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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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er schlicht den Kopf, als erschöpfe ihn allein schon der Gedanke daran.
    »Wann fangt ihr an?«, verlangte er zum dritten Mal von mir zu wissen, und ich gab auf. »Sobald die anderen hier sind«, antwortete ich ihm, und fast im selben Augenblick schlug Chade die Zeltklappe zurück. Pflichtgetreu und Dick schlüpften hinter ihm herein. Nun befanden sich so viele Leute in dem kleinen Unterstand, dass er zusammenzubrechen drohte. Mit einer ungeduldigen Geste schlug Pflichtgetreu vor: »Lasst uns das Zelt abbauen. Während wir arbeiten, wird es uns eher ablenken als Schutz gewähren.«
    Während Flink ungeduldig auf der Lippe herumkaute, machten Langschopf und ich uns also daran, das Zelt abzubauen und zu verstauen. Als wir schließlich damit fertig waren, hatte sich im ganzen Lager bereits verbreitet, was wir zu tun gedachten, und alle hatten sich versammelt, um zuzuschauen. Es gefiel mir nicht, das vor aller Augen tun zu müssen, geschweige denn, allen zu zeigen, wie eng meine Beziehung zum Prinzen tatsächlich war. Doch daran war nichts zu ändern.
    Wir stellten uns um Burrich herum auf. Es war schwer, Flink davon zu überzeugen, beiseite zu treten, aber schließlich zog Web ihn nach hinten. Er stellte sich neben den Jungen und hielt ihn wie ein kleines Kind. Nicht nur mit den Armen, sondern auch mit der Alten Macht drückte er ihn tröstend an sich, und ich warf ihm einen dankbaren Blick zu. Web nickte mir zu. Wir konnten beginnen.
    Chade, Pflichtgetreu und Dick nahmen sich an den Händen. Sie sahen aus, als wollten sie ein Kinderspiel spielen. Ich schauderte aus Furcht vor dem, was wir vorhatten, und versuchte, die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu ignorieren. Kräusel der Barde hatte die Augen weit aufgerissen. Seine Anspannung war ihm deutlich anzusehen. Die Outislander, sowohl die Männer des Hetgurd als auch die Geretteten, beobachteten uns misstrauisch. Peottre stand ein Stück von uns entfernt, umgeben von seinen Frauen und das Gesicht wachsam und ernst.
    Als ich ein paar Jahre älter als Flink gewesen war, hatte ich auf Burrichs Vorschlag hin versucht, Gabenstärke aus ihm zu beziehen, wie es einst mein Vater getan hatte. Ich hatte versagt, aber nicht weil ich nicht gewusst hatte, was ich tat. Mein Vater hatte Burrich als des >Königs Born< benutzt, als Quelle körperlicher Kraft für seine Gabenarbeit. Doch jeder Mann, der auf diese Art benutzt wird, wird auch zu einem Kanal für den Nutzer, und so hatte Chivalric Burrich von anderen Gabennutzern abgeschottet, damit niemand ihn über Burrich angreifen oder ausspionieren konnte. Heute würde ich meine Kraft und die von Pflichtgetreus Kordiale gegen die Mauer meines Vaters ins Feld führen und versuchen, sie zu durchbrechen, um in Burrichs Seele vorzudringen.
    Ich streckte meine Hand zur Kordiale aus, und Dick ergriff sie. Die andere Hand legte ich auf Burrichs Brust. Meine Alte Macht verriet mir, dass er nur noch widerwillig in seinem Körper verweilte. Das Tier, in dem Burrich lebte, war hoffnungslos verletzt. Wäre dieser Leib der eines Pferdes gewesen, hätte Burrich ihm schon längst den Gnadenstoß gegeben. Das war ein beunruhigender Gedanke, und rasch verscheuchte ich ihn. Gleichzeitig bemühte ich mich, die Alte Macht vorerst zu vergessen, und konzentrierte mich stattdessen auf die Gabe. Ich verbannte alle anderen Gedanken und suchte nach einer Stelle, wo ich mit meinem Bewusstsein in meinen alten Ziehvater eindringen konnte.
    Ich fand keine. Ich fühlte den Rest der Kordiale, fühlte ihre Sorge und Bereitschaft, doch ich fand keine Stelle, auf die ich sie hätte lenken können. Ich fühlte, dass Burrich dort war, kam aber nicht über die Oberfläche hinaus. Immer wieder glitt meine Gabe von ihm ab. Ich wusste nicht, wie mein Vater ihn versiegelt hatte, und so hatte ich auch keine Ahnung, wie ich das hätte rückgängig machen können. Ich weiß nicht, wie lange ich versuchte, mir einen Weg durch die Mauer zu erkämpfen. Ich weiß nur, dass Dick meine Hand irgendwann losließ, um sich den Schweiß an seinem Wams abzuwischen. »Der hier ist zu schwer«, verkündete er. »Nehmen wir stattdessen den leichten da.«
    Er bat nicht um Erlaubnis, sondern beugte sich über Burrich hinweg, um die Hand auf die Schulter eines der verwundeten Outislander zu legen. Ich hielt noch nicht einmal Dicks Hand, doch in diesem Augenblick kannte ich den verletzten Outislander. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie lange er der Sklave der Bleichen Frau gewesen war. Er

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