Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
Eishagel nach Chades Explosion gestorben. Fuchs und Sicher waren ebenfalls verloren. Sechzehn von uns würden nach Zylig zurückkehren - vorausgesetzt, Churry und Drescher hatten am Strand allein überlebt. Ich atmete tief durch. Wir brachten Mutter und Schwester der Narcheska wieder nach Hause. Das musste doch etwas wert sein. Und auch acht Outislander würden wieder in ihre Heimat zurückkehren. Männer, die von ihren Familien lange für tot gehalten worden waren. Ich versuchte, einen Hauch von Befriedigung zu empfinden, doch es gelang mir nicht. Diese letzte, kurze Schlacht des Kriegs der Roten Schiffe hatte mich zu viel gekostet.
Peottre ließ die Männer in der Abenddämmerung anhalten, und schweigend schlugen wir das Lager auf. Zwei der Zelte bauten wir um die Schlitten als Schutz für die Verwundeten auf, damit wir diese nicht herunternehmen mussten. Die beiden Outislander waren inzwischen wieder in der Lage, zu sprechen und zu essen, doch Burrich rührte sich nicht. Ich brachte Flink etwas zu essen und zu trinken und setzte mich eine Weile neben ihn. Schließlich fühlte ich jedoch, dass er mit seinem Vater allein sein wollte. So ließ ich ihn zurück und spazierte unter den Sternen umher.
In diesem Land gibt es keine wirkliche Dunkelheit in der Nacht, auch wenn nur die hellsten Sterne zu sehen sind. Die Nacht war kalt, und der Wind wehte abermals stetig Schnee gegen die Unterstände. Mir fiel nichts ein, wo ich jetzt hätte sein oder was ich hätte tun wollen. Chade und der Prinz drängten sich im Zelt der Narcheska mit Peottre und dessen Familie. Dort herrschten Triumph und Freude - beides Gefühle, die mir fremd waren. Die Hetgurdmänner und die erholten Outislander feierten eine Art Wiedersehen. Ich kam an einem winzigen Feuer vorbei, wo die Eule einem Mann die Drachen- und Schlangentätowierung vom Arm brannte. Der Geruch von verbratenem Fleisch lag in der Luft, während der Mann vor Schmerz stöhnte und schrie. Pflichtgetreus Zwiehafte Kordiale hatte sich - mit Ausnahme von Flink - ebenfalls in einem kleinen Zelt zusammengedrängt. Ich hörte Webs tiefe Stimme, als ich vorüberging, und sah kurz die Augen der Katze, die aus dem Zelteingang spähte. Ohne Zweifel teilten sie den Triumph des Prinzen. Sie hatten den Drachen befreit und sich den Respekt der Narcheska verdient.
Langschopf saß allein an einem kleinen Feuer vor einem abgedunkelten Zelt. Ich fragte mich, woher er den Branntwein hatte, den ich roch. Fast wäre ich mit einem stummen Nicken an ihm vorbeigegangen, doch irgendetwas in seinem Gesicht sagte mir, dass ich heute Nacht hierher gehörte. Ich hockte mich hin und streckte die Hände über das winzige Feuer. »Hauptmann«, begrüßte ich ihn.
»Hauptmann von was?«, erwiderte er. Er rollte mit dem Kopf, bis ein Knacken zu hören war. »Hest. Sieber. Drescher. Es spricht nicht gerade für mich, dass alle, die mich begleitet haben, tot sind und ich überlebt habe.«
»Ich habe auch überlebt«, bemerkte ich.
Er nickte. Dann deutete er mit dem Kinn auf das Zelt hinter sich und sagte: »Dein tumber Tor ist da drin und schläft. Er sah ein wenig verloren aus, deshalb habe ich ihn aufgenommen.«
»Danke.« Kurz überkam mich ein Gefühl der Schuld, und ich fragte mich, ob ich Burrich hätte zurücklassen sollen, damit er sich um Dick gekümmert hätte. Dann dachte ich, dass es vielleicht für Langschopf ganz gut war, wenn er jemanden hatte, den er beaufsichtigen konnte. Langschopf bot mir die Branntweinflasche an. Es war die Flasche eines Soldaten, verbeult und zerkratzt, und ein Angebot, das man respektieren musste. Ich trank einen kleinen Schluck und gab sie ihm dann zurück.
»Das mit deinem Freund, dem goldenen Kerl, tut mir Leid.«
»Ja.«
»Ihr habt euch lange gekannt.«
»Wir sind zusammen aufgewachsen.«
»Wirklich? Dann tut es mir besonders Leid.«
»Ja.«
»Ich hoffe, diese Hexe ist langsam verreckt. Sieber und Hest waren gute Männer.«
»Ja.« Ich fragte mich, ob sie überhaupt gestorben war. Und sollte sie noch leben, stellte sie dann eine Bedrohung für uns dar? Der Drache, Raubart und die gewandelten Diener hatten wir ihr alle genommen. Sie verfügte über die Gabe, aber ich konnte mir nicht vorstellen, wie sie diese gegen uns alle einsetzen wollte. Sollte sie noch leben, war sie genauso allein wie ich. Dann saß ich eine Zeit lang einfach nur da und fragte mich, was ich eigentlich hoffte: Dass sie tot war oder lebte und litt? Schließlich wusste ich es. Doch ich war
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