Die 39 Zeichen 02 - Mozarts Geheimnis
Ohren. Er drehte sich zu seiner Schwester um und formte mit den Lippen: »Jonah!«
Amy zog ihn hinter das mozartsche Cembalo. Dort kauerten sie sich hin und wagten kaum zu atmen.
»Es ist in der Tat eindrucksvoll«, erwiderte eine andere, männliche Stimme mit einem italienischen Akzent. »Offenbar gibt es keine weitere Familie in der Weltgeschichte, die einen größeren Beitrag zu Kunst und Kultur geleistet hat als die Janus’.«
»Und ihre Geschichte ist noch nicht zu Ende«, bemerkte Jonah affektiert.
»Hier haben wir ein Stück, das für einen Amerikaner sicher von besonderem Interesse ist«, überging der Mann Jonahs Einwurf. »Es ist ein Bild, das vielleicht am häufigsten überhaupt kopiert worden ist - das Porträt eures ersten Präsidenten, George Washington, das seit über 100 Jahren auf jede Dollar-Banknote gedruckt wird. Gemalt von Gilbert Stuart im Jahr 1796. Seine Urgroßmutter war eine geborene Gertrude Cahill.«
»Cool«, sagte Jonah. »Aber ich dachte, das Bild hängt im Museum of Fine Arts in Boston.«
Die Stimme seines Gastgebers nahm einen verächtlichen
Unterton an. »Das ist nur eine grobe Skizze. Der größte Teil der Leinwand wurde leer gelassen. Diese Arbeit hier ist - wie sagt man doch gleich …?«
»Das einzig Wahre«, schlug Jonah vor.
» Esattamente . Die meisten Janus-Künstler sparen sich ihre besten Leistungen für uns auf. Erinnert mich später daran, euch die vollendete Version von van Goghs Sternennacht zu zeigen. Die Mondfinsternis ist einfach spektakulär. Wenn ihr mir nun weiter folgen wollt …«
Amy lugte hinter dem Cembalo hervor. Sie konnte Jonah und seinen Vater in Begleitung eines großen Mannes erkennen, dessen rabenschwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden war. Sie hielten vor der Glasvitrine mit den Tagebuchseiten an.
»Und hier befindet sich dann wohl der Grund für Ihren Besuch, nehme ich an«, verkündete der Zopfträger. »Seiten aus dem Tagebuch von Anna Maria Mozart.«
Amy und Dan tauschten einen entsetzten Blick aus. Waren sie so weit gekommen, nur um dabei zuzusehen, wie Jonah Wizard ihnen den Preis unter der Nase wegschnappte?
Jonah betrachtete den Netzhautscanner. »Große Sicherheitsvorkehrungen. Diese Seiten müssen es in sich haben.«
»Um ehrlich zu sein, sind wir nicht sicher, warum genau diese Seiten so wertvoll sind«, erwiderte der Gastgeber zurückhaltend. »Doch durch die Jahrhunderte hindurch sind sie der Grund für viele Streitigkeiten zwischen
den verschiedenen Zweigen der Familie gewesen. Also gebot es die Vernunft, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.«
Jonahs Vater ergriff das Wort. »Jonah lässt sich die Netzhaut nicht scannen. Seine Augen sind bei Lloyd’s in London für elf Millionen Dollar versichert.« Er tippte verärgert auf seinem Blackberry herum. »Hier unten habe ich keinen Empfang.«
»Reg dich ab, Dad. Einmal wird schon gehen.« Jonah legte sein Kinn auf die Halterung und starrte ins Licht. Ein Piepen ertönte und eine Computerstimme erklärte: » Überprüfung vollendet - Wizard, Jonah; Mutter: Cora Wizard, Mitglied, Janus Hoher Rat; Vater: Broderick T. Wizard, kein Cahill, begrenzte Janus Autorisation. «
Mr Wizard sah finster drein. Ganz offensichtlich gefiel es ihm nicht sonderlich, im Janus-Land ein Bürger zweiter Klasse zu sein.
Der Pferdeschwanz zog sich Latexhandschuhe über und gab auch Jonah ein Paar. Dann öffnete er eine Tür in dem kugelsicheren Glaskasten, nahm die Seiten aus Nannerls Tagebuch heraus und präsentierte sie dem jungen Star. »Du darfst sie dir in unserem Büro in Ruhe ansehen. Selbstverständlich können wir nicht gestatten, dass sie das Hauptquartier verlassen.«
»Ich bin sicher, dass es meine Frau sehr interessieren wird, dass dieser Ort wie ein Kriegsstützpunkt verwaltet wird«, grollte Mr Wizard, »selbst dann, wenn es um ihren eigenen Sohn geht.«
»Ihre Frau«, entgegnete ihr Gastgeber spitz, »hat unsere Sicherheitsmaßnahmen persönlich entworfen.«
»Ist schon gut, Dad«, versuchte Jonah zu beschwichtigen. »Mom hat kein Problem damit, und ich auch nicht.«
Die drei verließen den Raum. Amy sprang auf und wollte ihnen folgen, doch Dan schloss seinen Griff eisern um ihren Arm.
»Was hast du vor?«, zischte er. »Jonah Wizard mitten im Hauptquartier der Janus’ überfallen?«
»Aber wir können ihn doch nicht einfach gehen lassen!«, entgegnete sie aufgebracht. »Dann können wir ihm auch gleich den Sieg überlassen!«
»Daran würde deine Gefangennahme aber auch
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