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Die 2 Chance

Titel: Die 2 Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Andrew Gross
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hing am Spiegel, als wäre dies das Letzte, was er auf dieser Erde sehen würde. Dann schaute er mich an und grinste. »Nicht mehr viel übrig von dem Mann, dem Sie einen blasen könnten, richtig?«
    Ich weiß nicht, weshalb, aber gegen meinen Willen lächelte ich ihn an.
    Plötzlich wandte er das Gesicht den Kameras zu. »Fick dich, Estes«, brüllte er. »Siehst du? Ich bin immer noch da. Du willst mich zerquetschen, aber ich bin immer noch da. Deine Rechnung geht nicht auf ohne mich. Chimäre, Baby… Ruhm und Ehre der unbefleckten Hand, die den Abschaum zum Schweigen bringt.«
    »Wer könnte das tun?«, fragte ich. »Sagen Sie es mir, Weiscz.« Er wusste etwas. Er wusste aber auch, dass ich das wusste. Jemand, mit dem er die Zelle geteilt hatte. Jemand, mit dem er beim Hofgang im Gefängnis Geschichten ausgetauscht hatte.
    »Helfen Sie mir, Weiscz. Jemand, den Sie kennen, tötet diese Menschen. Sie haben doch nichts mehr zu verlieren.«
    In seinen Augen blitzte unvermittelt Wut auf. »Glauben Sie etwa, mich interessieren Ihre toten Nigger? Die gehen mir am Arsch vorbei. Ebenso wie die toten Bullen. Schon bald wird der Staat diesen Abschaum einsammeln und einschließen. Eine elfjährige Niggerhure, irgendwelche Affen, die sich als Bullen verkleidet haben. Ich wünschte nur, ich hätte den Finger am Abzug gehabt. Wir beide wissen, dass, ganz gleich, was ich Ihnen sage, mir das nicht mal einen Nachschlag bei diesen Wichsern verschafft. In der Minute, in der Sie gehen, wird Labont mich mit der elektrischen Keule außer Gefecht setzen. Die Chancen, dass Sie mir einen blasen, sind viel größer.«
    Ich schüttelte den Kopf, stand auf und schaute zur Tür.
    »Vielleicht ist eines Ihrer eigenen Arschlöcher zur Besinnung gekommen«, brüllte er bösartig grinsend. »Vielleicht ist es genau das. Einer aus den eigenen Reihen.«
    Ich bebte vor Wut und Empörung. Weiscz war ein Tier. In ihm war kein Gramm Menschlichkeit mehr. Am liebsten hätte ich ihm die Tür ins Gesicht geknallt. »Ich habe Ihnen etwas gegeben, auch wenn es nur für einen Moment war«, sagte ich.
    »Ja, und seien Sie nicht so sicher, dass ich mich nicht revanchiert habe. Ich habe Ihnen auch was gegeben. Sie werden ihn nie erwischen. Er ist Chimäre…« Weiscz ließ ruckartig den Kopf auf die Brust sinken und deutete mit dem Kinn auf eine Tätowierung auf seiner rechten Schulter. Ich sah nur den Schwanz der Schlange. »Wir können alles wegstecken, was Sie austeilen, Bullenlady. Schauen Sie mich an… Sie haben mich in dieses Höllenloch gesteckt. Sie zwingen mich, meine eigene Scheiße zu fressen, aber ich kann immer noch gewinnen.« Wütend zerrte er an den Handschellen. »Am Ende kommt der Sieg. Gott liebt die weiße Rasse. Lang lebe Chimäre…«
    Ich wich vor ihm zurück. »Und was ist jetzt mit dem Festmahl, alte Fotze?«
    Als ich zur Tür ging, hörte ich ein Zischen, danach ein gedämpftes Stöhnen. Ich drehte mich um. Der Aufseher hatte soeben tausend Watt in Weiscz’ zuckende Brust geschossen.
    Wir kehrten mit einigen wenigen Namen nach San Francisco zurück, eine Gefälligkeit von Estes. Häftlinge, die kürzlich auf Bewährung entlassen worden und vielleicht Mitglieder von Chimäre gewesen waren. Zurück im Präsidium legte Jacobi die Liste Cappy und Chin vor.
    »Ich werde mal ein paar Telefonate führen«, sagte Jacobi. »Machst du mit?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich muss heute früh weg, Warren.«
    »Was ist los? Sag bloß, du hast ein Rendezvous.«
    »Stimmt.« Ich nickte. Auf seinem Gesicht erschien ein ungläubiges Lächeln.
    »Ja, ich habe tatsächlich ein Rendezvous.«
    Um sieben Uhr klingelte es unten.
    Ich drückte auf den Türöffner. Als ich die Wohnungstür aufmachte, lugte mein Vater hinter der Maske eines Baseball-Fängers hervor und streckte die Hände wie zur Verteidigung vor. »
Freunde
…?«, fragte er und lächelte um Entschuldigung bittend.
    »
Abendessen
…« Gegen meinen Willen lächelte ich auch. »Mehr kann ich nicht für dich tun.«
    »Das ist ein Anfang«, sagte er und trat ein. Er hatte sich schick gemacht. Er trug ein braunes Sportjackett, gebügelte Hosen und ein am Kragen offenes weißes Hemd. Er reichte mir eine Flasche Rotwein, die in braunes Papier gewickelt war.
    »Das wäre doch nicht nötig gewesen«, sagte ich und wickelte den Wein aus. Als ich das Etikett las, blieb mir die Luft weg. Bordeaux, Chateau Latour, aus dem Jahr 1965.
    Ich schaute ihn an. 1965 war ich geboren worden.
    »Ich habe ihn ein

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