Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
die Knie und stellte überrascht fest, dass seine Augen geöffnet waren. Seine Hand bewegte sich schwach auf dem Schnee. Ich schob meine darunter. Burrich atmete flach. Mühsam brachte er ein einzelnes Wort hervor: »Allein.«
Ich blickte zu Web und Chade. Schweigend zogen sie sich zurück. Burrich schaute Flink in die Augen. Der Junge wirkte stur. Burrich nahm einen etwas tieferen Atemzug. Die Haut um seinen Mund und seine Augen war seltsam dunkel geworden. »Nur einen Augenblick«, sagte er heiser zu seinem Sohn. Flink senkte leicht den Kopf und ging.
»Burrich...«, sagte ich, doch ein leichter Druck seiner Hand auf meiner ließ mich innehalten.
Ich sah, wie er den Rest seiner Kraft zusammennahm. Für jeden Satz, den er sprach, musste er einmal tief Luft holen. »Geh nach Hause«, sagte er und befahl mir dann: »Kümmere dich um sie. Molly. Die Jungen.« Ich schüttelte den Kopf. Er verlangte das Unmögliche von mir. Einen Augenblick lang drückte er wieder meine Hand. Es war nur ein Schatten seiner alten Stärke. »Doch. Das wirst du. Du musst. Für mich.« Ein weiterer Atemzug. Er runzelte die Stirn, als träfe er eine schwere Wahl. »Malta und Rose. Wenn sie das Fohlen bekommt. Nicht Brüsk. Rose.« Er wedelte mit dem Finger, als hätte ich beabsichtigt, mit ihm zu diskutieren. Dann atmete er erneut tief durch. »Ich wünschte, ich könnte das Fohlen sehen.« Langsam blinzelte er und sagte unter sichtlichen Schmerzen: »Flink.«
»Flink!«, rief ich und sah, wie der Junge den Kopf hob und zu uns zurückrannte.
Kurz bevor er uns erreichte, sprach Burrich erneut. Fast lächelte er. »Ich war der bessere Mann für sie.« Ein Atemzug. Flüsternd fügte er hinzu: »Sie hätte dich gewählt... wenn du denn zurückgekommen wärst.«
Dann warf sich Flink auf die Knie neben seinen Vater, und ich überließ ihm meinen Platz. Chade und Web kehrten mit einer schweren Decke zurück. Web sagte: »Wir werden versuchen, den Schnee unter dir wegzuschaufeln, sodass wir die Decke darunterschieben und dich so auf den Schlitten heben können. Der Prinz hat den Vogel bereits geschickt, der die Schiffe holen soll, die uns nach Zylig zurückbringen.«
»Das ist egal«, entgegnete Burrich. Seine Hand ergriff Flinks, und er schloss die Augen. Ein paar Augenblicke später sah ich, wie seine Hand erschlaffte.
»Bewegt ihn jetzt«, schlug ich vor, »solange er noch bewusstlos ist.«
Ich half ihnen, den Schnee unter Burrichs Leib zu entfernen und die Decke darunterzuschieben. Obwohl wir vorsichtig waren, stöhnte er, als wir ihn bewegten, und meine zwiehafte Wahrnehmung von ihm wurde ein wenig schwächer. Ich schwieg, doch ich bin sicher, dass Flink es genauso bemerkte. Die Situation bedurfte keiner Worte. Wir luden Burrich auf den Schlitten zu den beiden anderen Verletzten. Kurz bevor wir den Ort verließen, blickte ich suchend in den klaren Himmel hinauf, doch von den Drachen war nichts mehr zu sehen.
»Noch nicht einmal ein >Danke<«, bemerkte ich zu Web.
Er zuckte stumm mit den Schultern, und wir machten uns auf den Weg.
Den Rest des Tages ging ich entweder neben Burrich oder half beim Ziehen des Schlittens. Flink ging stets dort, wo er seinen Vater sehen konnte, aber ich glaube nicht, dass Burrichs Augen sich an diesem Tag noch einmal öffneten. Dick hockte im Heck des Schlittens, eine Decke um d : e Schultern geschlungen, und starrte vor sich hin. Kossi und Oerttre saßen auf dem anderen Schlitten, gut geschützt vor der Kälte. Peottre zog ihn und summte ein Lied vor sich hin, während die Narcheska und Pflichtgetreu daneben gingen. Sie waren vor uns. Ich konnte nicht hören, was die Narcheska ihrer Mutter erzählte, aber ich konnte es mir denken. Wenn Oerttres Blick nun auf Pflichtgetreu fiel, war er nicht mehr ganz so missbilligend, doch die meiste Zeit schaute sie mit sichtlichem Stolz zu ihrer Tochter. Die verbliebenen Hetgurdmänner gingen uns voraus und suchten den Schnee nach Spalten ab.
Web und dann Chade gingen eine Zeit lang neben mir her. Es gab nichts zu sagen, und so sprachen wir auch nicht.
Ich zählte unsere Mannschaft durch. Mein Prinz hatte ein Dutzend Männer hierher geführt, dazu Dick und Flink. Sechs Krieger des Hetgurds hatten uns begleitet, um uns zu beaufsichtigen. Das waren insgesamt zwanzig. Dann noch der Narr und Burrich. Zweiundzwanzig. Die Bleiche Frau hatte Sieber, Hest und den Narren getötet. Burrich starb an der Verletzung, die der Drache ihm beigebracht hatte. Der Adler war in dem
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