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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Zwiehafte Kordiale des Prinzen geehrt wurde, war gut besucht. Tatsächlich kamen unter den Umständen sogar weit mehr Menschen, als es sonst der Fall gewesen wäre. Kräusel sollte die Geschichte erzählen, und er schlug sich gut. Sein Bericht war weit präziser, als ich es von Barden gewöhnt war. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er selbst ein Zwiehafter war und die Wahrheit nicht über Gebühr ausschmücken wollte. So erzählte er die Geschichte mit bewegender Einfachheit, die nur wenig die Magie betonte, die Burrich und die Kordiale zum Einsatz gebracht hatten, sondern mehr das Opfer, das sie alle bereit waren, für ihren Prinzen zu leisten.
    Kräusel, Flink, Web und Gentil wurden formell als die Zwiehafte Kordiale des Prinzen anerkannt. Es gab auch einiges an Knurren, denn vor allem die älteren Edelleute erinnerten sich noch sehr gut daran, dass das Wort >Kordiale< einst jenen vorbehalten war, die dem König mit der Gabe halfen. Chade versicherte ihnen, dass es alsbald auch eine Gabenkordiale geben würde, sobald geeignete Kandidaten gefunden und geprüft worden seien.
    Die Königin gab Weidenhag an Molly statt an Nessel, sodass das Gut als Belohnung für Burrichs Verdienste an seine Familie überging. Molly nahm das Geschenk mit feierlichem Ernst an, und ich wusste, dass die Erträge dieses Guts gut für sie und all ihre Kinder sorgen würden. Lady Nessel wurde als die neueste Hofdame der Königin vorgestellt und Flink offiziell zu Web in die Lehre gegeben. Web sprach kurz, aber eindrucksvoll über die Macht von Burrichs Magie und bedauerte, dass der Mann gezwungen gewesen war, sie zu verbergen, statt seinen Sohn darin zu unterweisen. Er hoffte, dass solch ein Talent nie wieder verschwendet werden würde. Dann löste Web das Rätsel auf, das er mir gegeben hatte, als wir aufgebrochen waren. Er berichtete, dass Burrich kurz vor seinem Tod noch einmal zu sich gekommen sei, um sich von seinem Sohn zu verabschieden und mit dem Gebet eines Kriegers auf den Lippen zu sterben. >Ja<, hatte er mit seinem letzten Atemzug gesagt, und alle wussten, dass dies das höchste Gebet war, das man dem Leben geben konnte. Akzeptanz.
    Darüber dachte ich des Abends nach, als ich in meinem Arbeitszimmer saß. Meine Hände waren glitschig von Lampenöl. Es hatte viele der Gabenschriften vollkommen durchtränkt, sodass ein Großteil der Buchstaben für meine müden Augen nur noch schwer zu lesen waren. Es war eine mühsame Arbeit. Ich schob die Schriftrollen von mir weg, wischte mir die Hände an einem Tuch ab und schenkte mir noch ein wenig Branntwein ein.
    Ich war nicht sicher, ob ich mit Webs Gedanken übereinstimmte, und doch schien es mir, als wäre >Ja< tatsächlich Burrichs Wort für Leben gewesen. In jedem Fall wäre es nur wenig ruhmreich und befriedigend gewesen, hätte er >Nein< dazu gesagt. Ich selbst hatte das oft genug getan, um das ganz genau zu wissen.
    Erfolglos hatte ich nach einer Gelegenheit gesucht, noch einmal mit Molly unter vier Augen zu sprechen. Stets schien sie von ihren Kindern umringt zu sein. Während ich nun allein an meinem Feuer saß, kam mir allmählich der Gedanke, dass sie schlicht ein Teil von ihr waren. Vermutlich war die Chance sehr gering, sie getrennt von ihnen anzutreffen. Die Gelegenheit, die ich mir selbst so lange verweigert hatte, war hier und jetzt, doch rasch lief sie mir wieder davon.
    Am nächsten Morgen, am Vortag der Hochzeit, ging ich früh ins Dampfbad. Ich wusch und rasierte mich so sorgfältig wie schon seit Jahren nicht mehr. Zurück im Turmzimmer band ich mein Haar zu einem Kriegerzopf zurück und holte dann ein paar Kleider hervor, die der Narr mir einst aufgedrängt hatte. Ich zog das weiße Hemd, das blaue Wams und die bocksblaue Hose an. Nun war ich definitiv ein Bocksmann, sah aber nicht länger wie ein Diener oder Soldat aus. Ich betrachtete mich im Spiegel und lächelte reumütig. Philia würde das gefallen. Nun sah ich wirklich gefährlich aus, wie meines Vaters Sohn. Ich wagte es sogar, die Anstecknadel mit dem Silberfuchs von der Innenseite meines Wamses nach außen zu stecken. Der kleine Fuchs zwinkerte mir zu, und ich lächelte ihn an.
    Ich verließ das geheime Labyrinth und ging durch die Gänge der Bocksburg. Mehrere Male fühlte ich Blicke auf mir ruhen, und einmal blieb ein Mann unmittelbar vor mir stehen und legte die Stirn in Falten, als versuche er, sich an etwas zu erinnern. Ich ging an ihm vorbei. In der Burg wimmelte es von herumeilenden Dienern und

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