Die 2 Chance
meiner Karriere begehen? Meine rationale Stimme sagte:
Lindsay, fahr nach Hause, du kriegst ihn morgen… er macht mit Sicherheit einen Fehler.
Mein Herz sagte:
Nichts da… bleib dran an ihm.
Ich lenkte meinen Explorer auf die Seventh und dann in Richtung Tenderloin Distrikt. Es war beinahe neun Uhr.
Wie von selbst schien mein Wagen zum William Simon zu fahren. Ich spürte einen Druck auf der Brust. Pete Worth und Ted Morelli hatten in dieser Nacht die Observierung übernommen. Als ich anhielt, sah ich sie in einem blauen Acura. Sie hatten Befehl, Coombs zu folgen, falls er das Hotel verließ, und es sofort per Funk zu melden. Coombs war an diesem Tag morgens herausgekommen und um den Block spaziert. Dann hatte er sich in ein Café gesetzt und Zeitung gelesen.
Er wusste, dass er beschattet wurde.
Ich stieg aus meinem Explorer und ging zu Worth und Morelli hinüber. »Irgendein Zeichen?«
Morelli beugte sich aus dem Fenster der Fahrerseite. »Nichts, Lieutenant. Wahrscheinlich schaut er gemütlich fern. Das Spiel der Kings. Dieser Abschaum. Er weiß, dass wir hier unten sitzen. Warum fahren Sie nicht heim? Wir beschatten ihn die ganze Nacht.«
So ungern ich es zugab, aber wahrscheinlich hatte er Recht. Hier gab es nichts, was ich tun konnte.
Ich ließ den Motor an und winkte den Jungs zu, als ich an ihnen vorbeifuhr. Aber an der Ecke zu Eddy zwang mich ein unerklärlicher Impuls, nicht wegzufahren. Es ist, als sagte eine Stimme:
Was du willst, ist hier
!
Er weiß, dass er beschattet wird… Und? Er will die Polizei von San Francisco verarschen.
Ich fuhr zur Polk, dann zurück in Richtung William Simon. Ich kam an Pfandleihern, an einem Schnapsladen, der die ganze Nacht geöffnet war, und an einem Chinesen vorbei. Am Ende des Blocks parkte ein Streifenwagen. Ich fuhr an der Rückseite des Hotels vorbei. Mehrere Mülltonnen. Ansonsten nicht viel. Die Straße war verlassen. Ich schaltete das Licht aus und wartete. Ich hatte keine Ahnung, worauf ich wartete, aber ich verlor fast den Verstand.
Schließlich stieg ich aus dem Explorer aus und ging durch die Hintertür ins Hotel.
Den Wichser schütteln!
Ich überlegte, ob ich nach oben gehen und noch mal mit Coombs sprechen sollte. Ja, vielleicht konnten wir uns das Spiel der Kings gemeinsam anschauen.
Neben dem Eingang war eine kleine schmuddlige Bar. Ich warf einen Blick hinein und sah mehrere üble Typen, aber nicht Frank Coombs. Verdammt, ein Mörder war im Hotel, ein Polizistenmörder, und wir konnten nichts gegen ihn unternehmen.
Ich sah, dass sich bei der Hintertreppe etwas bewegte, und verdrückte mich in die schummrige Bar. Aus der Musikbox ertönte ein echter Oldie. Sam und Dave’s »Soul Man«. Ich sah, wie eine Gestalt die Treppe herunterschlich und nach allen Seiten blickte, wie Dr. Kimble auf der Flucht.
Was, zum Teufel, ging hier vor?
Dann erkannte ich die Armeejacke und den Schlapphut, tief ins Gesicht gezogen. Ich strengte meine Augen an, um sicher zu sein.
Ja, es war Frank Coombs.
Die Chimäre war im Aufbruch.
Coombs verschwand in der dem Hotel angeschlossenen Küche. Ich wartete ein paar Sekunden, dann folgte ich ihm.
Ich hielt den Kopf gesenkt und blickte verstohlen um mich. Ich sah Coombs, aber er hatte sich
verändert
. Er hatte eine weiße Jacke und eine schmuddlige Küchenchefmütze aufgesetzt. Ich griff nach meinem Handy – aber dann fiel mir ein, dass es leer war. Ich war nicht im Dienst, da brauchte ich es eigentlich nicht.
Coombs verließ das Hotel ungehindert durch die Hintertür. Ehe ich eine Chance hatte, den Streifenwagen
unauffällig
zu verständigen, bog er in eine Seitengasse.
Ich schaute in die Gasse. Er ging in die Richtung der Straße, wo mein Wagen parkte. Ich rannte dorthin.
Gott sei Dank, ich konnte ihn noch sehen. Coombs hastete über die Straße, keine sieben Meter von mir entfernt. Ich hoffte, ich würde eine Chance bekommen, dem Streifenwagen ein Zeichen zu geben, aber vergeblich.
Coombs verschwand auf einem leeren Grundstück und lief zur Van Ness Street. Ich war auf meine Leute wütend – sie hatten ihn entkommen lassen. Sie hatten alles versaut.
Ich wartete kurz, bis er von dem Grundstück verschwunden war, dann fuhr ich zur Kreuzung. An der Ampel bog ich nach rechts ab und schaltete die Scheinwerfer ein. Die Straße war sehr belebt. Auch viele Fußgänger.
Ich wartete, bis er auftauchen würde.
Ich saß da und blickte die Straße auf und ab.
War es möglich, dass er vor mir hierher gekommen war? War
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