Die 39 Zeichen 02 - Mozarts Geheimnis
Planung?«
»Wir sind hier nicht in einem gewöhnlichen Museum, erinnerst du dich noch?«, erwiderte Amy. »Es ist ein Stützpunkt, in dem der gesamte Janus-Zweig seine Strategie planen kann.«
»Ja, aber die Strategie wofür?«
»Nun, zum einen sicherlich, um die Zeichen zu finden.«
»Ach, komm schon!«, protestierte Dan. »Der Wettbewerb wurde doch erst auf Grace’ Begräbnis ausgerufen. Die Janus’ hätten eine Einrichtung wie diese niemals in zwei Wochen bauen können, ganz egal wie viele Gemälde sie verkauft haben.«
»Der offizielle Wettbewerb begann am Tag des Begräbnisses«, korrigierte ihn Amy. »Die Hinweise gibt es aber schon seit Mozarts Zeit - vielleicht sogar schon vorher. Ich wette, dass die Zweige immer schon von den 39 Zeichen gewusst haben. Und worin auch immer der Preis besteht - dieses riesige Geheimnis - das ist es, worüber sie sich all die Jahrhunderte gestritten haben.«
Die Stahltüren schlossen sich geräuschlos und die Kabine machte sich auf den Weg ins Herz des Janus-Hauptquartiers.
Dan sah seine Schwester entsetzt an. »Hast du auf irgendwas gedrückt?«
Amy schüttelte ängstlich den Kopf. »Irgendwer muss den Fahrstuhl gerufen haben!« Angst bemächtigte sich ihrer. In wenigen Sekunden würden sich die Türen wieder öffnen und ihnen würde ein Janus gegenüberstehen, der vielleicht wusste, dass er zwei Kinder vor sich hatte, die hier nicht hergehörten.
Amy stürzte sich auf die Schaltknöpfe und schlug willkürlich auf sie ein, in der Hoffnung, dass die Kabine anhalten würde, bevor sie ihr Ziel erreichte. Der Aufzug stoppte abrupt. War es ihr gelungen, sie in ein leeres Stockwerk zu bringen?
Wenn wir das mit Sicherheit sagen können, wird es bereits zu spät sein …
Zunächst hörten sie Stimmen - nicht eine oder zwei, sondern das Stimmengewirr einer ganzen Menschenmenge.
»Amy!«, zischte Dan. »Bring uns hier raus!«
Doch die Türen des Aufzugs glitten bereits auseinander.
Dreizehntes Kapitel
Amy und Dan stürzten aus dem Fahrstuhl und duckten sich hinter das Einzige, was sich als Deckung eignete - eine Bronzeskulptur von Rodin. Sie spähten unter dem in die Seite gestemmten Arm der Figur hindurch. Dieser Raum war größer als die tunnelartigen Gänge, die sie bis jetzt gesehen hatten. Hängende Transparente zeigten Berühmtheiten aus der Geschichte. Viele bekannte Gesichter waren darunter: Walt Disney, Beethoven, Mark Twain, Elvis, Dr. Seuss, Charlie Chaplin, Snoop Dogg - die Liste wurde länger und länger.
Etwa 30 Menschen schlenderten herum und konzentrierten sich nicht etwa auf die Plakate, sondern auf drei Bühnen, die den Raum einrahmten. Auf einer fand gerade die Aufführung einer japanischen Kabuki-Theatergruppe statt. Auf der zweiten waren Künstler in fleckigen Kitteln zu sehen, die Farbe aus Sprühflaschen auf eine Leinwand spritzten, die an einem sich drehenden Rad befestigt war. Auf der letzten duellierten sich zwei Fechter in feuerfesten Overalls mit brennenden Floretten.
Dan zupfte seiner Schwester am Ärmel. »Auf welchem Planeten sind wir hier denn gelandet?«
»Das ist fantastisch«, antwortete sie mit einem heiseren
Flüstern. »Eine ganze Gesellschaft, die Kunst und Kreativität feiert. Ich hoffe, wir gehören am Ende auch zu den Janus’. Im Moment haben wir allerdings ein ganz anderes Problem: Wie kommen wir an all den Leuten vorbei?«
Dan dachte nach. »Wenn du in einen Film gehst, worauf achtest du mehr, auf das Publikum oder auf die Leinwand?«
Sie runzelte die Stirn. »Wovon redest du?«
»Vielleicht können wir uns unter die Menge mischen und an der anderen Seite wieder hinausschlüpfen.«
Amy mochte Menschenaufläufe nicht besonders, auch dann nicht, wenn sie unter ihnen willkommen war. Der Gedanke, sich freiwillig unter 30 potenzielle Feinde zu begeben, erzeugte bei ihr ein Gefühl von Übelkeit. Andererseits war das zumindest ein Plan - ihr einziger Plan. Weiter herumzustehen und zu warten, war mindestens genauso riskant. Es war nur eine Frage der Zeit, bis irgendjemand die Eindringlinge bemerkte.
»Lass es uns versuchen.«
Schnell traten sie hinter der Statue hervor, um Gelassenheit bemüht, so als würden sie dazugehören. Dan gesellte sich zu den Zuschauern der Feuerfechter. Amy schloss sich dem Pulk um die Spritzmaler an, die ihre letzte Kreation gerade von dem Rad abnahmen - eine Explosion aus roten und gelben Farbtönen. Ihr Timing war perfekt. Die Zuschauer brachen in einen mitreißenden Beifall aus, und die
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