Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
und ihre neue Prinzessin betrachteten. Niemand, der auch nur über einen Funken Gabe verfügte, war gegen die Leidenschaft dieser gewaltigen Kreaturen immun. Sie steckte die Menge derart an, dass die anschließende Feier und die darauf folgende Nacht vielen noch lange in Erinnerung bleiben sollten.
Die Drachen kümmerte das alles nur wenig. Sie paarten sich mehrmals und brüllten sich spöttisch Herausforderungen zu. Dann stürzten sie sich mit einer Gier auf die Ochsen, die schrecklich anzuschauen war. Der Pferch vermochte das panische Vieh nicht zu halten, und ein Gardist wurde niedergetrampelt, und mehrere Dutzend Zuschauer sprangen entsetzt beiseite, bevor Tintaglia und Eisfeuer sich zum Fressen niederließen. Das war nun eine derart blutige Angelegenheit, dass selbst jene, die das Töten hatten sehen wollen, zur Burg zurückgingen oder sich zumindest auf sichere Entfernung von den Drachen zurückzogen.
Doch auch wenn die Drachen dem Ereignis danach nur noch wenig Aufmerksamkeit schenkten, war das Ganze ein Triumph für unseren Prinzen. Bevor die Herzöge in ihre jeweiligen Herzogtümer zurückkehrten, versammelten sie sich und kamen darin überein, Pflichtgetreu zum König-zur-Rechten zu ernennen. Damit hatte Pflichtgetreus Queste ein Ende gefunden, das wahrlich eines Liedes würdig war, und tatsächlich wurden auch viele darüber geschrieben und oft gesungen. Das Fest in der Burg dauerte zwanzig Tage, bis die ersten Zeichen des Winters die Edelleute davon überzeugten, in ihre eigenen Burgen zurückzukehren, bevor das Reisen unangenehm wurde. Nach und nach kehrte der Alltag wieder in die Burg ein; doch den ganzen Winter über ging es in ihr so lebhaft zu wie schon seit Jahren nicht mehr. Der König-zur-Rechten und seine junge Braut zogen nicht nur den jüngeren Adel der Sechs Provinzen an, sondern auch die jüngeren Kaempra der Äußeren Inseln. Bündnisse wurden geschlossen, die nichts mit Handel zu tun hatten, und Hochzeiten wurden zwischen den beiden Ländern arrangiert. Zu jenen, die ihre Heiratsabsichten bekundeten, gehörten auch Lord Gentil und Lady Sydel.
Doch es war auch eine Zeit des Aufbruchs. Ich verabschiedete mich von Harm und seinem Meister, denn sie würden ihrem Herrn für den Winter in dessen Burg folgen. Mein Junge schien wirklich glücklich zu sein, und auch wenn es mich nicht glücklich machte, ihn ziehen lassen zu müssen, so freute es mich doch, dass er etwas gefunden hatte, was ihm so viel Befriedigung verschaffte. Web nahm Flink mit. Er sagte, es sei an der Zeit, dass der Junge noch andere seiner Art kennen lerne, um die Feinheiten der Alten Macht besser verstehen zu können und die Notwendigkeit zu erkennen, sie nur mit Disziplin anzuwenden. Meine Liebeserklärung an seine Mutter hatte eine neue Mauer zwischen Flink und mir entstehen lassen. Ich war nicht sicher, ob ich diese schnell wieder würde durchbrechen können, dennoch fühlte ich mich besser, weil ich ehrlich zu ihm gewesen war. Web versuchte, mich zu überreden, sie zu begleiten. Er sagte, dass auch ich von dieser Reise profitieren würde, doch wieder machte ich einen Rückzieher und versprach ihm, dass ich mir wirklich, wirklich, wirklich eines Tages die Zeit dafür nehmen würde. Er lächelte und erinnerte mich daran, dass kein Mensch sich Zeit einfach >nehmen< könne; er könne die, die ihm gegeben ist, nur weise nutzen. Ich versprach ihm, das zu tun, und winkte ihm und Flink am Burgtor zum Abschied hinterher.
Die Drachen verließen uns mit dem ersten Frost, und es tat uns keineswegs Leid, ihnen Lebewohl zu sagen. Beide waren sie in der Lage, jeden Tag gleich mehrere Rinder zu verschlingen. Nessel hatte uns schon kurz nach ihrer Ankunft gewarnt, dass sie sich einfach nehmen würden, was sie wollten, sollten wir es ihnen nicht freiwillig geben. So waren unsere Herden arg dezimiert, als sie zum Schutz vor der Kälte nach Süden getrieben wurden.
Amüsiert wurde ich eines Nachts Zeuge, wie Nessel und Tintaglia auf einem Traumritt miteinander sprachen. Tintaglia flog ein kleines Stück hinter Eisfeuer in Richtung Süden. Der kühle Wind, die Sterne über ihnen und der volle Geruch der schlafenden Erde waren geradezu überwältigend.
Und jenseits dieser Wüste findet man die größten, fettesten Herden in diesem Teil der Welt - oder zumindest habe ich das gehört
, erklärte Nessel gelassen.
Wüste? Trockener Sand? Ich sehne mich schon lange nach einem guten Staubbad. Nasser Sand klebt an meinen Schuppen, und Wasser kann
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