Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
betrifft, wirst du mir vertrauen müssen. Ich kann nicht dein Werkzeug sein, und ich kann dir nicht versprechen, dass ich auf eine bestimmte Art handeln werde, egal was wir ans Tageslicht befördern. Dieses eine Mal in meinem Leben muss ich mir selbst treu bleiben.«
Seine Gesichtsmuskeln zuckten vor Wut, und dann, so schnell, dass ich es kaum mitbekam, war deutlich zu sehen, wie verletzt er war. Rasch wandte er sich von mir ab und verbarg sein Gesicht in den Schatten. »Ich verstehe«, sagte er. »Ich hätte gedacht, der Eid, den du den Weitsehern geschworen hast, würde dir mehr bedeuten. Und dummerweise habe ich auch geglaubt, dass auch wir seit langem Freunde sind, vielleicht sogar länger als der Narr und du.«
»Oh, Chade.« Plötzlich war ich so müde, dass ich kaum noch sprechen konnte. »Du bist weit mehr als nur mein Freund. Du warst mein Mentor, mein Vater und mein Beschützer, als viele ihre Hand gegen mich erhoben haben. Zweifele nie daran, dass ich mein Leben für dich geben würde.«
»Und er ist ein Weitseher«, warf Pflichtgetreu unerwartet ein und erschreckte uns damit beide. »Einer, dessen Treueid seiner Familie gegenüber ihn schon viel gekostet hat. Daher befehle ich dir, FitzChivalric, als dein Prinz nun dieses: Halte deinen Eid ... dir selbst gegenüber. Sei deinem Herzen so treu, wie du es Veritas gegenüber warst und vor ihm König Listenreich. So lautet der Befehl deines Königs.«
Staunend schaute ich ihn an und das nicht nur ob seiner Großzügigkeit, mir eine Freiheit zu gewähren wie kein Weitseher-König zuvor, sondern auch ob der plötzlichen Verwandlung eines mürrischen Fünfzehnjährigen in den Thronerben. Pflichtgetreu legte ob meines Blicks die Stirn in Falten; er war sich nicht im Mindesten bewusst, was er gerade getan hatte. Schließlich fand ich meine Sprache wieder. »Ich danke Euch, mein Prinz. Das ist die größte Gunst, die mir je ein Weitseher-König gewährt hat.«
»Gern geschehen. Ich hoffe nur, dass ich damit nicht etwas wirklich Dummes getan habe. Beide müssen wir uns nämlich daran erinnern, dass
ich
mein Versprechen der Narcheska gegenüber einhalten muss - egal wie du dich auch entscheidest. Ich bin hier, um dem Drachen den Kopf zu nehmen ... auf dass sie sich an einem tiefgefrorenen Schädel erfreuen möge.« Plötzlich war er wieder der mürrische Junge. Ich schaute ihn an und wurde wieder daran erinnert, wie schwierig das alles für ihn sein musste. Er schüttelte den Kopf ob meines mitfühlenden Blicks. »Ich kann nur versuchen, das Richtige zu tun, und hoffen, dass ich diesmal richtig geraten habe, was >das Richtige< ist.«
»Damit wären wir schon zwei«, knurrte Chade.
»Nein. Drei«, widersprach ich ihm. Chade hatte sich über die kleine Feuerschale gebeugt, und es war ihm tatsächlich gelungen, eine winzige Flamm zum Leben zu erwecken. Er nahm ein kleines Stück Kohle und legte es ins Feuer.
»Ich bin einfach zu alt für so was«, wiederholte er seine Lieblingsbeschwerde.
»Nein, das bist du nicht«, erwiderte ich. »Du wirst erst alt sein, wenn du beginnst, allen Leuten von deinen früheren Heldentaten zu berichten. Tatsächlich glaube ich, dass dir diese Reise gut getan hat.« Ich hockte mich neben ihn.
>Chade. Bitte, glaub mir. Hier geht es nicht darum, ob du oder ier Narr die Fäden zieht, an denen mein Schicksal hängt. Das st kein Kräftemessen zwischen euch beiden, um zu sehen, wem mein Herz gehört.«
»Was ist es dann?«, verlangte er widerwillig zu wissen.
Ich versuchte, ihm eine Antwort zu geben. »Ich muss die Wahrheit sehen, bevor ich mich entscheide, welche Seite ich unterstütze. Scnon vor unserem Aufbruch aus Bocksburg haben wir gewusst, dass noch etwas anderes hinter der Herausforderung der Narcheska steckt. Vielleicht kommt schon bald eine Zeit, da ihr froh sein werdet, dass ich gezögert und mich nicht blind ihrem Willen unterworfen habe. Ihre Zofe, Henja, hat irgendwie mit den Gescheckten in Verbindung gestanden; darauf möchte ich wetten. Die Narcheska, Peottre und ihr Mütterhaus haben der Mehrheit des Hetgurds getrotzt, um dem Prinzen diese Aufgabe aufzuerlegen. Warum? Was gewinnen sie dadurch? Welchen Wert hat der verrottende Kopf eines Drachen für sie?«
»Elliania scheint sich nicht an dem zu erfreuen, was sie mir abverlangt«, bemerkte Pflichtgetreu. »Einerseits ist sie so hart wie Stein, was ihre Forderung betrifft; andererseits zeigt sie weder Freude noch Eifer bei dem Gedanken, sondern Angst und Widerwillen.
Weitere Kostenlose Bücher