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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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erreicht, als ich mich beim Klang der Stimme des Narren umdrehte und Dick mir in den Rücken rauschte. Ich wurde in die Höhe geworfen und landete weitgehend unverletzt, und Dick auf mir. Ich rappelte mich auf, während der Narr uns amüsiert und liebevoll betrachtete. Doch auch Reue und Wehmut waren in seinen Augen. »Du solltest es auch einmal versuchen«, schlug ich ihm ein wenig verlegen vor, weil er mich wie einen Jungen im Schnee hatte spielen sehen. Ich half Dick in die Höhe. Er grinste trotz des kleinen Unfalls.
    »Mein Rücken«, sagte der Narr, und ich nickte nur. Ich wusste, dass es nicht nur mit seinem frisch verheilten Rücken zu tun hatte, mit seiner Steifheit oder den anderen Verletzungen. Seine Erfahrung hatte nicht nur Narben auf seinem Körper hinterlassen. Ich fragte mich, wie lange es wohl dauern würde, bis sein Geist wieder die alte Geschmeidigkeit zurückgewonnen hatte.
    »Du wirst wieder heilen«, versicherte ich ihm und ging auf ihn zu. Ich wünschte nur, ich wäre mir da wirklich sicher gewesen.
    »Prilkop hat uns etwas zu essen gemacht«, sagte er. »Ich wollte euch nur sagen, dass es fertig ist. Wir haben von der Tür aus gerufen, aber ihr habt uns nicht gehört.« Er hielt kurz inne. »Der Weg nach unten sah leicht aus, war es aber nicht. Jetzt fürchte ich mich davor, wieder hinaufzugehen.«
    »Es ist steil«, stimmte ich ihm zu, als wir uns auf den Rückweg machten. Bei der Erwähnung von Essen war Dick in Trab gefallen und uns nun ein Stück voraus. »Prilkop?«
    »Das ist der Name des Schwarzen Mannes.« Der Narr trottete neben mir her. Er war außer Atem. »Es dauerte ein bisschen, bis er sich daran erinnerte. Es ist schon lange her, seit er zum letzten Mal mit jemandem hat sprechen können, und noch länger, dass er unsere Heimatsprache gesprochen hat.«
    »Es sah so aus, als hättet ihr beide es genossen«, bemerkte ich und hoffte, nicht eifersüchtig zu klingen.
    »Ja«, bestätigte er mir. Fast hätte er gelächelt. »Es ist schon so lange her, seit er zum letzten Mal zu Hause gewesen ist, dass er nur hat staunen können, wie viel sich verändert hat, als ich ihm von meiner Kindheit berichtete. Wir fragen uns beide, wie es jetzt wohl dort aussehen mag.«
    »Nun, ich nehme an, er könnte jetzt nach Hause gehen, wenn er wollte. Ich meine, es hält ihn ja keine Vision mehr hier. Oder?«
    »Nein.« Schweigend gingen wir ein Stück nebeneinander her, dann sagte der Narr leise: »Fitz, Heimat sind Menschen, keine Orte. Wenn man an den Ort seiner Jugend zurückkehrt, und die Menschen sind nicht mehr da, sieht man nur, was fehlt.« Er legte mir die Hand auf den Arm, und ich blieb stehen. »Lass mich mal durchatmen«, bat er mich, sprach dann aber trotzdem weiter. »Du bist derjenige, der wieder nach Hause zurückkehren sollte«, sagte er mir ernst. »Kehr zurück, solange du noch kannst. Kehr zurück, solange die Menschen dort dich noch kennen und sich über deine Rückkehr freuen. Nicht nur die in Bocksburg. Auch Molly und Philia.«
    »Ich weiß. Das will ich auch.« Ich blickte ihn verwirrt an, überrascht darüber, dass er geglaubt hatte, ich wolle das nicht tun.
    Sein Gesicht nahm einen erstaunten Ausdruck an. »Du willst? Wirklich?«
    »Natürlich.«
    »Du meinst es ernst, nicht wahr?« Er musterte mein Gesicht. Fast glaubte ich, einen Schatten der Enttäuschung in seinen Augen zu erkennen. Doch dann ergriff er meine Hand und sagte: »Ich freue mich für dich, Fitz. Ich freue mich wirklich. Du hast gesagt, dass du es tun würdest, aber du schienst noch zu zögern. Ich dachte, ich könnte dir vielleicht einen kleinen Stoß in die richtige Richtung geben.«
    »Was sollte ich denn sonst tun?«
    Er zögerte einen Augenblick lang, als wolle er etwas sagen. Dann schien er sich jedoch anders zu entscheiden. Er stieß ein leises Schnaufen aus. »Du hättest gehen und dir eine Höhle suchen können, wo du die nächsten zehn Jahre oder so allein leben kannst.«
    »Warum sollte ich so etwas tun? Mich vom Leben zurückziehen und der Möglichkeit, dass es besser werden könnte?«
    Und dann wurde ich mit seinem alten Lächeln belohnt. »Hilf mir den Pfad hinauf«, sagte er, und ich war froh, dies tun zu dürfen. Allerdings stützte er sich stärker auf meinen Arm, als ich erwartet hatte. Als wir Prilkops Höhle erreichten, ließ ich ihn sich erst einmal setzen. »Alkohol? Branntwein?«, fragte ich Prilkop, und nachdem der Narr ihm die Worte übersetzt hatte, schüttelte der Schwarze Mann den

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