Die 39 Zeichen 02 - Mozarts Geheimnis
Janus-Leute ist.«
Dan war verwirrt. »Wer bringt eine Kommandozentrale in einer Kunstgalerie unter?«
Und plötzlich wusste es Amy einfach. Es war, als hätte sich ein Puzzle aus 1000 Teilen auf einmal im Bruchteil einer Sekunde wie von Geisterhand zusammengesetzt. In einem Moment gab es nichts als Verwirrung; im nächsten Augenblick breitete sich ein vollständiges Bild vor ihr aus.
»Was wäre, wenn jeder Zweig der Familie eine bestimmte Fähigkeit hätte?«, stieß sie leise hervor. »Erinnere dich, die berühmten Lucians waren zum Großteil politische Machthaber, große Generäle, Geheimagenten und Spione. Und was haben all diese Karrieren miteinander gemeinsam? Strategie, Kalkül, Taktik - vielleicht sind das ja die Talente der Lucians!«
»Okay, aber das hilft uns hier immer noch nicht weiter …« Doch plötzlich begriff es auch Dan. »Du meinst also, der Janus-Zweig steht für die Künstler?«
Amy nickte eifrig. »Leute wie Mozart, ein großer Musiker. Und Rembrandt und Picasso …«
»Und Jonah Wizard!«, fügte Dan aufgeregt hinzu. »Ich meine, ich finde, dass er wirklich schlecht ist, aber immerhin ist er Sänger.«
»Das hier ist eine große Sache! Jonah ist aus einem bestimmten Grund hierhergekommen. Wir müssen herausfinden, was es ist, und es uns dann vor ihm schnappen.«
»Vergisst du dabei nicht eine Kleinigkeit? Jonah ist ein Janus«, stellte Dan fest. » Er darf hier sein. Wir nicht.«
»Grace hat uns niemals verraten, welchem Zweig wir angehören. Es könnten die Janus’ sein. Ich spiele Klavier.«
»Finde dich damit ab, Amy. Du bist eine Niete am Klavier. Und ich kann nicht einmal mit einem Lineal eine gerade Linie zeichnen. Wir sind ungefähr so große Künstler wie ein Paar Eishockeypucks.«
Seine Schwester seufzte. »Okay, werden wir eben vorsichtig sein. Sie müssen ja nicht erfahren, dass wir hier sind.«
Sie machten sich auf den Weg den Gang entlang, kamen an Gemälden großer Meister von van Gogh bis Andy Warhol vorbei. Der Gang war kurvig, der Boden leicht abschüssig.
»Das ist verrückt«, staunte Dan. »Es ist, als würden wir uns in Serpentinen immer weiter in die Erde hineinbewegen.«
Vielleicht ist das der Grundriss des Hauptquartiers«, vermutete Amy. »Sie hatten nicht viel Platz, also haben sie den Ort wie einen Korkenzieher entworfen. Wenn zu ihnen die besten Künstler gehören, gibt es unter ihnen mit Sicherheit auch die besten Architekten.«
Er nickte. »Verkaufe einfach ein paar deiner 50-Millionen-Dollar-Gemälde und du hast genug Geld, um zu bauen, was immer du willst. Du könntest auch eine Privatarmee anheuern …« Er sah plötzlich nervös aus. »Die haben hier keine Privatarmee, oder?«
Amy konnte nur ratlos den Kopf schütteln. Bei diesem Wettbewerb war die einzige Sache, auf die man sich wirklich 100-prozentig verlassen konnte, dass die Cahill-Familie unberechenbar war.
Und man darf niemals die Macht unterschätzen, die einem gegenübersteht.
Der Korridor wurde breiter und mit einem Mal stand vor ihnen ein Kampfflugzeug aus dem Ersten Weltkrieg in Originalgröße, ein Doppeldecker mit einem Propeller und fest installierten Maschinengewehren. Auf beiden Seiten war ein Indianerkopf aufgemalt.
Amy betrachtete es verwirrt. »Vielleicht irgendeine Art moderner Kunst?«
Dan hatte die Augen aufgerissen. »Das hier ist kein Kunstwerk, Amy - das ist das tollste Ding, das ich jemals in echt gesehen habe!«
»Ein richtiges Flugzeug?«
»Nicht irgendein Flugzeug - das hier ist die Nieuport 11, mit der Raoul Lufbery geflogen ist! Einer der größten fliegenden Trümpfe im Ersten Weltkrieg! Nur« - er legte die Stirn in Falten - »ich dachte, Janus sei der Zweig der Künstler, nicht der der Kampfpiloten.«
»Ich nehme an, das hängt davon ab, wie man Künstler definiert«, überlegte Amy. Sie zeigte auf eine Vitrine an der Wand, in der eine Sammlung von Armbrüsten und Gewehren ausgestellt war. »Bogenschießen, Zielschießen, Luftkampf. Im Radio haben sie Houdini erwähnt, der ein Entfesselungs künstler war.«
»Niedlich«, sagte Dan. »Dieser Janus-Zweig fängt an, mir zu gefallen.«
»Dan - komm mal hier her!« Amy hielt die verchromten Türen eines Aufzugs auf, der sich hinter dem Cockpit-Modell eines F15-Bombers befand.
Er sauste zu ihr hinüber und betrachtete die Leuchtanzeige der verschiedenen Stockwerke. »Wohin sollen wir fahren? Bildhauerei … Film … Strategische Planung? Wofür braucht man in einem Kunstmuseum eine strategische
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