Die 39 Zeichen 01 - Die Katakomben von Paris
stiegen mit dem Kater und dem Schmuckkästchen aus dem Polizeiwagen aus und rasten die Treppen zur Eingangstür hinauf.
Nellie war genau dort, wo Dan sie erwartet hatte - sie lag mit eingesteckten Ohrstöpseln auf dem Sofa, nickte mit dem Kopf zu irgendeiner Wahnsinnsmusik und hämmerte eine SMS nach der anderen in ihr Handy. Ein Stapel Kochbücher lag neben ihr auf dem Sofa. Auf dem obersten stand Exotische Mandarin-Küche . Dan ließ Saladin von seinem Arm, damit er die Wohnung erkunden konnte. Dann bemerkte er die leere Packung Ben & Jerry’s Kirscheis - sein Kirscheis - auf dem Couchtisch.
»Hey!«, beschwerte sich Dan. »Das war meins!« Natürlich konnte Nellie ihn nicht hören. Sie groovte weiter und tippte auf ihrem Handy herum, bis Amy und Dan genau vor ihr standen.
Nellie runzelte die Stirn, als wäre sie sauer, dass sie tatsächlich
arbeiten musste. Sie zog sich einen der Ohrstöpsel heraus. »Schon zurück? Whoa, was ist passiert? Ihr seid ja total verdreckt!«
»Wir müssen reden«, erklärte Amy.
Nellie blinzelte, was ziemlich cool aussah, da ihre Augen mit blauem Glitzerlidschatten geschminkt waren. Sie hatte auch einen neuen Nasenring, der wie eine silberne Schlange aussah. Dan fragte sich, was sie daran schön fand.
»Worüber müssen wir denn sprechen, Kleine?«, fragte sie.
Amy sah aus, als wollte sie Nellie mit der Schmuckschatulle eins überbraten. Dan wusste, dass sie es hasste, wenn Nellie sie »Kleine« nannte, doch sie schaffte es, freundlich zu bleiben.
»Wir - wir wollen dir ein Geschäft vorschlagen. Einen neuen Babysitter-Job. Gut bezahlt.«
Nellie zog sich nun auch den anderen Ohrstöpsel heraus. Sie war neugierig geworden. Drei Wörter funktionierten immer bei Nellie: Jungs, Essen und Geld.
Sie stand auf. Sie trug ihr zerrissenes Union-Jack-T-Shirt, ausgewaschene Jeans und pinke Plastikschuhe. Ihr Haar sah wild aus - die eine Hälfte schwarz, die andere blond gefärbt.
Mit verschränkten Armen sah sie Amy misstrauisch an. »Okay. Was für ein Geschäft ist das genau?«
Dan hatte Angst, dass Amy jetzt wieder in eine Schreckstarre fallen würde, doch sie schien ihre Nerven ziemlich gut im Griff zu haben. Nellie war lange nicht so schrecklich, wie einige der anderen Au-pairs, die sie gehabt hatten.
»Ähm … es geht um eine Reise«, erklärte Amy. »Du wärst unsere Begleitung.«
Nellie legte die Stirn in Falten. »Wieso bittet mich eure Tante nicht darum?«
»Oh, die hat sich das Genick gebrochen«, platzte Dan heraus.
Amy funkelte ihn an, was so viel heißen sollte wie: Halt den Mund!
»Ihr Genick gebrochen?«, fragte Nellie.
»Es ist nichts Ernstes«, sagte Dan. »Nur ein bisschen gebrochen. Sie wird trotzdem eine Weile im Krankenhaus bleiben müssen. Also dachte sie sich, wir könnten ein bisschen Urlaub machen. Wir haben mit unserem Onkel Alistair gesprochen, und der hat gesagt, wir brauchen einen Erwachsenen als Begleitung.«
Wenigstens dieser letzte Satz war die Wahrheit. Dan wusste nicht, wohin seine Geschichte führen sollte, also warf er sich einfach hinein. Er dachte sich, wenn er Nellie nur genug verwirrte, würde sie nicht merken, dass er sie anlog.
»Es ist so eine Familiensache«, erklärte er. »Eine Art Schnitzeljagd. Wir fahren an einen Haufen Orte und haben Spaß.«
»An was für Orte?«, fragte Nellie.
»Oh, überallhin.« Dan dachte an die Karte in Grace’ geheimer Bibliothek mit all den Stecknadeln. »Das ist ein Teil des Spaßes. Wir wissen noch nicht, wohin wir genau fahren. Wir könnten durch die ganze Welt reisen.«
Nellies Augenbrauen schnellten hoch. »Du meinst umsonst?«
Amy nickte, als könnte sie sich langsam mit Dans Methoden anfreunden. »Ja, es könnte ein paar Monate dauern! Wir werden viele exotische Plätze besuchen, wo es viele … äh, Jungs und viel zu essen gibt. Und du müsstest auch nicht die ganze Zeit bei uns sein - nur für den Erwachsenenkram wie Flugtickets kaufen oder in ein Hotel einchecken und so. Du hättest ganz viel Zeit für dich!«
Ja, bitte , dachte Dan. Nellie war in Ordnung, doch das Letzte, was er sich wünschte, war, dass sie ihnen die ganze Zeit auf die Pelle rückte.
»Wie wollt ihr dafür zahlen?«, fragte Nellie argwöhnisch.
Amy öffnete die Schmuckschatulle und leerte sie auf dem Tisch aus. Das Perlenarmband, der Diamantring und die Smaragdohrringe glitzerten.
Nellie fiel die Kinnlade herunter. »Oh - mein - Gott. Habt ihr das geklaut?«
»Nein!«, verteidigte sich Amy. »Das ist von
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