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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ersten Becher an. Stattdessen zog ich einen Stuhl ans Fenster, von wo aus ich auf die Schafe am Hang über der Stadt blicken konnte. Ich trank meinen Tee und versuchte, jene Zufriedenheit wieder zu finden, die ich einst aus Frieden und Ruhe gewonnen hatte.
    Als ich Dick den zweiten Becher anbot, nahm er ihn an. Vielleicht hatte die Tatsache, dass ich den ersten getrunken hatte, ihn davon überzeugt, dass ich ihn weder vergiften noch unter Drogen setzen würde, dachte ich müde. Web und Flink kehrten mit Bündeln auf den Armen wieder zurück. Die Wangen des Jungen waren rot vom Spaziergang durch die frische Luft. Dick wuchtete sich langsam in die Höhe, um zu sehen, was die beiden mitgebracht hatten. »Habt ihr Erdbeertorte und gelben Käse gefunden?«, fragte er hoffnungsvoll.
    »Na ja, nein, aber schau dir mal an,
was
wir gefunden haben«, lud Web ihn ein und entlud seine Schätze auf den Tisch. »Spieße mit Räucherfisch, salzig oder süß. Kleine Brote mit Samen darauf. Und hier ist ein Graskorb voller Beeren für dich. Solche wie die hier habe ich noch nie gesehen. Die Frauen nannten sie Mausbeeren, weil Mäuse damit ihre Tunnel vollstopfen als Nahrung für den Winter. Sie sind ein wenig sauer, aber wir haben etwas Ziegenkäse dazu gefunden. Diese seltsamen orangefarbenen Wurzeln hier soll man in den Kohlen rösten und dann das Innere mit Salz essen. Und zu guter Letzt das hier... Sie sind zwar nicht mehr so heiß wie vorhin, als wir sie gekauft haben, aber mir schmecken sie.«
    Bei letzterem handelte es sich um kleine Pasteten ungefähr so groß wie eine Männerfaust. Web trug sie in einem Korb aus geflochtenem Gras verziert mit Seetangstreifen. Als er sie auf den Tisch packte, roch ich Fisch, und tatsächlich waren die Pasteten mit Weißfisch in einer dicken Soße gefüllt. Es freute mich, als Dick sich aus dem Bett mühte, um sich einen davon vom Tisch zu holen. Den ersten schlang er förmlich hinunter, nur unterbrochen von einem Hustenanfall; den zweiten aß er dann langsamer und trank dazu etwas Tee, um ihn hinunterzuspülen. Er hustete so heftig und so lange nach dem Tee, dass ich schon fürchtete, er würde ersticken, doch schließlich atmete er tief ein und schaute uns mit wässrigen Augen an. »Ich bin so müde«, sagte er mit zitternder Stimme, und kaum hatte Flink ihm wieder ins Bett geholfen, da schlief er ein.
    Flink hatte unsere Mahlzeit belebt, indem er mit Web über die Stadt diskutiert hatte. Ich hatte beim Eissen geschwiegen und den Beobachtungen des Jungen gelauscht. Flink besaß ein gutes Auge und einen neugierigen Geist. Offensichtlich waren die meisten Markthändler recht freundlich gewesen, nachdem sie seine Münzen gesehen hatten. Was Web betraf, so vermutete ich, dass seine freundliche Neugier ihm wieder einmal geholfen hatte. Eine Frau hatte ihm sogar erzählt, dass die morgendliche Ebbe die beste Zeit sei, süße, kleine Muscheln am Strand zu sammeln. Web erwähnte das und begann dann mit einer Geschichte, wie er als Kind mit seiner Mutter Muscheln gesammelt hatte, gefolgt von anderen Erzählungen aus seiner Kindheit. Sowohl ich als auch Flink waren davon fasziniert.
    Wir teilten uns eine weitere Kanne Tee, die ich aufgebrüht hatte, doch kaum hatte der Nachmittag begonnen, angenehm und gemütlich zu werden, da erschien Sieber an der Tür. »Lord Chade hat mich geschickt, euch zu einer Begrüßung ins Mütterhaus zu holen«, verkündete er.
    »Dann solltet ihr besser gehen«, sagte ich widerwillig zu Web und Flink.
    »Du auch«, informierte mich Sieber. »Ich soll bei dem Schwachkopf des Prinzen bleiben.«
    Ich schaute ihn scharf an. »Dick«, sagte ich ruhig. »Sein Name ist Dick.«
    Das war das erste Mal, dass ich Sieber für etwas getadelt hatte. Er sah mich nur an, und ich konnte nicht sagen, ob er verletzt oder beleidigt war. »Dick«, korrigierte er sich. »Ich soll bei Dick bleiben. Du weißt, dass ich das nicht böse gemeint habe, Tom Dachsenbless«, fügte er ein wenig trotzig hinzu.
    »Ich weiß; aber es verletzt Dicks Gefühle.«
    »Oh.« Sieber blickte zu dem schlafenden, kleinen Mann, als erstaune es ihn zu erfahren, dass dieser Gefühle hatte.
    Ich hatte Mitleid mit ihm. »Auf dem Tisch steht etwas zu essen, und auf dem Herd ist heißes Teewasser, wenn du willst.«
    Er nickte, und ich fühlte, dass wir wieder Frieden geschlossen hatten. Ich nahm mir einen Augenblick Zeit, um mein Haar glatt zu streichen und ein frisches Hemd anzuziehen. Dann ging ich mit einem Kamm zu

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