Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 39 Zeichen 01 - Die Katakomben von Paris

Titel: Die 39 Zeichen 01 - Die Katakomben von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
Vom Netzwerk:
Hilfe eilen, als ihr Bruder keuchte: »Runter mit dir!«
    Er war eigentlich nicht so stark wie sie, doch plötzlich entwickelte er eine solche Kraft, dass sie fast in den Rasen biss, als er sie umwarf. Er zeigte die Straße hinauf, die zum Hügel führte - den einzigen Weg, der aus dem Anwesen herausführte.
    Ungefähr fünfhundert Meter entfernt stand ein Mann in einem schwarzen Anzug, sehr still und halb vom Gebüsch verdeckt. Wie Dan ihn auf diese Entfernung hatte ausmachen können, war Amy ein Rätsel. Sie konnte das Gesicht des Mannes nicht erkennen, doch er war groß und schlank, hatte graue Haare und hielt ein Fernglas in den Händen. Es lief ihr eiskalt den Rücken herunter, als sie bemerkte, dass er niemand anderen als sie selbst beobachtete.
    Amy fragte: »Wer …?«, doch sie wurde durch das zirpende Geräusch eines Autoalarms abgelenkt.
    Alistair Oh, über und über mit schwarzem Ruß bedeckt, tauchte aus dem Haupteingang des Hauses auf und humpelte zu seinem BMW. Sie sah, dass er etwas gegen seine Brust gedrückt hielt. Er sah furchtbar aus. Seine Hosen waren zerrissen und sein Gesicht war mit grauer Asche verschmiert. Amy hatte keine Ahnung, wie er es aus der Bibliothek herausgeschafft hatte. Beinahe
hätte sie nach ihm gerufen, doch irgendetwas hinderte sie daran. Alistair wankte an William McIntyre vorbei, den er kaum eines Blickes würdigte, sprang in sein Auto und fuhr mit quietschenden Reifen die Auffahrt hinunter.
    Amy blickte sich wieder zu den Bäumen um, doch der Mann mit dem Fernglas war verschwunden.
    »Bleib hier«, wies sie Dan an.
    Sie lief zu Mr McIntyre. Dan gehorchte ihr natürlich nicht. Er folgte ihr, wobei er den ganzen Weg über hustete. Als sie Mr McIntyre erreichten, brach gerade das ganze Haus in sich zusammen. Die Hitze war so stark wie eine zweite Sonne. Amy wusste, dass hier nichts mehr zu retten war - nichts außer dem Schmuckkästchen, das sie immer noch im Arm hielt.
    Sie stellte die Schatulle ab und drehte Mr McIntyre auf den Rücken. Er stöhnte leise. Immerhin war er noch am Leben. Amy wünschte, sie hätte ein Handy gehabt, doch Tante Beatrice hatte ihnen das nicht erlaubt. Sie durchsuchte Mr McIntyres Taschen, fand sein Telefon und verständigte den Notarzt.
    »Er hat es mitgenommen«, röchelte Dan.
    »Was?« Amy hörte nicht wirklich zu. Sie sank auf die Knie und sah zu, wie der einzige Ort, der ihr jemals etwas bedeutet hatte, in Flammen aufging. Sie dachte an Grace, die ihr in der Bibliothek so viele wundervolle Geschichten erzählt hatte. Sie erinnerte sich, wie sie mit Dan in den langen Gängen Fangen gespielt hatte, als sie beide noch klein waren. Und sie dachte an ihren Schlupfwinkel im Schlafzimmer, wo sie gern gelesen hatte, während Saladin auf ihrem Schoß lag. Das alles war nun weg. Ihr ganzer Körper zitterte und Tränen stiegen ihr in die Augen. Zum zweiten Mal in ihrem Leben, hatte ihr das Feuer alles genommen.
    »Amy.« Dan klang ebenfalls, als wäre er den Tränen nahe, aber
er legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Du musst mir zuhören. Er hat es mitgenommen. Alistair hat es mitgenommen!«
    Amy wollte Dan gerade sagen, er solle den Mund halten und sie in Frieden lassen, doch als ihr klar wurde, wovon er sprach, rappelte sie sich schwankend auf und starrte in die Ferne, wo gerade die Rücklichter des BMW hinter einem Hügel verschwanden.
    Alistair Oh hatte sie reingelegt. Er hatte Poor Richard’s Alamanack gestohlen und mit ihm die Notizen ihrer Mutter - ihre einzige Spur bei der Suche nach den 39 Zeichen.

Sechstes Kapitel
    Dan hatte sich schon immer gewünscht, einmal in einem Polizeiauto mitzufahren, aber nicht unter diesen Umständen. Seine Lungen taten von all dem Rauch noch immer weh. Er saß auf dem Rücksitz des Polizeiautos, hatte Saladin auf dem Schoß und röchelte. Bei jedem Atemzug hatte er das Gefühl, Sand einzuatmen.
    »Wenn du nur mal deine Pumpe mitnehmen würdest«, tadelte Amy. Doch er hasste sein Asthmaspray. Er fühlte sich damit wie Darth Cahill. Außerdem hatte er seit einer Ewigkeit keinen Anfall mehr gehabt, und er konnte ja nicht ahnen, dass sie von einem Feuer überrascht werden würden.
    Er konnte nicht fassen, dass der Familiensitz weg war. Heute Morgen war er aufgewacht und sicher gewesen, dass Amy und er das Haus erben würden. Jetzt war nichts davon übrig - außer einem rauchenden Haufen Schutt.
    Die Polizisten hatten nur wenig gesagt. Es sah nach Brandstiftung aus. Das Feuer hatte sich zu schnell ausgebreitet, es

Weitere Kostenlose Bücher