Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
veränderte Licht gewöhnt hatten. Die vier Zeugensteine ragten hinter mir in den Nachthimmel auf. Ich nahm einen tiefen Zug der warmen Luft. Ich roch Schafe in der Nähe und weiter entfernt das Meer. Wir waren zu Hause.
Ich ging zu Dick und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Alles in Ordnung«, sagte ich ihm. »Wir sind zu Hause. Ich habe es dir doch gesagt. Es ist, als würde man durch eine Tür gehen.« Dann überkam mich eine Welle der Benommenheit, und ich fiel nach vorn und auf mein Gesicht. Kurze Zeit lag ich einfach nur da und versuchte, mich nicht zu übergeben.
»Es ist also alles in Ordnung?«, fragte Dick mich elend.
»In ein, zwei Augenblicken«, versicherte ich ihm atemlos. »In ein, zwei Augenblicken wird es uns wieder gut gehen.«
»Das war schlimmer als ein Boot«, sagte er vorwurfsvoll.
»Aber viel kürzer«, erwiderte ich. »Es ist viel schneller gegangen.«
Trotz meiner Versicherungen dauerte es eine Weile, bis wir uns genug erholt hatten, um wieder aufzustehen. Es war noch ein guter Marsch von den Zeugensteinen bis zu den Toren der Bocksburg, und Dick keuchte und jammerte schon lange, bevor wir dort ankamen. Die eingefrorene Stadt der Uralten und der Gang durch die Pfeiler schienen ihn desorientiert und erschöpft zu haben. Ich kam mir grausam vor, ihn zu hetzen. Ich lockte ihn mit dem Versprechen auf wunderbares Essen, kühles Bier und ein warmes, weiches Bett. Die aufgehende Sonne warf genug Licht, dass wir nicht alle paar Meter stolperten. Wir waren jedoch noch nicht weit gekommen, da trug ich schon Dicks Rucksack und dann auch seinen Mantel und Hut. Er hätte noch mehr ausgezogen, wenn ich ihn gelassen hätte.
Als wir schließlich die Tore erreichten, schwitzten wir in unserer Winterkleidung.
Ich glaube, die Wachen erkannten zuerst Dick, dann mich. Ich war ungekämmt und unrasiert. Ich sagte ihnen, wir seien auf einem verdreckten Handelskahn der Outislander vorausgeschickt worden und dass es eine furchtbare Fahrt gewesen sei. Dick bestätigte meine schlechte Meinung über Boote nur allzu gerne. Die Torwachen platzten förmlich vor Fragen, doch ich sagte ihnen, dass ich schon vor einiger Zeit losgeschickt worden sei und dass wir lange unterwegs gewesen waren. Außerdem hätte ich den Befehl, erst der Königin Bericht zu erstatten, bevor ich mit irgend wem sonst sprach. Sie ließen uns durch.
Um diese Zeit waren hauptsächlich Diener und Wachen unterwegs. Ich bekam Dick nicht weiter als bis zur Küche. Die Männer im Wachraum hatten gelernt, das Haustier des Prinzen zu tolerieren. Sie würden mit ihm scherzen, seinen Geschichten lauschen und ihre eigenen dagegen stellen. Alles, was er hier über Drachen, magische Pfeiler und Schwarze Männer erzählte, würde man mit einem breiten Grinsen aufnehmen. Ich wusste, dass ich ihn irgendwo lassen musste, und dies war vielleicht der sicherste Platz dafür. Außerdem vermutete ich, dass er schon bald den Mund zu voll haben würde, um noch etwas zu sagen. Also ließ ich ihn bei einer warmen Mahlzeit zurück und ermahnte ihn, direkt nach dem Essen entweder in seine eigene Kammer oder zu Sada zu gehen und sie wissen zu lassen, dass auf unserer Reise niemand an Seekrankheit gestorben sei.
Mir selbst nahm ich einen kleinen Laib Brot, den ich auf dem Weg in die Kaserne aß. Die warme Sommerluft schien voll mit Gerüchen zu sein nach meinen langen Wochen in der Kälte. Unser Teil der Kaserne war verstaubt und verlassen. Ich zog meine schweren Wollsachen aus. Ich sehnte mich danach, mich zu waschen und zu rasieren, doch stattdessen zog ich nur eine frische Uniform an. Mehr noch sehnte ich mich aber danach, mich einfach aufs Bett fallen zu lassen, aber ich wusste, dass ich so rasch wie möglich zur Königin musste. Auch wusste ich, dass sie mich noch nicht erwartete.
Ich ging in den Gang, der zu den Speisekammern und Lagerräumen der Küche führte. Als niemand zu sehen war, betrat ich die Kammer, wo sich der Schrank mit der falschen Hinterwand befand. Hier wurden auch die Schinken und Würste aufbewahrt, und eine solche Wurst schnappte ich mir nun, bevor ich die Geheimtür hinter mir schloss und müde die dunkle Treppe hinaufstieg. Ich tastete mich voran, denn hier war es stockfinster. Als ich schließlich den Ausgang zu Chades Turmzimmer erreichte, hatte ich die Wurst gegessen. Ich öffnete die Tür und trat ein.
Dunkelheit und ein muffiger Geruch empfingen mich. Ich stieß mit der Hüfte gegen den Arbeitstisch, fluchte und tastete mich dann
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