Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
alle fünfzehn Jahre ertönen.
Kniebaum über den Ruf der Kandidaten
Ich versuchte es, aber ich konnte nicht anders.
Einen Monat nach Philias Abreise erlag ich einem Impuls. Ich beschloss, einen großen Topf eingelegter Wintergrünbeeren an Molly zu schicken. Dazu bat ich Sieber, mir als Bote zu dienen. Er war überrascht, dass ich ihn überhaupt fragte, ob er etwas anderes zu tun habe, denn schon vor mehreren Wochen hatte man ihm gesagt, dass er sich ständig zu meiner Verfügung halten solle. Chade hatte ein paar kleinere Veränderungen für mich vorgenommen, seitdem ich eine öffentlichere Rolle in Weitseherangelegenheiten spielte. Der Eindruck, dass ich nur ein einfacher Gardist war, verblasste rasch, und mehr und mehr akzeptierte man, dass ich der königlichen Familie auf vertraulichere Art diente. Nominell war ich noch immer Tom Dachsenbless, aber ich trug nur noch selten die Gardeuniform, und die Anstecknadel mit dem Fuchs war stets auf meiner Brust zu sehen.
Sieber schien die Aufgabe zu amüsieren, die ich ihm gab, dennoch lieferte er das Geschenk gewissenhaft aus.
»Was hat sie gesagt?«, fragte ich ihn bei seiner Rückkehr.
Er blickte mich gleichmütig an. »Sie hat nichts zu mir gesagt. Ich habe es dem Jungen gegeben, der an die Tür gekommen ist. Aber ich habe ihm gesagt, dass es für seine Mutter ist. War es nicht das, was ich tun sollte?«
Ich zögerte kurz und antwortete dann: »Ja, ja, das war vollkommen richtig.«
Im darauf folgenden Monat schickte ich einen Brief, in dem ich schrieb, dass Nessel gut mit ihren Studien vorankäme und sich allmählich wohl bei Hofe fühle. Dann informierte ich die Familie, dass Web einen Vogel geschickt und uns mitgeteilt hatte, dass er und Flink vermutlich beim Herzog und der Herzogin von Bearns überwintern würden. Web schien sehr zufrieden mit dem Jungen zu sein, und ich glaubte, Molly würde gerne wissen wollen, dass es ihm gut ging. In meinem Brief sprach ich nur von den Kindern. Mit meinem Brief schickte ich zwei Hampelmänner, einen geschnitzten Bären und einen Beutel Karamellbonbons.
Siebers Bericht von dieser Lieferung klang schon ermutigender. »Einer der kleinen Kerle hat gesagt, Karamell sei gut, aber nicht so gut wie Pfefferminz.«
Im nächsten Monat begleiteten ein Beutel mit Karamell-und ein Beutel mit Pfefferminzbonbons meinen Brief über Nessel sowie Nüsse und Rosinen. Das brachte mir eine kurze Antwort von Molly ein, geschrieben unter meinen eigenen Brief. Sie schrieb, dass sie die Neuigkeiten über Nessel begrüßen würde, aber ich solle doch bitte aufhören, die Kinder mit Süßem krank zu machen.
Im nächsten Brief erstattete ich pflichtbewusst über Nessel Bericht und gab weiter, was ich über Flink gehört hatte: Wie alle anderen Kinder in Burg Sturm hatte auch er sich die Masern geholt, aber es ging ihm schon wieder besser. Die Herzogin persönlich hatte ein Interesse an dem Jungen entwickelt und lehrte ihn viel über Falken. Persönlich fragte ich mich, wie viel dieses >viel< nun wirklich war, doch das schrieb ich nicht in meinem Brief. Statt der Süßigkeiten schickte ich diesmal einen großen Beutel Tonmurmeln mit, einen besonders hübschen Hufkratzer in einer Ledertasche und zwei hölzerne Übungsschwerter.
Sieber berichtete mir amüsiert, dass Herd seinen Bruder Recht mit einem der Schwerter schon verprügelt hatte, bevor er vom Pferd gestiegen war, und anschließend hatte er sich geweigert, dass Schwert mit Behende gegen den Beutel Murmeln zu tauschen, die eigentlich für ihn bestimmt gewesen waren. Ich fasste es als gutes Zeichen auf, dass Sieber die Jungen nun mit Namen kannte und dass alle aus dem Haus gekommen waren, um ihn zu begrüßen.
Die Notiz, die Molly mir zurückschickte, war jedoch keineswegs ermutigend. Recht hatte von den Schlägen seines Bruders eine beachtliche Beule am Hinterkopf davongetragen, an der sie mir die Schuld gab. Auch schienen die Jungen enttäuscht gewesen zu sein, dass keine Süßigkeiten den Brief begleitet hatten, und dafür gab sie mir ebenfalls die Schuld. Die Briefe seien willkommen, erklärte sie mir, aber ich solle aufhören, ihr Familienleben mit unangebrachten Geschenken durcheinander zu bringen. Diesmal hatte Sieber mir auch eine Antwort von Chivalric zurückgebracht, in der dieser sich steif bei mir für den Hufkratzer bedankte. Er fragte mich, ob ich eine gute Quelle für Rapsöl kennen würde, denn eine der Stuten hatte eine hartnäckige Infektion im Huf, und er glaubte, sich
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