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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Eis war er. Er würde den Feigen das Fleisch von den Knochen nagen, sie zerreißen, und er würde...
    »An die Arbeit!«, unterbrach uns Peottre unvermittelt. Sein Befehl war streng, aber gutmütig. Er wollte uns lediglich daran erinnern, dass er nicht nur unser Gastgeber, sondern auf dieser Fahrt auch der Kapitän war. Der Seemann hielt in seinem Lied inne und blickte ihn schief an. Ich fühlte eine Spannung zwischen den beiden; der Seemann tat auf diese Weise kund, dass er ein Eber war, einer von Arkon Blutklinges Männern. Peottre schüttelte leicht den Kopf, Tadel und Warnung zugleich, und der Seemann senkte die Schultern.
    »Und
was
sollen wir in unserer Freiwache arbeiten?«, fragte der Seemann trotzig.
    Peottres Tonfall war sanft, doch seine Haltung verriet, dass er keinen Widerstand dulden würde. »Eure Pflicht, Rutor, ist es, euch in diesen Stunden auszuruhen, damit ihr euch wieder frisch an die Arbeit machen könnt, wenn die Zeit gekommen ist. Ruht euch also aus, und überlasst es mir, unsere Gäste zu unterhalten.«
    Hinter ihm traten Chade und der Prinz aus ihrer Kabine und schauten neugierig zu. Web stand hinter ihnen. Ich fragte mich, ob Peottre gerade bei ihnen gewesen war, als er das Lied gehört hatte. Ich griff in Gedanken zu Chade und Pflichtgetreu hinaus.
    Kennen wir eine Geschichte über den Schwarzen Mann von Aslevjal? Oder über einen Wächter des Drachen vielleicht? Darüber ging nämlich das Lied, das Peottre so abrupt beendet hat.
    Ich weiß nichts darüber
, antwortete Pflichtgetreu,
aber ich werde Chade in einem ruhigen Moment mal danach fragen.
    Chade
?, versuchte ich, direkt mit ihm Kontakt aufzunehmen.
    Ich erhielt keine Antwort. Der alte Mann lenkte noch nicht einmal den Blick in meine Richtung.
    Ich glaube, er hat sich gestern zu viel zugemutet.
    Hat er gestern einen seiner Tees getrunken?,
fragte ich misstrauisch. Die Art, wie Chade gestern die Gabe eingesetzt hatte, würde jeden Novizen erschöpfen, doch der alte Mann wirkte frisch und ausgeruht. Elfenrinde?, fragte ich mich eifersüchtig. Mir wird sie verweigert, aber er benutzt sie.
    Er trinkt fast jeden Morgen irgendso ein stinkendes Gesöff. Ich habe keine Ahnung, was da drin ist.
    Ich unterdrückte meine Gedanken, bevor ich sie dem Prinzen verriet. Allerdings nahm ich mir vor, mir bei Gelegenheit ein paar von Chades Kräutern zu schnappen und nachzusehen, was das war. Der alte Mann ging viel zu sorglos mit seiner Gesundheit um. Er riskierte sein Leben bei dem Versuch, uns zu unterstützen.
    Ich bekam jedoch keine solche Gelegenheit. Die restlichen Tage unserer kurzen Reise vergingen ereignislos. Ich war weiter mit Dicks Pflege und Flinks Erziehung beschäftigt. Tatsächlich verschmolzen beide Aufgaben miteinander, denn als Dick aus seinem langen Schlaf aufwachte, war er schwach und mürrisch, und er wollte nicht zulassen, dass ich mich um ihn kümmerte. Allerdings war er bereit, Flinks Zuwendung zu akzeptieren. Verständlicherweise zeigte der Junge einen gewissen Widerwillen. Sich um einen Kranken zu kümmern, kann anstrengend und unangenehm sein. Außerdem empfand Flink den Anblick Missgestalteter als ebenso abstoßend wie die meisten Menschen in den Sechs Provinzen. Meine Missbilligung dieser Denkweise zeigte keinerlei Wirkung auf ihn; doch die ruhige Art, mit der Web Dicks Andersartigkeit akzeptierte, änderte die Haltung des Jungen bald. Angesichts von Webs Fähigkeit, Flink durch gutes Beispiel zu beeinflussen, kam ich mir ungeschickt, ja unfähig vor. Ich wünschte mir so sehr, bei Flink alles richtig zu machen, so wie Burrich es bei Nessel getan hatte, und doch versagte ich immer wieder darin, sein Vertrauen zu gewinnen.
    Wenn man sich nutzlos fühlt, werden die Tage immer länger. Ich verbrachte nur wenig Zeit mit Chade oder dem Prinzen. Auf dem kleinen Schiff, wo alles dicht gedrängt war, fand sich einfach keine unauffällige Gelegenheit, mit ihnen allein zu sein; somit blieb uns als einzige Kontaktmöglichkeit die Gabe. Dabei versuchte ich, so wenig wie möglich mit Chade zu kommunizieren, in der Hoffnung, dass seine Fähigkeiten sich mit ein wenig Ruhe wieder erholen würden. Der Prinz berichtete mir, dass Chade nichts von einem Schwarzen Mann auf Aslevjal wusste, und Peottre sorgte dafür, dass der Seemann, der das Lied gesungen hatte, derart beschäftigt war, dass ich ihn nicht als Informationsquelle nutzen konnte. Von Chade und Pflichtgetreu isoliert und von Dick abgelehnt fühlte ich mich einsam und konnte

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