Die 39 Zeichen 02 - Mozarts Geheimnis
Geschwister mit ihnen. Ihre Nervosität verwandelte sich in Begeisterung. Sie hatten es
geschafft! Sie gehörten zu ihnen! Ein jubelnder Mann klopfte Amy auf die Schulter und riss sie in seiner Begeisterung beinahe um.
Langsam und möglichst unauffällig entfernte sie sich von dem enthusiastischen Fan, als sie das Schild sah:
Mozart! Natürlich hatte der Janus-Zweig eine Abteilung, die sich nur mit ihrem berühmtesten musikalischen Mitglied beschäftigte.
Sie suchte Dans Blick und nickte unauffällig mit dem Kopf in Richtung des Schildes. Er nickte ebenfalls. Wie üblich schien Mozart der Schlüssel zu sein.
Da alle sich wieder auf die Darbietungen konzentrierten, war es für sie ein Leichtes, aus dem Lichthof hinauszuschleichen und einem weiteren Korridor, der mit Kunstwerken ausgehängt war, zu folgen.
Sie kamen an einer Reihe seitlich abzweigender Galerien vorbei, die sich weiteren Janus-Cahills widmeten, bevor
sie an einen Durchgang mit der Aufschrift MOZART kamen: WOLFGANG, ANNA MARIA, LEOPOLD.
»Wer ist Leopold?«, wollte Dan wissen.
»Ihr Vater«, wusste Amy. »Er war ebenfalls ein berühmter Musiker. Aber er verschrieb sich vollständig dem Bemühen, die Talente seiner Kinder zu fördern - vor allem Wolfgangs.«
Das Zimmer war kleiner, doch es hätte sich auch in einem der Mozartmuseen befinden können, die sie besucht hatten, denn es war ebenfalls mit eleganten Musikinstrumenten und Möbeln aus dem 18. Jahrhundert ausgestattet.
»Das hier könnte die Mozarthäuser so was von an die Wand mozarten«, stellte Dan fest, während er eine Wand betrachtete, die vom Boden bis zur Decke nur aus Glasvitrinen bestand, in denen handgeschriebene Notenblätter ausgestellt waren.
Zweifelnd warf er einen Blick auf einen dicken Band im untersten Regalbrett. »Was ist das? Sieht aus wie ein Buch von Mozarts Vater.«
» Versuch einer gründlichen Violinschule . Im 18. Jahrhundert war das das bekannteste Geigenlehrbuch auf der ganzen Welt.« Sie sog scharf die Luft ein. »Dan, und hier, das muss das Cembalo sein, auf dem Mozart spielte, als er drei Jahre alt war! Denk mal drüber nach: In dem Alter hast du noch Windeln getragen, und dieser kleine Fratz hat auf die Tasten gedrückt und Noten gesucht, ›die einander gern haben‹.«
»Vielleicht hat Mozart ja auch noch Windeln angehabt«, entgegnete ihr Bruder beleidigt. »Nur weil man ein Genie ist, muss das nicht heißen, dass man einen Nachttopf benutzen kann.«
Amy ließ ihren Blick über die Ausstellungsstücke schweifen. Er blieb an einem Glaskasten hängen, der in der Mitte des Raums stand. Darin waren drei vergilbte Seiten ausgestellt, die mit einer geschwungenen Handschrift beschrieben waren.
Mit einer sehr vertrauten Handschrift …
»Die fehlenden Seiten! Die Seiten, die aus Nannerls Tagebuch herausgetrennt worden waren!«
Dan tauchte neben ihr auf. »Was steht drauf?«
Sie sah ihn fassungslos an. »Sie sind auf Deutsch, du Trottel. Wir müssen sie hier rausholen und sie Nellie zeigen.«
»Das Kunststück will ich sehen«, erwiderte ihr Bruder bissig. Er zeigte auf ein seltsames Gerät, das mit der Vitrine verbunden war. Eine kleine Ablage aus weißem Porzellan war unter einer hellen Lichtquelle montiert. »Ich habe Bilder von diesen Dingern im Internet gesehen. Das ist ein Netzhautscanner. Du legst dein Kinn auf die Ablage und das Licht liest deinen Augapfel.«
Das musste Amy erst einmal verdauen. »Vielleicht klappt es mit unseren Augäpfeln. Vier Familienzweige - die Chancen stehen eins zu vier, dass wir Janus-Netzhäute haben.«
»Und drei zu vier, dass wir geröstet werden. Amy, diese
Typen hier hängen Zillionen-Dollar-Gemälde einfach an die Wand, und wir sollen die einzige Sache klauen, die sie unter höchsten Sicherheitsstandards aufbewahren? Ich kapier es zwar nicht, aber es ist doch ziemlich offensichtlich, dass wir eine hässliche Zeche zahlen müssen, wenn wir versuchen, uns diese Seiten unter den Nagel zu reißen, und dabei erwischt werden.«
Amy trat einen Schritt zurück. Ohne Frage gingen die Cahills immer aufs Ganze. Wenn unbegrenzte Macht der Einsatz in diesem Wettbewerb war, war dann das Risiko, sein Leben aufs Spiel zu setzen?
Ihre angsterfüllten Gedanken wurden von einer wohlbekannten Stimme unterbrochen, die vom Gang aus zu ihnen hereindrang: »Das hier ist alles der letzte Schrei, yo, Mann! Mom hat mir nie gesagt, dass auch all diese Mega-Genies Cahills waren …«
Vierzehntes Kapitel
Dan erbleichte bis hinter beide
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