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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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quälen, die meine Enthüllungen ohne Zweifel aufwerfen würden.
    »Dein Vater hat die tödliche Wunde im Dienste der Weitseher davongetragen, das ist wahr. Doch als er allein Kraft seines Willens einen Drachen in die Knie zwang, hat er das nicht für seinen Prinzen getan. Er hat es getan, weil der Steindrache seinen geliebten Sohn bedroht hat.«
    Ungläubig fragte Nessel: »Flink?«
    »Natürlich. Flink war auch der Grund, warum er hierher gekommen ist. Er wollte seinen Sohn zurückholen und ihn sicher nach Hause bringen. Er hat nicht geglaubt, dass er es mit einem echten Drachen zu tun bekommen würde.«
    »Es gibt da so vieles, was ich nicht verstehe. Du nennst den Drachen, dem sie gegenübergestanden haben, einen >Steindrachen<. Was ist das?«
    Sie verdiente es, das zu wissen. Und so erzählte ich ihr eine Heldengeschichte über die dunkle Magie der Bleichen Frau und von einem Mann, der halb blind und allein gekommen war, um sich um seines eigensinnigen Sohnes willen einem Drachen zu stellen. Ich erzählte ihr auch davon, wie Flink sich dem Ansturm des Drachen gestellt und den Pfeil abgeschossen hatte, der ihn schließlich niederstrecken sollte. Und dann sprach ich von Flinks Treue zu seinem Vater, als dieser im Sterben lag. Ich erklärte ihr sogar den Ohrring, den Flink tragen würde, wenn er wieder nach Hause kam. Sie weinte, während ich sprach - schwarze Tränen, die im Fallen verschwanden. Ihr Garten verschwamm um uns herum, und der eisige Gletscherwind wehte an uns vorbei. Meine Erzählung war so kraftvoll, dass sie sah, was ich ihr berichtete. Erst nachdem ich geendet hatte, erschien der Garten wieder um uns herum. Die Düfte waren deutlicher, als hätte gerade eben ein Schauer die Blumen benässt. Eine Motte flatterte vorbei.
    »Aber wann wird Flink wieder nach Hause kommen?«, verlangte sie besorgt von mir zu wissen. »Es ist schon schwer genug für meine Mutter zu wissen, dass mein Vater gestorben ist. Da sollte sie sich keine Sorgen mehr machen müssen, ob ihr Sohn wieder sicher nach Hause kommt. Was hält ihn so lange auf, da ihre Aufgabe doch erledigt ist?«
    »Flink dient seinem Prinzen. Er wird zurückkehren, wenn Pflichtgetreu zurückkehrt«, versicherte ich ihr. »Sie verhandeln noch wegen der Hochzeit, die unsere beiden Länder in Freundschaft miteinander verbinden wird. Solche Dinge brauchen ihre Zeit.«
    »Was stimmt mit diesem Mädchen nicht?«, verlangte Nessel wütend zu wissen. »Hat sie den Verstand verloren oder keine Ehre im Leib? Sie sollte das Wort halten, das sie gegeben hat. Sie hat ihren Drachenkopf auf dem Herd gehabt. Dafür habe ich gesorgt!«
    »Das habe ich schon gehört«, sagte ich in ironischem Tonfall.
    »Ich war so wütend auf ihn«, erzählte Nessel mir vertrauensvoll. »Mir fiel nichts anderes ein, was ich hätte tun können.«
    »Du warst wütend auf Eisfeuer?«
    »Nein! Auf Prinz Pflichtgetreu. Dieses Hin und Her, Her und Hin. Sie liebt mich, sie liebt mich nicht. Ich will sie nicht zu einem Handel zwingen, der unter Druck abgeschlossen worden ist. Ich bin ja so, so edel... Warum sagt er diesem launischen Outislander-Mädchen nicht einfach: >Ich habe den Preis bezahlt und werde die Brücke nun überqueren< ? Ich hätte das in jedem Fall getan.«Ihre Entrüstung verflog so schnell wieder, wie sie gekommen war, als sie sagte: »Du hältst mich doch nicht für eine Verräterin, weil ich so über ihn spreche, oder? Ich will nicht despektierlich wirken. Ich bin unserem Prinzen ein genauso guter Untertan wie jeder andere auch. Wenn man zu jemandem in Gedanken spricht, fällt es einem nur schwer, sich daran zu erinnern, dass er ein Prinz ist und weit über einem steht. Es gibt Zeiten, da kommt er mir so dickköpfig vor wie einer meiner Brüder, und ich will ihn einfach nur packen und schütteln!« Trotz ihrer vorherigen Treuebekundung ihrem Monarchen gegenüber klang sie plötzlich wie ein Mädchen, dass die dummen Jungen einfach nur satt ist.
    »So, was hast du getan?«
    »Nun, zu diesem Zeitpunkt haben die Outislander gerade einen Riesenaufstand darum gemacht, dass er ihnen nicht den Kopf des Drachen auf den Herd gelegt hat. Als wären die Leben ihrer Mutter und Schwester nicht mehr wert als ein stinkender Tierschädel auf dem Herd!« Ich fühlte deutlich, wie sehr sie sich beherrschen musste. »Vergiss nicht, dass ich nur von diesen Dingen weiß, weil ich sie an die Königin weitergeben muss. Ich bin diejenige, die sich jeden Morgen vor sie stellen und ihr erzählen muss,

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