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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wir. Der Wind hatte aufgefrischt, und die Nacht war kalt. Dick hatte sich stur geweigert, seinen Rucksack zurückzulassen. Er hielt an jedem einzelnen seiner Besitztümer fest, und so folgte er mir schwer beladen den steilen schmalen Pfad hinunter. Gefrorene Nässe hatte ihn noch schmaler gemacht, und erneut war ich gezwungen, mein Schwert zu ziehen und den Spalt, der den Zugang zum Reich der Uralten markierte, von Eiszapfen zu befreien. Dick wimmerte ob der Dunkelheit und des Windes, und er bestand darauf, so schnell wie möglich nach Hause zurückzukehren. Dass ich dazu zunächst den Weg öffnen musste, schien er nicht zu verstehen.
    Schließlich gelang es mir, mich hindurchzuzwängen. Ich zog Dick hinter mir her, der dabei tatsächlich nur kurz stecken blieb. Er folgte mir hinein und wurde immer langsamer und langsamer, je mehr wir uns dem unnatürlichen Licht näherten. »Das gefällt mir nicht«, warnte er mich. »Ich glaube nicht, dass das der Weg nach Hause ist. Das geht in den Fels hinein. Wir sollten wieder umkehren.«
    »Nein, Dick, es ist schon in Ordnung. Es ist nur alte Magie. Uns wird schon nichts passieren. Folge mir einfach.«
    »Du solltest besser Recht behalten!«, drohte er mir. Er folgte mir und schaute sich bei jedem Schritt um. Je tiefer wir in die Festung hineingingen, desto vorsichtiger wurde er, und als wir das erste Relief der Uralten erreichten, schnappte er nach Luft und trat einen Schritt zurück. »Der Drache träumt. Die da waren in Drachenträumen!«, rief er. Dann sagte er unvermittelt, als hätte ich ihm einen Streich gespielt: »Oh, ich war hier schon einmal. Jetzt weiß ich. Aber warum ist es so kalt? Früher war es doch nicht so kalt.«
    »Weil wir unter dem Eis sind. Deshalb ist es kalt. Komm jetzt. Und geh nicht so langsam.«
    »Nicht so kalt«, erwiderte er rätselhaft und folgte mir wieder, aber nicht schneller als zuvor. Ich dachte, ich hätte mir den Weg gemerkt. Dennoch bog ich zweimal falsch ab und musste meine eigenen Schritte wieder zurückverfolgen. Dick zweifelte immer mehr an mir. Doch schließlich erreichten wir trotz meines mangelhaften Gedächtnisses und seiner langsamen Schritte den Kartenraum.
    »Fass nichts an«, warnte ich ihn. Ich studierte die Rune neben den vier Edelsteinen bei Bocksburg. Diese Edelsteine, davon war ich überzeugt, repräsentierten die Zeugensteine.
    Seit Generationen galten sie unserem Volk als Ort der Macht und der Wahrheit, ein Tor zu den Göttern. Nun glaubte ich den Ursprung dieser Legende zu kennen. Ich merkte mir die Rune. »Komm, Dick«, sagte ich. »Es ist Zeit, nach Hause zu gehen.«
    Er erwiderte nichts darauf, und als ich ihm die Hand auf die Schulter legte, blickte er langsam zu mir auf. Er hatte sich auf den Boden gesetzt. Mit einer Hand hatte er den Staub von den Fliesen gewischt und darunter ein Stück einer ländlichen Szene enthüllt. Sein Gesicht hatte einen fast benommenen Ausdruck angenommen. »Es hat ihnen hier gefallen«, sagte er leise. »Sie haben viel Musik gemacht.«
    »Zieh deine Mauern hoch, Dick«, bat ich ihn, hatte aber nicht das Gefühl, dass er mir gehorchte. Ich nahm seine Hand und drückte sie. Ich war nicht sicher, ob er mir zuhörte, aber während ich ihn die Treppe hinauf in den Pfeilerraum führte, erklärte ich ihm mehrmals, dass wir einander gut festhalten und durch den Pfeiler gehen müssten, um wieder nach Hause zu kommen. Inzwischen atmete er tief und gleichmäßig wie im Schlaf. Nervös fragte ich mich, ob die Stadt selbst ihn so beeinflusste.
    Ich ließ mir keine Zeit, mich zu fragen, ob die uralten und verwitterten Zeugensteine noch immer als Gabenpfeiler funktionierten. Einen hatte der Narr doch schon benutzt, oder? Und seine Gabenfähigkeiten waren weit geringer als meine. Ich atmete tief durch und schüttelte kurz Dicks Hand, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Dann trat ich entschlossen in den Pfeiler hinein und zog ihn hinter mir her.
    Wieder war da diese atemlose lange Pause in meinem Sein, die mir inzwischen fast vertraut war. Ich schien durch eine sternenübersäte Schwärze von undefinierbarer Länge zu wandern. Dann trat ich auf eine Wiese auf einem Hügel nahe Bocksburg hinaus. Dick war noch immer bei mir. Kurz fühlte ich mich benommen, und Dick stolperte an mir vorbei und ließ sich auf das Gras fallen. Die Wärme des Sommers berührte unsere Haut, und der Geruch der Sommernacht stieg mir in die Nase. Ich blieb erst einmal stehen und wartete, bis meine Augen sich an das

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