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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Hütten auf. Das riesige Bild eines Narwals zierte das schräge Dach des Hauses, und hinter dem Mütterhaus befand sich eine kultivierte Grünfläche, die mich an die Frauengärten in der Bocksburg erinnerte. Die Straßen der Stadt verliefen in konzentrischen Ringen um das Mütterhaus herum; die meisten Märkte und Häuser von Kaufleuten lagen dort, wo die Ringe die Uferstraße kreuzten. All das sahen wir, bevor wir die Stadt betraten und das Mütterhaus erst einmal außer Sicht verschwand.
    Das Gefolge des Prinzen war schon lange nicht mehr zu sehen, doch Sieber kam zu uns zurück gelaufen. Er keuchte ein wenig. »Ich soll euch zu eurer Unterkunft bringen«, erklärte er.
    »Dann werden wir also nicht beim Prinzen wohnen?«, fragte ich beunruhigt.
    »Der Prinz und die anderen werden als Gäste im Mütterhaus untergebracht, zusammen mit dem Barden und dessen Gefährten. Es gibt spezielle Quartiere für die Krieger anderer Clans außerhalb des Mütterhauses. Männer anderer Clans dürfen das Mütterhaus tagsüber besuchen; doch es ist ihnen nicht erlaubt, die Nacht dort zu verbringen. Die Garde des Prinzen wird abseits von ihm wohnen. Das gefällt uns zwar nicht, aber Chade hat Hauptmann Langschopf befohlen, es zu akzeptieren. Und für Dick hat man eine Hütte bereitgestellt.
    Der Prinz befiehlt, dass du bei ihm wohnen sollst.« Sieber wirkte verlegen, und wie zur Entschuldigung fügte er leise hinzu: »Ich werde dafür sorgen, dass man deine Seekiste dorthin bringt. Und seine Sachen natürlich auch.«
    »Danke.«
    Ich musste nicht fragen. Dicks Andersartigkeit machte ihn als Gast im Mütterhaus unerwünscht. Nun, zumindest waren sie klug genug, uns nicht bei den Gardisten unterzubringen. Nichtsdestotrotz ärgerte es mich inzwischen ein wenig, Dicks Außenseiterdasein zu teilen. So wenig ich die Intrigen des Weitseherhofes auch mochte, es machte mich nervös, von Pflichtgetreu und Chade getrennt zu sein. Ich wusste, dass wir uns hier in Gefahr befanden, doch die größte Gefahr ist immer die, die man noch nicht einmal ahnt. Ich wollte hören, was Chade gehört hatte, wollte jeden Augenblick wissen, wie sich die Verhandlungen entwickelten. Doch Chade konnte nicht verlangen, dass wir näher am Prinzen untergebracht wurden, und irgendjemand musste schließlich bei Dick bleiben. Ich war die logische Wahl. Das ergab alles Sinn, doch meinen Frust milderte es nicht.
    Sie beleidigten uns nicht. Die Steinhütte mit ihrem einen Zimmer war sauber, auch wenn sie nach Nichtgebrauch roch. Offenbar hatte schon seit Monaten niemand mehr hier gewohnt; allerdings lag Feuerholz neben dem Kamin, und auf einem Regal standen Töpfe. Das Wasserfass war bis zum Rand mit kaltem, frischem Wasser gefüllt. Ferner gab es noch einen Tisch und Stühle sowie in der Ecke ein Bett mit zwei Decken. Durch das einzige Fenster fiel Sonnenlicht auf den Boden. Ich hatte schon an schlimmeren Orten gewohnt.
    Dick sagte nur wenig, als wir ihn aufs Bett legten. Er keuchte vom Marsch, und seine Wangen waren gerötet, nur dass dies kein gesundes Rot war, sondern die Farbe eines kranken Mannes, der sich überanstrengt hatte. Ich zog ihm die Schuhe aus und wickelte ihn dann in die Decken. Ich vermutete, dass die Nächte hier selbst im Sommer kalt sein würden, und ich fragte mich, ob die beiden Decken ausreichen würden, ihn warm zu halten.
    »Brauchst du hier irgendwelche Hilfe?«, fragte mich Web. Flink stand ungeduldig neben der Tür und blickte in Richtung Mütterhaus, das zwei Straßen von hier entfernt lag.
    »Nicht von dir, aber Flink brauche ich noch.« Den verzweifelten Blick, den mir der Junge daraufhin zuwarf, hatte ich erwartet. Das änderte jedoch nichts an meinem Entschluss. Ich holte etwas Geld aus meiner Börse. »Geh auf den Markt. Ich habe keine Ahnung, was du dort finden wirst. Sei sehr höflich, aber besorg uns etwas zu essen. Fleisch und Gemüse für eine Suppe. Frisches Brot, wenn sie es haben. Obst, Käse, Fisch ... was auch immer du dafür bekommen magst.«
    Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war er zwischen Nervosität und dem Eifer eines Jungen hin und her gerissen, einen neuen Ort zu erkunden. Ich legte ihm das Geld in die Hand und hoffte, dass die Outislander Münzen aus den Sechs Provinzen akzeptieren würden.
    »Und dann«, fügte ich hinzu und sah Flink zusammenzucken. »Dann kehrst du wieder zum Schiff zurück. Sieber wird sich um unsere Seekisten kümmern, doch ich möchte, dass du noch zusätzliches Bettzeug holst - genug,

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