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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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daheim gebraucht. Und er muss wieder nach Hause.«
    Ich setzte mich neben dem Bett auf den Boden. Ich verstand ihn tatsächlich. Ich erinnerte mich an die langen Tage meiner Heilung nach meiner Zeit in Edels Verlies. Ich erinnerte mich an die Unsicherheit, die ich empfunden hatte. Folter beschämt einen Menschen. Zu brechen und zu schreien, zu betteln, Versprechen zu machen ... Solange ein Mann das nicht ertragen hat, vielleicht kann er es einem anderen dann nicht vergeben. Der Narr brauchte Zeit für sich allein, um neu herauszufinden, wie er sich selbst sah. Ich hatte nicht gewollt, dass Burrich mir tausend Fragen stellte. Ich hatte noch nicht einmal gewollt, dass er sich Sorgen um mich machte. Irgendwie hatte er das gewusst und mir die Zeit gelassen, einfach nur dazusitzen und stumm auf die Wiesen und Hügel zu starren. Es war mir schwer gefallen zuzugeben, dass ich ein Mensch und kein Wolf war, und es war mir noch schwerer gefallen, mir einzugestehen, dass ich noch immer ich selbst war.
    Der Narr holte die schmale Hand unter der Decke hervor. Unbeholfen klopfte er mir auf die Schulter und strich mir dann mit den Fingern über die bärtige Wange. »Geh nach Hause.
    Und rasier dich, wenn du dort bist.« Er brachte ein schwaches Lächeln zustande. Dann sagte er: »Lass mich ausruhen, Fitz. Lass mich einfach ausruhen.«
    »Wie du willst.« Ich versuchte, mich nicht so zu fühlen, als hätte er mich entlassen. Ich drehte mich zu Dick um. »Dann werde ich dich also nach Hause bringen. Zieh dich warm an, aber du musst nichts einpacken. Bevor die Nacht vorüber ist, werden wir schon in Bocksburg sein.«
    »Und wieder im Warmen?«, drängte mich Dick. »Und mit guten Sachen zu essen? Frisches Brot und Butter, Milch und Äpfel, Kuchen und Rosinen? Käse und Schinken? Heute Nacht?«
    »Ich werde mein Bestes tun. Und sag Chade von mir, dass wir heute Nacht nach Hause gehen werden. Ich werde der Wache am Tor sagen, dass wir früher gekommen sind, auf dem ersten Schiff, weil dir so kalt gewesen ist.«
    »Mir ist auch kalt«, bemerkte er. »Aber keine Boote. Das hast du versprochen.«
    Das hatte ich zwar nicht, aber ich nickte trotzdem. »Keine Boote. Mach dich bereit, Dick.« Ich drehte mich erneut zu dem Narren um. Er hatte die Augen wieder geschlossen. Leise sagte ich: »So bekommst du also deinen Willen ... so wie es stets der Fall zu sein scheint. Ich werde Dick nach Hause bringen. Ich werde jedoch nur einen Tag wegbleiben, vielleicht auch zwei. Doch dann werde ich wieder zurückkommen, und ich werde dir Essen und Wein bringen. Was hättest du gerne?«
    »Hast du Aprikosen?«, antwortete der Narr mit schwacher Stimme. Offenbar hatte er mich nicht richtig verstanden.
    »Ich werde versuchen, dir welche mitzubringen«, sagte ich, obwohl ich bezweifelte, um diese Jahreszeit welche zu bekommen, aber das wollte ich ihm nicht sagen. Sein Haar fühlte sich steif und trocken an. Ich blickte zu Prilkop. Er nickte langsam als Antwort auf meine stumme Bitte. Bevor ich ging, zog ich dem Narren noch die Decke über die Schulter. Dann beugte ich mich vor und drückte meine Stirn auf die seine. »Ich bin bald wieder zurück«, versprach ich ihm. Er antwortete nicht darauf, und vielleicht schlief er tatsächlich wieder. Ich ließ ihn, wie er war.
    Auch Prilkop verabschiedete sich von uns noch in der Höhle. »Pass auf ihn auf«, sagte ich dem Schwarzen Mann. »Ich bin morgen wieder zurück. Sorg dafür, dass er isst.«
    Prilkop schüttelte den Kopf bei meinen Worten. »Nicht so schnell«, warnte er mich. »Du hast die Portale bereits zu oft benutzt und zu schnell hintereinander.« Er machte eine Bewegung, als wolle er etwas aus seiner Brust ziehen. »Es nimmt von dir, und wenn du nicht mehr genug übrig hast, kann es dich auch behalten.«
    Er schaute mir in die Augen, als wolle er sichergehen, dass ich ihn verstanden hatte. Das hatte ich nicht; trotzdem nickte ich und versicherte ihm: »Ich werde vorsichtig sein.«
    »Leb wohl, Dick. Leb wohl, Wandler des Narren.« Dann fügte er mit einem Nicken in Richtung Narr hinzu: »Ich werde auf ihn aufpassen. Mehr als das kann niemand von uns tun.« Und zu guter Letzt sagte er verlegen: »Der kleine Mann hat von > Käse < gesprochen ? «
    »Käse. Ja. Ich werde dir Käse mitbringen. Und Tee, Gewürze und Obst, so viel ich tragen kann.«
    »Wenn es sicher für dich ist, wieder zurückzukehren, wäre das nett.« Er strahlte, als wir ihm für alles dankten, was er für uns getan hatte. Dann gingen

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