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Die 39 Zeichen 01 - Die Katakomben von Paris

Titel: Die 39 Zeichen 01 - Die Katakomben von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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immer schlimmer. Asche regnete herab. Es fühlte sich an, als atmete sie in einem Giftnebel. Amy konnte nicht einmal schnell krabbeln, weil sie immer noch ihr dummes Beerdigungskleid anhatte. Sie hörte Dan hinter sich husten und pfeifen. Sein Asthma meldete sich zurück. Er hatte seit Monaten keinen Anfall mehr gehabt, doch dieser Rauch konnte ihn töten, wenn die Hitze das nicht vorher erledigte.
    Denk nach , befahl sie sich. Wenn sie Grace wäre, würde sie niemals ein Geheimversteck anlegen, das nur einen Ausgang hatte.
    Amy ging in die Knie, hustete und rang nach Luft. Alles, was sie erkennen konnte, war der orientalische Teppich, auf dem sie saß. Darauf war eine Prozession seidener Drachen gestickt.

    Drachen wie der auf Grace’ Halsband. Und sie flogen alle in dieselbe Richtung, als wiesen sie einen Weg. Es war eine verrückte Idee, doch mehr fiel ihr nicht ein.
    »Folg mir!«, befahl Amy.
    Aus Dans Kehle kam nur noch ein Röcheln. Amy krabbelte weiter und sah sich von Zeit zu Zeit um, um sicherzugehen, dass er immer noch hinter ihr war. Die Drachen führten sie zwischen zwei brennenden Bücherregalen hindurch und schließlich vor einen Luftschacht, der ungefähr einen Quadratmeter groß war. Groß genug, dass sie sich hindurchzwängen konnten. Amy trat mit den Füßen gegen das Gitter. Beim dritten Versuch gab es krachend den Weg frei und enthüllte einen steinernen Schacht, der nach oben führte.
    »Dan!«, schrie sie. »Los!«
    Sie schob ihn durch die Öffnung und bemerkte verblüfft, dass er Saladin im Arm hatte. Irgendwie hatte er den Kater gefunden, und der war darüber gar nicht froh. Saladin kratzte und grollte, doch Dan hielt ihn fest umklammert. Amy folgte ihm und schnappte nach Luft. Ihre Augen fühlten sich an, als würden sie mit einem Sandstrahler behandelt. Sie kletterten den dunklen Schacht hinauf, und nach einer Weile, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, blieb Dan stehen.
    »Was tust du?«, fragte Amy. Die Hitze war hier nicht mehr so schlimm, doch der Rauch waberte immer noch in dichten Schwaden um sie herum.
    »Verschlossen!«, röchelte Dan.
    »Drück dagegen!«
    In vollkommener Finsternis kletterte sie neben ihn, und gemeinsam drückten sie gegen einen flachen, glatten Stein, der ihnen den Weg versperrte. Er musste sich bewegen. Er musste einfach.

    Schließlich gab er nach und ploppte auf wie ein Korken. Das helle Tageslicht blendete sie. Sie krochen hinaus an die frische Luft und brachen auf dem Gras zusammen. Saladin befreite sich mit einem beleidigten »MRRRP!« und flitzte zwischen den Bäumen davon. Sie lagen auf dem Friedhof, keine zwanzig Meter von Grace’ frisch zugeschaufeltem Grab entfernt. Die Platte, die sie beiseitegeschoben hatten, war ein Grabstein.
    »Dan, bist du okay?«
    Dans Gesicht war rußverschmiert. Dampf stieg von seinen Haaren auf, und seine Kleider waren sogar noch schwärzer, als sie es zuvor schon gewesen waren. Er atmete schwer. Seine Arme bluteten aus hundert Kratzern, die ihm der Kater zugefügt hatte.
    »Glaube …«, röchelte er. »Will doch nicht … Grabsteine sammeln … eigentlich.«
    Rauch drang aus dem Tunnel, wie aus einem Kamin, doch das war nichts gegen das, was Amy sah, als sie zum Hügel hinaufblickte. Ihre Kehle schnürte sich zu. »Oh nein.«
    Der Familiensitz war ein tobendes Inferno. Flammen brachen aus den Fenstern und züngelten an den Seiten des Gebäudes empor. Während Amy hinschaute, brach einer der steinernen Türme in sich zusammen. Die schönen bunten Glasfenster schmolzen. Das Familienwappen über dem Haupteingang - das alte Steinwappen, das Amy so sehr geliebt hatte - stürzte krachend hinab und zerbarst auf dem Pflaster.
    »Amy …« Dans Stimme klang, als würde sie ebenfalls gleich in Stücke brechen. »Das Haus … wir können es nicht … wir müssen …«
    Doch er beendete seinen Satz nicht. Es gab nichts, was sie hätten tun können. Ein Teil des Dachs fiel in sich zusammen und schleuderte einen Feuerball gen Himmel. Verzweiflung presste
die Luft aus Amys Lungen heraus, als sie sah, wie das Haus über ihr zusammenbrach. Sie streckte sich nach Dan aus und umarmte ihn. Und diesmal protestierte er nicht. Seine Nase lief. Seine Unterlippe zitterte. Sie wollte ihn trösten, wollte ihm sagen, dass alles gut würde, doch daran glaubte sie selbst nicht.
    Dann bemerkte sie etwas, das sie aus ihrer Benommenheit riss. In der Einfahrt lag ein Mensch, ein Mann im grauen Anzug. »Mr McIntyre!«, rief Amy.
    Sie wollte ihm gerade zu

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