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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Ruhe zunichte gemacht. Der Narr schlief tief und fest bis weit nach Mittag. Dann wachte er auf, ausgelaugt und mit geschwollenen Augen, um mehrere Becher Wasser zu trinken. Prilkop bestand darauf, dass wir ihn vom Boden zu seinem Bett trugen. Der Narr stolperte zwischen uns dahin und ließ sich dann auf das Bett des Schwarzen Mannes fallen, als wäre er zu Tode erschöpft, und fast augenblicklich schlief er ein. Seine Haut fühlte sich warm an.
    »Vielleicht ist es nur wieder einmal Zeit für ihn, sich zu verwandeln«, sagte ich Prilkop. »Zumindest hoffe ich das. Es wäre in jedem Fall besser als eine Infektion. Er wird mehrere Tage lang Fieber haben und schwächein und dann seine Haut abwerfen, als wäre er verbrannt. Die darunter zum Vorschein kommende neue Haut wird dunkler sein. Wenn es das ist, was ihn nun plagt, dann bleibt uns wenig mehr zu tun, als es ihm so bequem wie möglich zu machen und zu warten.«
    Prilkop berührte beide Wangen des Narren, lächelte mich dann an und sagte: »Das habe ich mir schon gedacht. Einigen von uns kann das passieren. Das Unwohlsein geht vorbei.« Dann schaute er auf den Narren hinab und fügte hinzu: »Falls das alles ist.« Er schüttelte den Kopf. »Er hat viele Verletzungen.«
    Eine Frage kam mir in den Sinn, und ich stellte sie, ohne mir Gedanken darüber zu machen, ob sie unhöflich klang oder nicht. »Warum hast du dich verwandelt? Warum verwandelt sich der Narr? Die Bleiche Frau ist weiß geblieben.«
    Er hob die Hände zum Zeichen des Erstaunens. »Darüber habe ich auch schon oft nachgedacht. Vielleicht verändern wir uns, wie wir die Dinge verändern. Andere Propheten, die weiß bleiben, reden oft viel, tun aber wenig. Er und ich ... in unsere Jugend fanden viele Veränderungen statt, die wir vorhergesehen hatten. Dann gingen wir hinaus und führten die Veränderungen selber herbei. Und vielleicht haben wir uns so auch selbst verändert.«
    »Aber die Bleiche Frau hat auch alles unternommen, um eine Veränderung herbeizuführen.«
    Er lächelte mit grimmiger Zufriedenheit. »Sie hat es versucht. Sie hat versagt. Wir haben gesiegt. Wir haben verändert.« Dann neigte er den Kopf zur Seite. »Vielleicht. Jedenfalls glaubt das dieser alte Mann.« Prilkop deutete auf sich selbst, blickte abermals auf den schlafenden Narren und nickte. »Er braucht Ruhe. Er braucht Schlaf und gutes Essen. Du und Dick, geht fischen. Frischer Fisch wäre gut für ihn.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich will ihn nicht allein lassen, wenn es ihm so geht.«
    Prilkop legte mir sanft die Hand auf die Schulter. »Du machst ihn rastlos. Er fühlt deine Sorge. Um ihm Ruhe zu geben, musst du gehen.«
    Dick meldete sich aus seiner Ecke am Herd. »Wir sollten nach Hause gehen. Ich will nach Hause gehen.«
    Der Narr erschreckte mich, als er plötzlich meinen Namen krächzte. »Fitz.«
    Ich war sofort mit Wasser an seiner Seite. Er wollte es nicht trinken, doch ich blieb hartnäckig. Als er das Gesicht ab wandte, nahm ich den Becher wieder weg. »Wolltest du noch etwas?«
    Seine Augen waren unnatürlich hell vom Fieber. »Ja. Ich will, dass du nach Hause gehst.«
    »Er weiß nicht, was er sagt«, bemerkte ich zu Prilkop. »Ich könnte ihn so nicht mitnehmen.«
    Der Narr atmete tief ein. Das Sprechen bereitete ihm sichtlich Mühe. »Doch, das tue ich. Ich weiß sehr wohl, was ich sage. Nimm Dick. Geh nach Hause. Lass mich hier.« Er hustete und winkte nach mehr Wasser. Er trank in kleinen Schlucken. Dann atmete er erneut tief durch und legte sich wieder auf die Decken zurück.
    »Ich werde dich nicht so zurücklassen«, versprach ich ihm. »Ich werde mir so viel Zeit nehmen, wie wir hier brauchen. Du musst dir um nichts Sorgen machen. Ich werde hier bei dir bleiben.«
    »Nein.« Er wirkte auf jene müde Art verärgert, wie sie typisch für Kranke ist. »Hör mir zu. Ich muss hier bleiben. Hier. Eine Zeit lang. Bei Prilkop. Ich muss verstehen ... wann ich bin, wo ich bin... ich muss... Fitz, er kann mir helfen. Du weißt, dass ich nicht daran sterben werde. Es ist nur meine Wandlungszeit. Aber was ich lernen muss, muss ich allein lernen. Ich muss nachdenken, allein. Du verstehst das. Ich weiß, dass du das tust. Ich war du.« Er hob einen abgemagerten Finger, um sich die Wangen zu reiben. Die trockene Haut wellte sich unter seiner Berührung und blätterte von neuer, dunklerer Haut darunter ab. Er rollte die Augen zu Prilkop. »Er sollte jetzt gehen«, sagte er, als könne Prilkop mich zwingen. »Er wird

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