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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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offensichtlich: Elliania gehörte nicht zu jenen, die zu unserem Empfang erschienen waren.
    Zerbrich dir deswegen nicht den Kopf,
riet ich ihm.
Wir kennen ihre Sitten nicht gut genug, um zu wissen, was tatsächlich hinter ihrer Abwesenheit steckt. Deute ihr Fehlen nicht als Beleidigung.
    Den Kopfzerbrechen? Ich habe das kaum bemerkt. Hier geht es um eine Allianz zwischen zwei Ländern, Fitz, nicht um irgendein Mädchen und dessen Spielchen.
Die Schärfe seiner Antwort verriet, dass erlog. Ich seufzte innerlich. Fünfzehn. Ich konnte Eda nur danken, dass ich dieses Alter schon lange hinter mir gelassen hatte.
    Peottre musste Chade über das Begrüßungsritual in Kenntnis gesetzt haben, denn alle blieben wir an Bord, bis eine junge Frau Anfang zwanzig mit klarer Stimme den Sohn des Weitseherclans einlud, mit seinen Männern das Schiff zu verlassen.
    »Das ist unser Zeichen«, sagte Web leise. »Flink wird Dick inzwischen fertig gemacht haben. Gehen wir?«
    Ich nickte und fragte dann, als hätte ich das Recht dazu: »Was zeigt Risk dir? Sieht sie Bewaffnete in der Gegend?«
    Web lächelte verkniffen. »Glaubst du nicht, dass ich euch das gesagt hätte, wäre das der Fall? Mein Hals befände sich dann genauso in Gefahr wie eure. Nein, sie sieht nur, was auch wir schon gesehen haben: eine ruhige, ordentliche Siedlung früh am Morgen und hinter den Hügeln dort ein fruchtbares Tal.«
    Wir gesellten uns zu den anderen, marschierten von Bord und stellten uns in respektvoller Entfernung hinter unserem Prinzen auf, während dieser in Ellianias Mütterhaus und auf ihrem Land willkommen geheißen wurde. Die Begrüßungsworte waren schlicht, und in dieser Schlichtheit erkannte ich ein Ritual. Durch diesen Akt der Begrüßung, der Erlaubnis, an Land kommen zu dürfen, machten die Frauen ihr Eigentumsrecht auf das Land und zugleich ihre Autorität über alle geltend, die einen Fuß nach Wuislington setzten. Nichtsdestotrotz war ich überrascht, als die Mitglieder des Eberclans, die hinter uns das Schiff verließen, auf ähnliche Art begrüßt wurden. Als sie auf die Begrüßung antworteten, hörte ich, was mir bis jetzt entgangen war. Indem sie das Willkommen akzeptierten, verpflichtete sich jeder Mann bei der Ehre seines Mütterhauses die Verantwortung für die Taten aller anderen zu übernehmen. Die Strafe, die auf eine Verletzung der Gastfreundschaft stand, wurde nicht offen ausgesprochen. Dann erkannte ich den Sinn dieses Rituals. Bei einem Volk von Seeräubern musste es irgendeine Form von Sicherheit geben, dass die eigenen Heime nicht in Abwesenheit der Krieger geplündert wurden. Ich vermutete, dass hier eine uralte Allianz zwischen den Frauen der einzelnen Clans am Werke war, und ich fragte mich, welche Strafe das Mütterhaus eines Mannes auf sich nehmen musste, sollte dieser die Gastfreundschaft eines anderen Clans ausnutzen.
    Nachdem die Begrüßung beendet war, führten die Frauen des Narwalclans den Prinz und sein Gefolge davon. Seine Garde folgte ihm, und dann kamen Web, Flink und ich mit Dick. Der Junge ging vor uns, während Web und ich Dick stützten. Hinter uns kamen die Seeleute des Eberclans. Sie sprachen von Bier, Frauen und machten Scherze über uns vier. Am klaren Himmel kreiste Risk.
    Ich hatte mir Wuislington größer und näher am Wasser vorgestellt. Als die Ebermänner unserer Langsamkeit überdrüssig wurden und an uns vorbei gingen, verwickelte Web einen von ihnen in ein Gespräch. Der Mann war sichtlich erpicht darauf, mit seinen Kameraden weiterzugehen, und ebenso offensichtlich unwillig, in Gesellschaft des Schwachkopfs und seiner Pfleger gesehen zu werden. So fiel seine Antwort höflich, aber knapp aus; Web schien die Menschen, mit denen er redete, stets zur Höflichkeit anzuregen. Der Mann erklärte, der Hafen sei gut, aber nicht hervorragend. Um Strömungen musste man sich hier nicht sorgen, doch der Wind sei bisweilen so stark und kalt, >dass er einem Mann das Fleisch von den Knochen reißt!<. Wuislington selbst sei in eine windgeschützte Mulde gebaut, unmittelbar hinter der nächsten Anhöhe; der Wind wehe mehr darüber hinweg als durch die Stadt hindurch.
    Und so war es tatsächlich. Die Stadt wurde von allen Seiten vor dem Wetter geschützt. Wir folgten der Straße zu ihr hinunter, und je tiefer wir kamen, desto ruhiger und wärmer wurde die Luft. Das Mütterhaus aus Stein und Holz war das größte Gebäude; wie die befestigten Häuser,der großen Clans in den Städten ragte es über den

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