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Die 2 Chance

Titel: Die 2 Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Andrew Gross
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sich die schwere Druckkammertür öffnete.
    Ich betrat die kahle weiße Zelle. Sie war völlig leer, abgesehen von einem Metalltisch und vier Stühlen, alle an den Fußboden geschraubt, und zwei Überwachungskameras hoch oben an den Wänden. In der Ecke stand ein Aufseher mit zusammengekniffenen Lippen, der ein Elektroschockgewehr hielt.
    Weiscz nahm mich kaum zur Kenntnis. Hände und Beine waren hinter dem Stuhl befestigt. Seine Augen wirkten stählern und unmenschlich.
    »Ich bin Lieutenant Lindsay Boxer«, sagte ich und blieb etwa anderthalb Meter vor ihm stehen.
    Weiscz sagte nichts, richtete nur den Blick auf mich. Enge, beinahe phosphoreszierende Augen.
    »Ich muss mit Ihnen über einige Morde sprechen, die in letzter Zeit vorgekommen sind. Versprechen kann ich Ihnen nicht viel. Ich hoffe, Sie hören mich an und helfen mir vielleicht.«
    »Leck mich«, spuckte er mit heiserer Stimme aus.
    Der Aufseher trat einen Schritt vor. Weiscz zuckte zusammen, als hätte er einen Schlag aus dem Elektroschockgewehr erhalten. Ich hob die Hand, um dem Aufseher Einhalt zu gebieten.
    »Es ist möglich, dass Sie etwas darüber wissen«, fuhr ich fort. Mir lief es eiskalt über den Rücken. »Ich möchte nur wissen, ob es für Sie einen Sinn ergibt. Diese Morde…«
    Weiscz musterte mich neugierig. Wahrscheinlich versuchte er abzuschätzen, ob er von mir irgendeine Vergünstigung herausholen konnte. »Wer ist tot?«
    »Vier Menschen. Zwei Polizisten. Der eine war mein Chef. Eine Witwe und ein elfjähriges Mädchen. Alle schwarz.«
    Ein amüsiertes Lächeln huschte über Weiscz’ Gesicht. »Falls es Ihnen entgangen sein sollte, Lady, mein Alibi ist wasserdicht.«
    »Ich hoffe, dass Sie vielleicht etwas über diese Opfer wissen.«
    »Warum ich?«
    Ich holte aus der Jackentasche die beiden Chimäre-Fotos heraus, die ich auch Estes gezeigt hatte, und hielt sie Weiscz vors Gesicht. »Das hat der Mörder zurückgelassen. Ich glaube, Sie wissen, was dieses Symbol bedeutet.«
    Weiscz grinste breit. »Ich habe keine Ahnung, warum Sie hergekommen sind, aber Sie haben, verdammt noch mal, keinen blassen Schimmer, was mein Herz wärmt.«
    »Der Mörder ist eine Chimäre, Weiscz. Wenn Sie kooperieren, könnten Sie einige Privilegien zurückgewinnen. Man könnte Sie, zum Beispiel, aus diesem Loch herausholen.«
    »Wir beide wissen verdammt genau, dass ich nie aus diesem Loch rauskomme.«
    »Es gibt immer etwas, Weiscz, jeder will irgendwas.«
    »Da gäbe es etwas«, sagte er nach kurzer Pause. »Kommen Sie näher.«
    Ich erstarrte. »Das kann ich nicht. Das wissen Sie doch.«
    »Sie haben bestimmt einen Spiegel, richtig?«
    Ich nickte. Ich hatte einen Make-up-Spiegel in der Handtasche.
    »Halten Sie ihn mir vor.«
    Ich schaute den Aufseher an. Er schüttelte entschieden den Kopf. Nein.
    Zum ersten Mal blickte mir Weiscz direkt in die Augen. »Halten Sie ihn mir vor. Ich habe mich seit über einem Jahr nicht gesehen. Hier sind sogar die Armaturen in der Dusche stumpf, damit man sein Spiegelbild nicht sehen kann. Diese Wichser hier wollen, dass du, verdammt noch mal, vergisst, wer du warst. Ich möchte mein Gesicht sehen.«
    Der Aufseher trat einen Schritt vor. »Du weißt, dass das unmöglich ist, Weiscz.«
    »Ach, fick dich, Labont.« Wütend blickte er in die Kameras. »Fick dich auch, Estes.« Dann wandte er sich wieder mir zu. »Sie haben Sie reingelassen, aber sie haben Ihnen nicht viel zum Verhandeln gegeben, richtig?«
    »Sie haben gesagt, ich könnte Sie zu einer guten Mahlzeit einladen«, sagte ich mit leichtem Lächeln.
    »Nur Sie und ich, ja?«
    Ich schaute auf den Aufseher. »Und
er

    Weiscz grinste. »Diese Schweine, sie wissen, wie sie einem den Spaß verderben können.«
    Da stand ich und war nervös. Ich lachte nicht. Ich wollte ihm auch nicht den kleinsten Funken Sympathie zeigen.
    Dann setzte ich mich an den Tisch, Weiscz gegenüber. Ich wühlte in meiner Handtasche und holte meine Puderdose heraus. Ich rechnete damit, sofort aus der Lautsprecheranlage angebrüllt zu werden oder dass der Aufseher mit der steinernen Miene zu mir stürzen und mir die Dose aus der Hand schlagen würde. Zu meinem Erstaunen mischte sich niemand ein. Ich öffnete die Puderdose, schaute Weiscz an und drehte sie so, dass er sich im Spiegel sehen konnte.
    Ich weiß nicht, wie er früher ausgesehen hatte, aber jetzt bot er einen schrecklichen Anblick. Er starrte sich mit geweiteten Augen an. Die Wahrheit seiner harten Haft dämmerte ihm. Sein Blick

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