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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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denn es heißt, wenn jemand die Unwahrheit vor den Steinen sagt, werden die Götter ihn bestrafen. Auch heißt es, dass die Steine zuschauen würden, wenn sich Männer hier zum Wettstreit treffen, um die Wahrheit zu ermitteln; dabei würden sie dafür sorgen, dass der Ehrenhaftere gewinnt
    Überall in den Sechs Provinzen und auch jenseits davon finden sich ähnliche Steinsäulen. Alle scheinen sie aus dem gleichen schwarzen Stein gehauen zu sein, und alle sind sie robust genug, um den Elementen zu trotzen. Manche sind mit Runen verziert. Andere wiederum wirken schlicht, doch bei näherem Hinsehen entdeckt man die Runen, die sie einst geschmückt haben und die nun entweder verwittert oder weggehauen worden sind.
    Obwohl wir nicht in der Lage waren, etwas über sie in den Gabenschriften zu finden, wurden sie sicherlich von den
    Uralten als schnelles Transportmittel genutzt. Im Anschluss an diesen Text findet sich eine Karte aller bekannten Gabenpfeiler; wie ich sie von nun an nennen will. Dieser Karte habe ich auch eine Legende hinzugefügt, die zeigt, welche Rune welchem Ort entspricht. Auch wenn einige Gabenpfeiler keine Markierung zu haben scheinen, kann ein geübter Gabennutzer sie für die Reise verwenden. Es ist jedoch nicht ratsam, dass jüngere Gabennutzer allein durch die Steine gehen. Tatsächlich sollten sie stets von einem Erfahreneren begleitet werden und die Steine nur im höchsten Notfall verwenden. Für den Novizen kann es eine ausgesprochen fordernde Erfahrung sein, die zu großer Erschöpfung führt oder- im Falle einer erzwungenen, zu häufigen Nutzung - zu Wahnsinn.
    Chade Irrstern über Gabenpfeiler

    Der empfindliche Heilprozess des Narren setzte in den frühen Morgenstunden aus. Ich wachte im Dunkeln von den Geräuschen auf, die der Narr verursachte, als er sich im Schlaf wälzte und kämpfte. Als ich versuchte, ihn zu wecken, war sein Gesicht warm, und ich konnte ihn nicht aus seinen Albträumen reißen. Ich setzte mich neben ihn, hielt seine Hand und sprach leise zu ihm, um ihm ruhigere Träume zu bescheren. Ich war mir unangenehm bewusst, dass auch der Schwarze Mann aufgewacht war. Er lag auf seinem Bett und beobachtete uns stumm. Ich konnte seine Augen nicht sehen, doch ich spürte seinen Blick. Er musterte uns, und ich wusste nicht, warum.
    Im Morgengrauen fühlte ich Chade. Widerwillig ließ ich ihn herein.
Du kannst jetzt nach Hause gehen,
sagte er.
Folgendes wirst du erzählen: Der Prinz und ich, wir haben dich mit Dick auf einem Handelsschiff vorausgeschickt, da Dick sich hier hundeelend fühlte und wir der Königin so rasch wie möglich Bericht erstatten wollten. Ich denke, das klingt glaubhaft. Vermeide es einfach, auf Einzelheiten einzugehen. Ich freue mich schon darauf, dich endlich dort zu haben. Nessel ist ja ein gutes Mädchen, aber wir brauchen jemanden, der sie zur Umsicht mit unseren Berichten gemahnt und darauf achtet, dass sie sich nicht überanstrengt. Es ist von außerordentlicher Wichtigkeit, dass ich jemanden dort habe, dem ich die Art von Informationen anvertrauen kann, die an die Königin weitergeleitet werden müssen.
    Ich kann jetzt nicht gehen, Chade. Der Narr ist krank. Er kann nicht reisen.
    Chade schwieg für einige Augenblicke. Dann:
Aber demnach zu urteilen, was du gesagt hast, würdest du ihn nicht weit tragen müssen. Nur bis zum Gabenpfeiler und dann, schwupps, ist er zu Hause im Warmen, bei Ärzten und in Sicherheit.
    Ich wünschte, es wäre so einfach. Der Weg zum Pfeiler ist tückisch und kalt, und die Reise durch den Pfeiler selbst war schon immer anstrengend für ihn. Ich wage nicht, es zu riskieren. Er hat schon viel zu viel durchgemacht.
    Ich verstehe.
Ich fühlte, wie Chade meine Worte abwog. Dann fragte er:
Glaubst du, dass es ihm morgen wieder bessergehen wird ? Einen Tag könnte ich dir noch geben.
    Ich sammelte meine Gedanken.
Ich weiß es nicht
, erwiderte ich.
Aber ich werde mir so lange Zeit nehmen, wie er braucht, Chade. Ich werde ihn nicht riskieren.
    Na schön.
Verärgerung sprach aus dem Gedanken, aber auch Akzeptanz.
Wenn du musst.
    Das muss ich
, erwiderte ich entschlossen.
Wir werden reisen, sobald der Narr wieder kräftiger ist. Vorher nicht.
    Die Morgensonne fand mich voller Sorge. Ich wusste nur allzu gut, dass viele Männer, die an Kampfverletzungen sterben, dies erst nach mehreren Tagen tun, am Fieber oder an Infektionen. Die Reise hierher hatten die Selbstheilungsfähigkeiten des Narren über Gebühr strapaziert und viele Tage der

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