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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Mensehen nicht erfahren, was du getan hast, wer du bist und dich für deine Erfolge rühmen? Möchtest du nicht, dass man dich für deine Taten in Erinnerung behält?«
    Ich musste nicht lange darüber nachdenken. Welcher Mann hat dieses Spiel noch nicht gespielt, wenn er spät in der Nacht in die Glut des Feuers gestarrt hat? Ich war die Straße zu dem, was hätte sein können, schon so oft entlanggewandert, dass ich jede Kreuzung und jedes Schlagloch kannte. »Mir wäre lieber, wenn die Menschen vergessen würden, was sie glauben, das ich getan habe ... und ich würde alles dafür geben, wenn ich vergessen könnte, wo ich versagt habe.«
    Und damit ließen wir es bewenden.
    Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn ich erwachte im Morgengrauen. Vorsichtig erhob ich mich von meinem Lager, um Dick nicht zu wecken, und ging sofort zu Burrich. Flink schlief eingerollt neben ihm und hielt seinem Vater die Hand. Meine zwiehafte Wahrnehmung des alten Stallmeisters verriet mir, dass er uns langsam entglitt. Er lag im Sterben.
    Ich ging zu Chade und Pflichtgetreu und weckte sie. »Ich will etwas von euch«, sagte ich ihnen. Pflichtgetreu sah mich verschlafen an. Chade setzte sich langsam auf. Mein Tonfall verriet ihm, dass es um etwas Ernstes ging.
    »Was?«
    »Ich will, dass die Kordiale versucht, Burrich zu heilen.« Als niemand etwas darauf erwiderte, fügte ich hinzu: »Jetzt. Bevor er sich noch weiter von uns entfernt.«
    »Die anderen werden erkennen, dass du und Dick mehr seid, als es den Anschein hat«, gab Chade zu bedenken. »Deshalb habe ich mich auch nicht um meine eigene Verletzung gekümmert - nicht, dass sie mit Burrichs zu vergleichen wäre.«
    »All meine Geheimnisse scheinen auf dieser Insel ohnehin enthüllt worden zu sein. Wenn ich schon mit den Folgen leben muss, dann soll wenigstens etwas dabei herumkommen. Ich habe hier schon so viel verloren. Jetzt will ich wenigstens Flink zusammen mit seinem Vater zu Molly nach Hause schicken.«
    »Mit ihrem Mann«, erinnerte mich Chade leise.
    »Glaubst du, dass ich das nicht weiß? Glaubst du, ich würde die Folgen nicht erkennen?«
    »Geh und weck Dick«, sagte der Prinz und warf die Decke zurück. Ich weiß, dass du es eilig hast, aber ich schlage vor, dass du ihm erst ein gutes Frühstück machst, bevor wir es versuchen. Wenn er hungrig ist, kann er sich nicht konzentrieren. Frühmorgens ist ohnehin nicht seine beste Zeit. Lass uns ihn deshalb also erst füttern.«
    »Sollten wir das nicht zuerst durchdenken, bevor wir...«, begann Chade, doch Pflichtgetreu fiel ihm ins Wort.
    »Das ist das Einzige, um was Fitz mich je gebeten hat. Und er wird es bekommen, mein Lord Chade, und zwar jetzt - oder sobald es geht. Sobald Dick etwas gegessen hat.« Stöhnend zog er sich an, und Chade warf die Decke zurück.
    »Ihr tut so, als hätte ich selbst nicht schon daran gedacht. Das habe ich aber. Chivalric hat Burrich von der Gabe abgeschottet. Erinnert sich außer mir denn gar keiner daran?«, fragte Chade müde.
    »Wir können es zumindest versuchen«, erwiderte Pflichtgetreu stur.
    Und das taten wir auch. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, das Frühstück für Dick vorzubereiten. Und während er es auf seine sorgfältige, grundliche Art aß, versuchte ich, Flink zu erklären, was ich vorhatte. Ich fürchtete, ihm zu viel Hoffnung zu machen, und gleichzeitig wollte ich, dass er verstand, welche Risiken die Sache in sich barg. Sollte sich unser Versuch, Chades zerstörten Leib zu heilen, als undurchführbar erweisen und er sterben, wollte ich nicht, dass der Junge glaubte, wir hätten sein Leben tollkühn aufs Spiel gesetzt.
    Ich hatte geglaubt, das sei schwer zu erklären. Schwerer war es jedoch, Flink dazu zu bewegen, innezuhalten und darüber nachzudenken, was ich ihm sagte. Ich wollte ihn beiseite nehmen, denn der Bär war nicht weit entfernt und kümmerte sich um die verwundeten Outislander. Doch Flink weigerte sich, seinen Vater auch nur für einen Augenblick zu verlassen, und so sprach ich schließlich an Ort und Stelle mit ihm. Als ich erwähnte, dass Prinz Pflichtgetreu die Weitsehermagie womöglich verwenden könne, um seinen Vater zu heilen, wurde Flink so aufgeregt, dass ich vermute, all die darauffolgenden Warnungen und Mahnungen sind an ihm vorübergegangen. Die Augen des Jimgen waren dunkel umrandet und vor Trauer eingesunken. Er hatte nur wenig geschlafen - zu wenig offenbar, um sich zu erholen. Als ich ihn fragte, ob er etwas gegessen habe, schüttelte

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