Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
zu müde, als dass es mich noch gekümmert hätte.
Einige Zeit später fragte mich Langschopf: »Bist du das wirklich? Chivalrics Bastard, meine ich?«
»Ja.«
Er nickte bedächtig, als würde das etwas erklären. »Mehr Leben als eine Katze«, bemerkte er leise.
»Ich werde jetzt ins Bett gehen«, sagte ich.
»Schlaf gut«, erwiderte er, und wir lachten beide bitter.
Ich fand meinen Rucksack und meine Decke und trug beides in Langschopfs Zelt. Dick rührte sich, als ich neben ihm mein Bett bereitete. Ich fragte mich sinnlose Dinge. Was hatte sie mit dem Narren gemacht? Wie hatte sie ihn getötet? War er vollständig gewandelt gewesen, bevor sie ihn getötet hatte? Und wenn sie ihn in den Drachen geschickt hatte, hieß das, dass er einen letzten Schmerz gespürt hatte, als der Drache gestorben war? Dumme, dumme Fragen.
Dick bewegte sich in meinem Rücken. »Ich kann sie nicht finden«, sagte er leise.
»Wen?«, fragte ich in scharfem Ton. Die Bleiche Frau beherrschte noch immer meine Gedanken.
»Nessel. Ich kann sie nicht finden.«
Mein Gewissen meldete sich laut zu Wort. Meine eigene Tochter ... Der Mann, der sie großgezogen hatte, lag im Sterben, und ich hatte nicht einmal daran gedacht, zu ihr hinauszugreifen.
Dick sprach erneut. »Ich glaube, sie hat Angst zu schlafen.«
»Nun, das kann ich ihr nicht zum Vorwurf machen.«
Nur mir
, fügte ich im Geist hinzu.
»Gehen wir jetzt nach Hause?«
»Ja.«
»Wir haben den Drachen doch gar nicht getötet.«
»Nein. Das haben wir nicht.«
Es folgte eine längere Pause, und ich hoffte, Dick sei wieder eingeschlafen. Doch dann fragte er mich leise: »Fahren wir wieder auf einem Boot nach Hause?«
Ich seufzte. Seine kindische Sorge war das Einzige, was mich noch mehr hatte niederdrücken können. Ich versuchte, Mitleid für ihn zu empfinden. Es war schwer. »Das ist die einzige Möglichkeit, um wieder nach Hause zu kommen, Dick. Das weißt du.«
»Ich will aber nicht.«
»Das kann ich dir nicht verübeln.«
»Ich mir auch nicht.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus und dachte nach: »Das war also unser Abenteuer. Und der Prinz und die Prinzessin werden heiraten und glücklich miteinander leben. Sie werden viele Kinder haben, an denen sie sich bis ins hohe Alter freuen können.«
Vermutlich hatte er diese Phrasen schon tausend Mal in seinem Leben gehört. Es war die übliche Art für einen Barden, eine Heldengeschichte zu Ende zu bringen.
»Vielleicht«, sagte ich vorsichtig. »Vielleicht.«
»Was geschieht mit dem Rest von uns?«
Langschopf betrat das Zelt. Leise begann er, sich sein Lager für die Nacht zu bereiten. So wie er sich bewegte, vermutete ich, dass er die Branntweinflasche geleert hatte.
»Der Rest von uns wird sein Leben weiterleben, Dick. Du wirst wieder nach Bocksburg zurückkehren und dem Prinzen dienen. Wenn er König wird, wirst du an seiner Seite sein.« Ich bemühte mich, ein glückliches Ende zu ersinnen. »Und du wirst gut leben, mit rosa Zuckerkuchen und neuen Kleidern, wann immer du sie brauchst.«
»Und mit Nessel«, fügte er zufrieden hinzu. »Nessel ist jetzt auch in Bocksburg. Sie wird mir beibringen, wie man gute Träume hat. Zumindest hat sie das gesagt. Vor dem Drachen und so.«
»Hat sie das? Das ist gut.«
Nach diesen Worten schien er endlich bereit, es für die Nacht gut sein zu lassen. Kurz darauf hörte ich ihn flach im Schlaf atmen. Ich schloss die Augen und fragte mich, ob Nessel mir auch beibringen konnte, wie man gute Träume hat. Ich fragte mich, ob ich überhaupt je den Mut aufbringen würde, ihr zu begegnen. Im Augenblick wollte ich erst einmal nicht an sie denken. Denn wenn ich an sie dachte, musste ich auch daran denken, ihr von Burrich zu erzählen.
»Was werdet Ihr tun, Lord FitzChivalric?« Langschopfs Frage im Dunkeln war wie eine Stimme aus dem Himmel.
»Das bin ich nicht«, erwiderte ich leise. »Ich werde wieder in die Sechs Provinzen zurückkehren und weiter Tom Dachsenbless sein.«
»Wie es aussieht, kennen jetzt eine Menge Leute Euer Geheimnis.«
»Ich denke, sie wissen alle, wie man seine Zunge im Zaum hält. Und auf Prinz Pflichtgetreus Bitte hin werden sie das auch tun.«
Langschopf drehte sich auf seinem Bett. »Ein paar würden es vielleicht lediglich auf Lord FitzChivalrics Bitte hin tun.«
Ich lachte. »Lord FitzChivalric würde das sehr zu schätzen wissen.«
»Also gut. Aber es ist eine Schande. Ihr...
Du
hättest etwas Besseres verdient. Was ist mit dem Ruhm? Sollen die
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