lebens bereut habe.«
    »Und als Mom krank wurde…?«
    »Es hat mir Leid getan, dass sie krank war, aber inzwischen hatte ich ein neues Leben begonnen und nicht das Gefühl, dass jemand sich freuen würde, wenn ich wieder auftauchte. Ich dachte, es würde ihr eher wehtun als helfen.«
    »Mom hat immer gesagt, du seist ein pathologischer Lügner.«
    »Das ist die Wahrheit, Lindsay«, sagte mein Vater. Mir gefiel, dass er es so unumwunden zugab. Eigentlich mochte ich meinen Vater.
    Ich trug das Geschirr in die Küche. Ich hatte das Gefühl, gleich in Tränen auszubrechen. Mein Vater war zurück, und ich begann zu begreifen, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Es war verrückt, aber irgendwie wollte ich immer noch sein kleines Mädchen sein.
    Mein Vater half beim Abwasch. Ich hielt das Geschirr unter fließendes Wasser, und er steckte es in den Geschirrspüler. Wir sprachen nicht.
    Als der Abwasch erledigt war, schauten wir uns in die Augen. »Und wo wohnst du jetzt?«, fragte ich.
    »Bei einem ehemaligen Kollegen, Ron Fazio. Er war früher Distrikt-Sergeant draußen in Sunset. Er lässt mich auf der Couch schlafen.«
    Ich spülte noch den Reis-Topf aus. »Ich habe auch eine Couch«, sagte ich.
    Am folgenden Tag arbeiteten wir an der Namensliste, die Estes uns gegeben hatte. Zwei Namen strichen wir sofort aus. Eine Computer-Überprüfung ergab, dass diese Männer erneut mit den kalifornischen Gesetzen kollidiert waren und zurzeit in anderen Gefängnissen einsaßen.
    Mir ging etwas nicht aus dem Kopf, das Weiscz gestern gesagt hatte.
    »Ich habe Ihnen etwas gegeben
«, hatte ich gesagt, als er die Überlegenheit der weißen Rasse pries.
    »
Ich habe Ihnen auch was gegeben
«, hatte er erklärt. Diese Worte hatten sich in meinem Kopf festgesetzt. Um zwei Uhr morgens hatten sie mich geweckt, dann war ich wieder eingeschlafen. Sie hatten mich auf der Fahrt zur Arbeit begleitet, und sie arbeiteten auch jetzt noch in meinem Kopf.
    Ich habe Ihnen auch was gegeben

    Ich schlüpfte aus den Pumps und starrte aus dem Fenster auf die Zufahrt des Freeway, auf der sich der Verkehr staute. Ich bemühte mich, die Begegnung mit Weiscz so vollständig wie möglich zu rekonstruieren.
    Er war ein Tier, das nie die Chance hatte, das Tageslicht zu sehen. Dennoch hatte ich das Gefühl gehabt, als hätte uns etwas – einen Moment lang – verbunden. Eine Gemeinsamkeit. In diesem Höllenloch hatte er nur einen Wunsch gehabt: zu sehen, wie er aussah. Ich habe Ihnen auch was gegeben.
    Was hatte er mir gegeben?
    Glauben Sie etwa, mich interessieren Ihre toten Nigger? Die gehen mir am Arsch vorbei, hatte er gebrüllt. Und
Lang lebe Chimäre!
Das war am Schluss gewesen.
    Langsam dämmerte mir etwas.
    Vielleicht ist eines Ihrer eigenen Arschlöcher zur Besinnung gekommen. Vielleicht ist es genau das. Einer aus den eigenen Reihen
.
    Ich hatte keine Ahnung, ob ich mich total verrannte. Griff ich nach etwas, das gar nicht da war? Interpretierte ich etwas in Weiscz’ Worte hinein, das er gar nicht gemeint hatte?
    Einer aus den eigenen Reihen…
    Ich rief Estes in Pelican Bay an. »War oder ist einer Ihrer Insassen ein Ex-Polizist?«, fragte ich.
    »Ein Polizist…?« Estes machte eine Pause.
    »Ja, genau.« Ich erklärte ihm, weshalb ich das wissen wollte.
    »Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise«, meinte Estes. »Aber Weiscz hat Sie total verarscht. Er wollte in Ihren Kopf eindringen. Dieser Hurensohn hasst Polizisten.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet, Estes.«
    »
Ein Polizist?
« Er lachte verächtlich. »Wir hatten mal einen Beamten vom Drogendezernat aus L.A., Bellacora. Hat drei seiner Informanten erschossen. Aber er wurde verlegt. Meines Wissens sitzt er aber noch in Fresno.« Ich erinnerte mich, über den Bellacora-Fall gelesen zu haben. Es war eine ganz schmutzige

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